„Goldene Blogger“: Preise für Journalist Gutjahr und Bloggerin Hingst

Es gibt nicht nur Hass und Fake News im Netz, sondern auch jede Menge Gutes. Das wollen die Veranstalter der „Goldenen Blogger“ zeigen. In Berlin wurden die besten Blogs sowie besondere Auftritte bei Twitter, Instagram und Co. ausgezeichnet.

Der Journalist und Blogger, Richard Gutjahr bekam einen Sonderpreis für seinen Kampf gegen Hass im Netz. Foto: Archiv

Der Journalist und Blogger, Richard Gutjahr bekam einen Sonderpreis für seinen Kampf gegen Hass im Netz. Foto: Archiv

Foto: Tobias Hase

Berlin. Die Autorin Marie Sophie Hingst ist bei der Verleihung der „Goldenen Blogger“ zur Bloggerin des Jahres gekürt worden. Beim Online-Voting stimmten Tausende Internetnutzer am Montagabend für die Verfassserin des Blogs „Read on my Dear, read on“. „Der Preis ist nicht nur eine Auszeichnung für mich, sondern für alle Leute, die kleine, persönliche, unkommerzielle Geschichten im Netz erzählen, oft auch unter großen Anfechtungen“, sagte sie. Die 30-Jährige setzte sich in der Königskategorie gegen die Medienjournalisten Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz von Übermedien.de sowie den Inklusionsaktivisten Raul Krauthausen durch.

Bei der Preisverleihung in Berlin erzählte Hingst, dass sie dem seit fast einen Jahr in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel jeden Tag schreibe. Statt etwas aus ihrem Blog vorzutragen, las sie ihre heutige, sehr anrührende, 318. Postkarte vor. „Ich glaube ganz fest daran, dass die Journalisten in der Türkei unsere Solidarität und unsere Worte brauchen“, erklärte sie.

Bei den „Goldenen Bloggern“ werden die besten Blogs, aber auch Instagram- und Twitter-Auftritte gekürt. In knapp 20 Kategorien wurde per Saal-, Online- und Jury-Voting abgestimmt. Dahinter stehen die Blogger Christiane Link, Daniel Fiene, Franziska Bluhm und Thomas Knüwer, die auch die Jury bilden. „Wenn man sich näher mit dem Netz beschäftigt, bekommt man eine Art Depression. Man hat den Eindruck, überall gibt es nur Fake News und Hate Speech“, so Fiene. „Wir zeigen, dass es auch gute Seiten gibt.“

Ein Jury-Sonderpreis ging an den Journalisten Richard Gutjahr für seinen Kampf gegen Hass im Netz. Verschwörungstheoretiker hetzen gegen ihn, seitdem er 2016 Zeuge des Terrorattentats in Nizza und des Amoklaufs am Olympia-Einkaufszentrum München geworden war. Laut Jury ist sein Engagement beispiellos und zeigt die Abgründe im Internet. Der Preis solle auch zum Durchhalten motivieren. Gutjahr selbst war bei der Verleihung nicht anwesend.

Per Publikumsabstimmung und Applaus-Messgerät wurde Gavin Karlmeier von „Wir reden“ zum besten Newcomer gewählt. Der Instagram-Account des Jahres ging an die Staatsoper Berlin. Juna Großmann von „irgendwie jüdisch“ wurde per Online-Voting in der Kategorie Nischen-Blogger ausgewählt. Der Antisemitismus werde immer schlimmer, „deshalb brauchen wir Euch“, appellierte sie.

Im Bereich Twitter-Account des Jahres gewann User Norman für „Dein Therapeut“. Der 24-Jährige bewegte das Publikum, als er berichtete, wie er dank Twitter seinen obdachlosen Vater wiedergefunden hat. Zum Blogger mit Engagement bestimmte die Community das Kinderarzt-Blog „Der Kinderdoc“. Der Antipreis „Blocker des Jahres“ ging an FDP-Chef Christian Lindner für seine Jamaika-Blockade.

Zum Social-Media-Sportler des Jahres kürte die Jury Fußball-Profi Mats Hummels. Zum Blogger ohne Blog wählten die Juroren den Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner, der sich gegen Thomas Gottschalk und Boris Becker durchsetzte. „Döpfner hat in diesem Jahr gezeigt, wie man öffentliche Diskussionen auslöst und prägt“, erklärte Link. Sowohl Döpfner als auch Hummels bedankten sich per Videobotschaft.

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