Internet: Das Web-Geschäft mit „kz.de“

Der Domain-Inhaber hat auf die öffentliche Kritik reagiert.

Frankfurt. Die neuen Vergaberegeln bei den Internetadressen, die auch zwei Buchstaben erlauben, haben einen regelrechten Ansturm auf die neuen Domain-Namen ausgelöst. Nach den ersten drei Tagen wurden laut der Registrierungsstelle Denic bereits 35000 Kurzadressen vergeben. Allerdings: Darunter sind auch Domains mit brisanten Kürzeln wie "kz.de" oder "ss.de".

Dass auch Kürzel vergeben werden, die in der NS-Zeit verwendet wurden, sieht Denic-Pressesprecher Michael Schleicher nicht als Problem: "Wir haben uns bewusst für eine Freigabe entschieden. Die Begriffe können in Kombination mit entsprechenden Inhalten durchaus der Aufklärung dienen." Die inhaltliche Kontrolle sei nicht Aufgabe der Registrierungsstelle, sondern der entsprechenden Behörden. "Wir verstehen uns nicht als Wächter der Inhalte", erklärte Schleicher unserer Zeitung.

Domain-Inhaber, die sich über Internet-Provider Adressen mit Nazi-Kürzeln gesichert haben, stehen derzeit nicht nur wegen möglicher rechtsextremer Inhalte in der öffentlichen Kritik. Mit den eingängigen Adressen lassen sich auch Geschäfte machen: Die Betreiber können zumindest darauf spekulieren, auch Klicks von Internet-Nutzern abzugreifen, die unter der Adresse etwas anderes erwartet haben.

Der Domain-Inhaber von "kz.de", ein Gastronom aus Schleswig-Holstein, hat bereits auf die Kritik reagiert: Wer noch am Montag auf "kz.de" klickte, gelangte auf eine Seite, die mit gesponsorten Links zugepflastert war - blinkende Banner, die Produkte bewerben und den User mit einem Klick auf weitere Internetseiten führen. Die Domain war bei dem deutschen Domain-Händler NameDrive geparkt, der ungenutzte Internetseiten durch thematisch passende Werbelinks zu Geld macht. "Domain-Händler sind eine Kundengruppe, die Internetseiten mit interessanten Namen übernimmt, um sie später zielgruppengerecht weiterzuverkaufen", erklärt Michael Schleicher von Denic.

Zwischenzeitlich wurde dem Internetnutzer der Zugriff auf "kz.de" verweigert. Seit gestern Morgen ist die Seite wieder verfügbar, NameDrive und Werbe-Banner sind verschwunden. "Anlässlich des aktuellen Medienrummels ist die Zukunft dieser Domain ungewiss", heißt es auf der Startseite. "Sicher ist, dass sie nicht für dunkle Zwecke verwendet wird." Der Nutzer wird zudem aufgefordert, sich zu äußern, wofür er die Seite unter der Kurzadresse nutzen würde. Laut Internetseite ist die Mehrzahl für eine Gedenkseite oder ein Begegnungsforum.

Die Registrierungsstelle Denic hatte mit der Vergabe der Kurzadressen auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt reagiert, das einer Klage des Autoherstellers VW stattgegeben hatte. In anderen Ländern sind zweistellige Domain-Namen bereits erlaubt.

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