Generation Gameboy brachte das mobile Spielen auf den Weg

Stuttgart (dpa) - Er war damals sechs und erinnert sich an geheime Spiele im Bett. „Diese Zeit, in der die größte Sorge darin bestand, nachts nicht von der Mutter mit dem Game Boy unter der Decke erwischt zu werden...“, schreibt der Twitterer mit dem Nutzernamen „Christhulu“ im Kurznachrichten-Kanal.

Generation Gameboy brachte das mobile Spielen auf den Weg
Foto: dpa

Vor 25 Jahren erfand der japanische Spielekonzern Nintendo den Gameboy, der mit dem Spiel „Tetris“ auf den Markt kam. Es war der Grundstein für das Spielen unterwegs, und eine Spielewelle schwappte in den folgenden Jahren über die Kontinente - das große mobile Rumdaddeln hatte begonnen.

Der 27-Jährige Hobby-Blogger erinnert sich an sein erstes Gerät, 1992. Als Sechsjähriger spielte „Christhulu“ die Nächte heimlich mit einer aufsteckbaren Bildschirmlupe durch - mit Abenteuerspielen wie „Wario Land“ oder „Donkey Kong Country“. Tagsüber war er auf dem Spielplatz.

Diese Generation, die mit dem Gameboy aufwuchs, ist erwachsen geworden und nutzt heute das Smartphone. Und auch damit wird gespielt: Mehr als fünf Millionen Menschen haben sich zum Beispiel die Spiele-App „Quizduell“ heruntergeladen.

Der Gameboy sei in dieser Entwicklung der Beginn hin zur mobilen Nutzung gewesen, sagt Peter Vorderer, Professor für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Mannheim.

Die Entwicklung erreichte mit der Vorstellung des iPhone 2007 einen neuen Höhepunkt: Was das auslösen würde, konnte damals aber keiner ahnen, sagt Buchautor und Journalist Christoph Koch, der selbst nie einen Gameboy hatte. „Das Smartphone ist viel mehr als ein Telefon. Es ist auch Taschenrechner, Büro, Messenger - und eben Spielzeug.“

Sogenannte Casual Games wie „Candy Crush Saga“, „Plants vs. Zombies“ oder „Angry Birds“, die man darauf installieren kann, sind enorm verbreitet. „Alle sind am Zocken“, sagt der 39-Jährige, der auch selbst zwischendurch mal eine Runde „Plants vs. Zombies“ spielt. „Unsere Smartphones sind Alleskönner und damit eben auch in gewissem Maße Spielekonsolen“, bestätigt „Christhulu“.

Der Kommunikationswissenschaftler Vorderer, beobachtet eine exzessive Nutzung des Smartphones. Es sei immer mit dabei, häufig wichtiger als der aktuelle Interaktionspartner, sagt er. Alle tippen ständig darauf herum: „Die Studenten in der Mensa haben in der einen Hand die Gabel und in der anderen das Smartphone.“

Man spielt, checkt Mails oder schreibt Freunden. Dieses Phänomen nennt Vorderer „permanently online, permanently connected“: Auf Nachrichtenportalen im Netz konsumiert man ständig die neuesten Schlagzeilen oder überprüft, ob jemand beim Kurznachrichtendienst whatsapp eine Nachricht geschickt hat. In der exzessiven Nutzung des Smartphones sieht der Experte aber auch eine Gefahr: „Bestimmte Situationen - auch zwischenmenschliche - können einfach nicht mehr so umfassend erlebt werden.“

Das Spielen selbst findet Autor Koch gar nicht so schlimm: Das Daddeln sei heute „nicht mehr nur was für pubertierende Jungs“. Eine per se fehlende Kommunikation im zwischenmenschlichen Bereich? Das sehe manchmal vielleicht auch einfach nur so aus. Vor ein paar Jahren hätte man zum Beispiel ein Spielebrett vor sich gehabt und „Trivial Pursuit“ gespielt. Heute spielt die Generation Gameboy zwischendurch eben auch mal „Quizduell“ - mit dem Smartphone.

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