Mobiles Einkaufen wird zum Alltag

Barcelona (dpa) - Smartphones werden zum Einkaufsgerät. Im US-Markt, der eine Vorreiterrolle spielt, kauft fast jeder Dritte Smartphone-Nutzer von seinem mobilen Gerät ein.

Und 78 Prozent nutzen ihre Mobiltelefone in Einkaufsläden, wie der Marktforscher Nielsen am Mittwoch auf dem Mobile World Congress in Barcelona betonte. Dabei nutzten sie ihre Computer-Handys allerdings oft, um nach dem günstigsten Preis für ein Produkt zu suchen und es dann online zu kaufen. IT-Unternehmen stellen in Barcelona Dienste vor, mit denen Händler ihre Kunden zurückgewinnen könnten.

So bietet die Handelsplattform Ebay ihren Partnern an, sie zu informieren, wenn ein angemeldeter Kunde im Laden einen bestimmten Strichcode einscannt. „Sie können ihm dann sofort im Shop ein Gegenangebot machen, das ihn vielleicht überzeugt“, erklärte der für Innovationen zuständige Ebay-Manager Steve Yankovich. Bei solchen Apps arbeite Ebay zudem daran, dass Produkte nicht nur per Einscannen des Strichcodes, sondern auch über ein einfaches Foto erkannt werden.

Der amerikanische Telekom-Riese AT&T kann seinen Mobilfunk-Kunden automatisch Rabatt-Gutscheine anzeigen, wenn sie ein Geschäft betreten. Der Chef des Mobil-Geschäfts beim Rabattcoupon-Spezialisten Groupon, David Katz, betonte, die Smartphones mit ihren Ortungsinformationen gäben Restaurants und Geschäften ganz neue Möglichkeiten, potenzielle Kunden anzusprechen. Dabei könnten die Angebote auch an den Geschmack der Nutzer angepasst werden.

Die Einzelhandelsbranche hofft dabei auch auf den Nahfunk-Standard NFC, mit dem kontaktloses Bezahlen per Handy oder entsprechender Bankkarte umgesetzt werden kann. Schätzungen zufolge werden in Deutschland 50 Prozent der Smartphones NFC-tauglich sein, sagte Ercan Kilic vom deutschen Dienstleister GS1.

Ebay wolle aber über das Bezahlen hinausgehen und letztlich die Schranken zwischen verschiedenen Einkaufswelten niederreißen, betonte Yankovich. „Wir wollen alle möglichen Wege abdecken, auf denen Sie etwas kaufen können, von jedem der es anbietet, egal ob online oder im Geschäft. Und dann bringen wir es an jeden Ort bringen, an dem Sie es gerade haben wollen.“ Das kann zu Hause sein - oder zum Beispiel aber auch das Restaurant, in dem man sich gerade aufhält.

Smartphones werden in Deutschland unterdessen immer mehr zum Statussymbol. Der Anteil hochwertiger Spitzengeräte sei seit 2010 stabil und liege bei 25 bis 30 Prozent - bei stark steigender Nachfrage, sagte André Lönne, Deutschland-Chef des taiwanischen Herstellers HTC, am Mittwoch auf dem Mobile World Congress in Barcelona der dpa. Insgesamt machten Smartphones schon 75 Prozent des Handy-Marktes in Deutschland aus. „Und ich glaube nicht, dass dieser Trend zurück geht.“

Android-Chef Andy Rubin warnte Samsung in Barcelona davor, die wachsende Marktmacht für den Aufbau einer isolierten eigenen Plattform zu nutzen. Es sei zwar eine natürliche Entwicklung, dass ein großer Hersteller wie Samsung auch Alternativen zu Android auslote, sagte der Google-Manager. Ein Alleingang eines einzelnen Herstellers wäre aber eine Insellösung. „Und mein Rat ist: Bauen sie keine Inseln, sie funktionieren nicht mehr. Sie müssen Ökosysteme aufbauen, die verschiedenen Herstellern offenstehen.“

Zugleich glaubt Rubin nicht, dass sich Samsung auch als größter Smartphone-Hersteller ganz von dem bei Google entwickelten Android-System verabschieden könnte. „Es gibt in jedem Haushalt immer mehr Geräte verschiedener Hersteller, die mit Android laufen“, betonte er. Und das Google-Betriebssystem sei dabei die gemeinsame Grundlage. „Es ist zu so einer mächtigen Kraft geworden, dass es schwer ist, darauf zu verzichten.“

Android - ein Betriebssystem, dass Google allen Herstellern kostenlos zur Verfügung stellt - beherrscht den Smartphone-Markt derzeit mit einem Anteil von rund 70 Prozent. Samsung gelingt es am besten, diese Welle zu reiten: Rund jedes dritte weltweit verkaufte Computer-Handy kommt von den Südkoreanern. Sie sind damit mit Abstand erfolgreicher als andere Android-Anbieter.

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