Neugierige Standortsammler vom Smartphone werfen

Mainz (dpa/tmn) - Die NSA greift nach aktuellen Enthüllungen weltweit auf Standortdaten von Handys zu. Wehren können sich Nutzer dagegen nicht. Allerdings interessieren sich neben Sicherheitsbehörden auch Unternehmen dafür, wo man gerade ist - und dagegen ist durchaus ein Kraut gewachsen.

Smartphone-Nutzer sollten darauf achten, dass sie nicht jeder App ihren Standort mitteilen. Denn dafür interessieren sich nicht nur Anwendungen wie Karten oder Navis, die solche Daten brauchen, um zu funktionieren. Auch andere Programme sind in dieser Hinsicht neugierig. „Wir wissen, dass es Apps gibt, die den Standort an Unternehmen schicken, die sich auf Datensammlung spezialisiert haben“, sagt Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Verhindern können Nutzer das, indem sie genau prüfen, welche Rechte sich das Programm einräumt. Android weist darauf schon bei der Installation hin, lässt einem aber keine Wahl. Dagegen fragen iOS-Geräte beim ersten Start einer App nach.

Aller Datensammelei ist damit aber kein Ende gesetzt: Die Sammlung von Ortungsdaten durch die NSA, die zurzeit diskutiert wird, funktioniert zum Beispiel unabhängig von Apps und auch auf regulären Handys, die keine Smartphones sind. Verbraucher können sich dagegen also kaum wehren, gegen kommerzielle Datenkraken aber schon.

„Das ist ein Geschäft“, erklärt Verbraucherschützer Gollner. „Ich muss immer abwägen, ob ich für meine Daten eine Leistung bekomme, die wertvoll genug ist.“ Allerdings sei das oft schwer einzuschätzen: „Wir wissen nicht genau, was mit den Daten passiert.“ Wahrscheinlich ist aber, dass Unternehmen mit den Daten Profile für personalisierte Werbung bilden: Wer sich oft in Schuhgeschäften aufhält, bekommt häufiger entsprechende Anzeigen beim Surfen zu sehen, in der Fußgängerzone gibt es auf dem Handy Werbung für Läden der Umgebung.

Für viele Verbraucher sei das allein noch nicht so schlimm, so Gollner: „Die denken dann, dass sie das ignorieren können.“ Allerdings könne die Profilbildung auch eine diskriminierende Wirkung haben, weil bestimmte Kunden zum Beispiel keine Sonderangebote mehr sehen: „Für die Firmen sind sie dann einfach nicht mehr interessant.“ Theoretisch besteht außerdem die Gefahr, dass zum Beispiel Auskunfteien die Daten nutzen - mit negativen Folgen für die Kreditwürdigkeit des Nutzers.

Wer das verhindern will, muss genau aufpassen, ob eine App Standortdaten sammelt. „Das Problem ist, dass das bei Android eine Alles-oder-Nichts-Frage ist“, klagt Gollner. Das bedeutet: Der Nutzer kann keine einzelne Datenabfrage verhindern - ist eine App ihm zu neugierig, muss er auf die Installation ganz verzichten. Und selbst bei zurückhaltenden Programmen kann sich der Datenhunger später per Update vergrößern. Darauf weist Android aber vor dem Download einer neuen Version hin.

Nachträglich verbieten lässt sich die Nutzerortung im Google-System nicht - dann hilft nur, die App ganz vom Smartphone zu werfen. „Sie können ihr Smartphone höchstens in den Flugzeugmodus schalten“, sagt Gollner. „Es ist allerdings gut möglich, dass die App dann gar nicht mehr funktioniert.“ Das GPS zu deaktivieren, hilft nur in manchen Fällen: Theoretisch können Apps den Standort des Nutzers auch per WLAN bestimmen. Das iPhone-Betriebssystem iOS erlaubt es, die sogenannten Ortungsdienste für alle Apps oder nur für einzelne Programme zu sperren.

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