Gedruckte Zeitungen verlieren Leser, Online und E-Paper legen zu

Frankfurt/Main (dpa) - Nur wenige deutsche Verlagshäuser haben in den vergangenen Monaten Leser für ihre gedruckten Zeitungsausgaben hinzugewinnen können, häufiger werden dagegen die E-Paper-Angebote der Medienhäuser und das Internet zur Information gewählt.

Wie aus der am Mittwoch in Frankfurt/Main veröffentlichten Media-Analyse Tageszeitungen hervorgeht, informieren sich noch rund 45,5 Millionen Menschen (64,7 Prozent) täglich durch eine gedruckte Zeitung. In einer Befragung im vergangenen Sommer (Veröffentlichung Juli 2012) hatten noch 46,8 Millionen oder 66,6 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung angegeben, täglich eine Print-Ausgabe zu lesen. Insgesamt wurden fast 137 000 Menschen (ab 14 Jahre) nach ihrer Print-Lektüre gefragt. Bei der jährlichen Media-Analyse wird die Zahl der Leser untersucht, nicht die Auflage eines Verlages.

Massiv seien Leser von gedruckten Ausgaben zu den sogenannten E-Papern gewechselt, sagte Gerhard Müller vom Vorstand Tageszeitungen der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma), die regelmäßig im Auftrag von Verlagen und Werbewirtschaft die Umfrage organisiert. Außerdem seien die Online-Auftritte der Tageszeitungen erfolgreicher geworden. „Leichte Reichweitenverluste der gedruckten Ausgaben in allen Zeitungsgattungen waren zu erwarten“, sagte Müller zu den jüngsten Ergebnissen der Media-Analyse. Er zeigte sich aber überzeugt: „Auch wenn Leser die Plattform wechseln, bleiben sie dem Medium Tageszeitung jedoch treu.“ Addierte Leserzahlen der Printausgaben und Online-Auftritte liegen nicht vor.

Mit Abstand populärste Zeitung bleibt die „Bild“. Nach 12,76 Millionen Print-Lesern im vergangenen Jahr zählt sie derzeit bei ihren Ausgaben 660 000 Leser weniger. „In der Summe von Print und Online sind wir sehr erfolgreich“, sagte „Bild“-Sprecher Tobias Fröhlich auf Anfrage. „Und für unsere Anzeigenkunden ist wichtig, wie viele Menschen "Bild" lesen und nicht, wie viele "Bild" als Zeitung kaufen.“ Auch die anderen gezählten überregionalen Blätter („Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, „Welt“, „Süddeutsche Zeitung“, „die tageszeitung“ und „Handelsblatt“) geben Print-Leser ab.

In der neuen Reichweitenstudie gibt es auch Lichtblicke - vor allem bei den Regionalzeitungen. Zulegen können unter anderem die Zeitungsgruppe „Neue Westfälische“, die „Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten“, die „Volksstimme“, die „Braunschweiger Zeitung“ und der „Fränkische Tag“ sowie die „Hessische/ Niedersächsische Allgemeine Zeitung“ (HNA), die „Rheinpfalz“ und die „Schweriner Volkszeitung“. Durchatmen dürfen auch die Redaktion des „Nordkuriers“ und der „Offenbach Post“. Stabile Zahlen oder auch Gewinne verzeichnen zudem die Wochen- und Sonntagszeitungen „Zeit“, „Welt am Sonntag“ und „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.

Nach Ansicht des Zeitungsforschers Horst Röper lässt sich der Zuwachs bei den Regionalzeitungen auch durch einen Mangel des Internets erklären. „In diesen Zeitungen erfahren die Leser, was der Bürgermeister ihrer Kommune tut und warum die Straße vor dem Haus gesperrt wird“, sagte der Dortmunder auf Anfrage. „Solche Informationen erhalten viele nur noch über die Ausgaben der Regionalzeitungen, bundes- und weltpolitische News dagegen kriegen sie über das Internet.“ Diese Lücke müssten Regionalzeitungen noch stärker nutzen, um sich zu platzieren.

Bei den Zeitschriften in Deutschland bleibt laut Media-Analyse weitgehend alles beim Alten. Die Reichweiten gehen nur leicht zurück um rund 0,8 Prozentpunkte auf 64,28 Millionen Leser. „Ein Reichweitenverlust von weniger als einem Prozentpunkt zeigt, das die Zeitschriften im wachsenden crossmedialen Wettbewerb bestens aufgestellt sind“, sagte agma-Vorstand Christian Goedecke dazu. Viele Titel würden neben dem Printangebot auch oft im Internet genutzt.

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