Rechtsextreme werben online geschickter um neue Anhänger

Berlin (dpa) - Neonazis haben längst die Möglichkeiten des Internets und sozialer Netzwerke für sich entdeckt. Doch dabei gehen sie immer geschickter vor: Sie kaschieren häufig ihre rechte Gesinnung und wollen so besonders Kinder und Jugendliche anlocken.

Werbung von Rechtsextremen im Internet ist immer häufiger nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen. Im Web und in sozialen Netzwerken verschleiern sie häufig ihre rechte Gesinnung, berichteten Experten in Berlin. „Das ist nicht mehr so plump“, sagte Jürgen Brautmeier, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten. „Man erkennt es nicht mehr so einfach.“

Rechtsextreme gäben sich als Verfechter vermeintlich harmloser Themen wie Tierschutz oder der strengeren Bestrafung von Straftaten gegen Kinder aus. „Das sind Anliegen, die sich die Rechtsextremen zu eigen machen, mit denen sie erstmal Sympathisanten locken“, sagte Brautmeier. 2011 seien mehr als 1600 deutschsprachige Webseiten und Portale mit rechtsextremen Inhalten gezählt wurden. Eltern und Lehrerinnen sollten mit Kindern darüber sprechen, welche Webseiten sie im Internet aufrufen und ob sie dort auf fragwürdige Inhalte stoßen. Dazu hat die EU-Initiative „klicksafe“ Unterrichtsmaterialien zusammengestellt.

Im Zweifel sollten Menschen fragwürdige Einträge an die Landesmedienanstalten, die Polizei oder Webseiten wie jugendschutz.net melden. Den Betreibern sozialer Netzwerke riet er, rechtsextreme Inhalte zu entfernen, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden. Ähnlich äußerte sich Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). „Ich appelliere an die Zivilgesellschaft und auch die Betreiber solcher Netzwerke: Kein "like" für Neonazis“, erklärte sie.

Es gehöre zur Strategie von Rechtsextremen, im Internet ihre Gesinnung zu kaschieren, bestätigte Christiane Schneider von jugendschutz.net. Sie bedienten sich populärer Jugendkultur, über Musikvideos sollen neue Anhänger gewonnen werden. „Sie versuchen, so zu scheinen, dass es erstmal Neugier weckt“, sagte sie.

Deswegen sollten Jugendliche mit ihren Freunden sprechen, wenn sie sich über etwas im Internet wundern, sagte Hans Sarpei. Der ehemalige Bundesligaspieler ist für seine Aktivitäten auf sozialen Netzwerken bekannt, auf Twitter und Facebook hat er mehr als 300 000 Fans um sich geschart. Der dunkelhäutige Spieler berichtete, dass früher Zuschauer bei seinen Fußballspielen Affengeräusche gemacht oder Bananenschalen geworfen hätten.

Er rief Jugendliche auf, gegen rechtsextreme Inhalte vorzugehen. „Sie sollten das melden und zeigen, dass diese Seite nicht korrekt ist“, sagte er. Auch seine Fans schritten bei Anfeindungen im Internet ein. Er wolle Menschen sagen, „dass sie was dagegen tun müssen und nicht nur hinschauen, sondern dann auch handeln.“

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