Hintergrund: Wie Google mit Street View Geld verdienen kann

Hamburg/Berlin (dpa) - Alle Proteste und Drohungen haben Google nicht gestoppt: Seit gestern ist der umstrittene Panorama-Dienst Street View online. Die Hartnäckigkeit des Internetkonzerns kommt nicht von ungefähr.

Deutschland ist ein wichtiger Markt.

Und die Straßenansichten sind wichtig, um die Milliarden-Einnahmen aus der Online-Werbung weiter zu steigern. Google äußert sich nicht zu den Kosten, man darf aber davon ausgehen, dass Street View ein teures Unterfangen war. Die hohen Investitionen will das Unternehmen über einen Umweg hereinholen: Die Straßenansichten sollen den Kartendienst Maps attraktiver machen.

„Es ist unser Ziel, eine neue Form von Karten zu liefern, die viel anschaulicher und realitätsgetreuer ist“, sagte Google-Sprecher Kay Oberbeck am Freitag. In den 26 anderen Ländern, in denen Street View bislang verfügbar ist, sei die Nutzung von Google Maps auch „auf lange Sicht“ um durchschnittlich 20 Prozent gestiegen. Mehr Nutzer bedeutet: Mehr Möglichkeiten, Werbung zu verkaufen.

Gerade ortsbezogene Anzeigen sind ein wichtiger Trend im Online-Marketing. Die Kartendienste im Internet sind für die Werbebranche eine wichtige Plattform. Smartphones verstärken diesen Trend: Die Alleskönner-Handys sind zum Massenprodukt geworden. Immer mehr Nutzer setzen auf Google Maps und Co, um dem Weg zu finden oder ein nettes Café zu finden - und klicken bei der Suche auf eingeblendete Anzeigen. Nicht zuletzt soll Street View das Navigationssystem verbessern, das auf Handys mit dem Google-Betriebssystem Android kostenlos installiert ist.

Street View ist zudem eine Reaktion auf den Wettbewerb. Auch andere Unternehmen arbeiten an der Landkarte 2.0. Microsoft etwa reichert seinen Dienst Bing Maps mit Bildern aus der Vogelperspektive an. Die Nokia-Tochter Navteq ahmt Google nach und hat im Frühjahr begonnen, Straßen abzufotografieren - zunächst in den USA, testweise auch in Frankreich und Großbritannien.

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