Hintergrund: Wo Wikipedia in die Irre führte

Berlin (dpa) - Viele Wikipedia-Artikel sind genau so akkurat wie ihre Gegenstücke im Brockhaus oder der Encyclopaedia Britannica. Die Autorengemeinschaft pflegt aktuelle Ereignisse nicht selten binnen kürzester Zeit ein und bügelt Fehler meist schnell wieder aus.

Wenn die „Weisheit der Vielen“ versagt, kann es allerdings zu peinlichen Pannen kommen. Einige Schnitzer im Überblick.

FALSCHE NAMEN: Der Freiherr zu Guttenberg hat viele Vornamen. Wilhelm gehört aber nicht dazu. Als der CSU-Politiker im Februar 2009 Wirtschaftsminister wurde, mogelte ein anonymer Scherzbold in dessen Wikipedia-Biografie neben den zahlreichen anderen Namen eben auch den Wilhelm rein. Dieser Fehler stand zwar nicht lange auf der Seite, zahlreiche Medien übernahmen ihn aber offenbar ungeprüft aus dem Online-Lexikon.

FALSCHE VERDÄCHTIGUNGEN: Der amerikanische Journalist John Seigenthaler stellte im September 2005 schockiert fest, dass ihm in der Wikipedia eine Verwicklung in die Ermordung von John F. Kennedy und dessen Bruder Bobby unterstellt wurde. Die Behauptung stand monatelang unwidersprochen online. Der Fall führte zu heftigen Kontroversen unter den Wikipedianern, wie das Lexikon zuverlässiger werden kann.

POLITISCHE GRABENKÄMPFE: Die Parteizentralen messen Wikipedia große Bedeutung zu - und legen daher oft selbst Hand an. 2007 wurde von einem Rechner der hessischen CDU-Zentrale aus der Eintrag über den grünen Landespolitiker Tarek Al-Wazir bearbeitet. Die Union verwies auf einen Praktikanten. Ein Jahr später versuchte ein unbekannter Autor, die US-Politikerin Sarah Palin in ein besseres Licht zu rücken, indem er die wenig schmeichelhafte Passage über ihren Spitznamen „Sarah Barracuda“ löschte. Die Community sperrte den Eintrag zwischenzeitlich für Bearbeitungen.

GESCHÖNTES IMAGE: Auch Unternehmen haben immer wieder versucht, die Einträge über sich oder ihre Produkte zu schönen. Microsoft etwa löschte eine kritische Passage über die Fehleranfälligkeit seiner Spielkonsole Xbox 360. Der Ölkonzern Chevron-Texaco ließ gleich einen ganzen Text über Biodiesel verschwinden. Die Manipulationen fielen aber auf - ein Instrument namens Wikiscanner konnte die Veränderungen auf die Anbieter zurückführen.

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