„Le Monde“ ehrt Assange - der lobt die Deutschen

Paris/Washington (dpa) - Hohe Ehren für Wikileaks-Gründer Julian Assange: Die Zeitung „Le Monde“ kürt ihn zum „Mann des Jahres“, das Magazin „Paris Match“ veröffentlicht ein vierseitiges Interview, in dem Assange neue Enthüllungen andeutet.

„Wir haben erst ein Fünfzigstel unserer Mission erfüllt“. Der US-Geheimdienst CIA will in einer Arbeitsgruppe die Auswirkungen der Veröffentlichung von Geheimmaterial untersuchen. Besonderes Lob fand Assange in dem Interview mit „Paris Match“ für die Deutschen. Mit Blick auf die teilweise herbe Kritik gegen ihn in Frankreich, meinte der 39-jährige Australier: „Die Deutschen haben wegen ihrer Vergangenheit eine ganz andere, nuanciertere Art darauf zu antworten. Deren Antwort lautet: 'Für eine transparente Regierung, gegen transparente Bürger!'“

Assange lebt derzeit unter strengen Auflagen in Großbritannien. Er kam dort gegen Kaution aus der Haft. Assange richtete scharfe Kritik an die US-Regierung. „Das amerikanische System nähert sich dem sowjetischen Modell.“ Er hielt Washington vor, Finanzinstitutionen wie Visa, MasterCard, PayPal oder die Bank of America für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Er bezifferte den Verlust von Wikileaks allein durch die von MasterCard verfügte Sperre auf 80 000 Euro pro Tag.

Die Möglichkeit eines Spionageverfahrens in den USA nehme er Ernst. „Das ist eine rein politische Sache“. Für Wikileaks ändere sich aber nichts. „Wir haben keine Wahl: entweder veröffentlichen oder untergehen.“

„Le Monde“ widmete in ihrem Magazin Assange die Titelseite. Das Blatt hatte gemeinsam mit anderen internationalen Medien von Wikileaks veröffentliche vertrauliche US-Depeschen ausgewertet. Umfragen der Zeitung unter seinen Lesern ergab, dass 56 Prozent hinter Assange stehen.

In einem Interview mit dem TV-Sender MSNBC wehrte sich Assange gegen teilweise heftige Kritik in den USA. Er nannte die beiden republikanischen Politiker Sarah Palin und Mike Huckabee „Idioten, die sich einen Namen machen wollen“. Es gebe eine politische Hetzjagd gegen ihn. Es könne nicht geduldet werden, „dass hochrangige Leute im landesweiten Fernsehen dazu aufrufen, das Rechtssystem zu umgehen und illegal Menschen zu ermorden“. Huckabee hatte zur Todesstrafe für denjenigen aufgerufen, der die Geheimdaten an Wikileaks weitergegeben haben könnte.

Mit der CIA-Arbeitsgruppe zu Wikileaks will CIA-Direktor Leon Panetta erfahren, ob die Geheimdiensttätigkeit durch die Enthüllungen in irgendeiner Art kompromittiert worden sei. Konkret gehe es um eine Überprüfung möglicher Auswirkungen der Wikileaks- Dokumente auf die Auslandsbeziehungen oder -einsätze der CIA, zitierte der TV-Sender CNN den CIA-Sprecher George Little.

Die Internetplattform hat zuletzt Hunderte von geheimen Depeschen von US-Diplomaten in aller Welt veröffentlicht und damit dem US- Außenministerium viele peinliche Momente beschert. Teilweise haben die an die Öffentlichkeit geratenen vertraulichen Informationen die Beziehungen der USA zu anderen Staaten belastet.

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