Friedrich für mehr Zusammenarbeit im Internet

Wiesbaden/Frankfurt (dpa) - Die steigende Internet-Kriminalität erfordert aus Sicht von Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) künftig eine enge Zusammenarbeit von Providern, Wirtschaft, Bürgern und Staat.

Nur so lasse sich das Internet als sicherer Raum erhalten, sagte er am Montag bei seinem Antrittsbesuch im Bundeskriminalamt in Wiesbaden. „Das Stehlen digitaler Identitäten ist heute ein Massendelikt“, erklärte Friedrich. Die BKA-Computerexperten schilderten, dass im Netz bereits eine komplette Untergrund-Ökonomie eingerichtet worden sei. Über „kugelfeste“ Provider vor allem in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und in Afrika würden gestohlene Daten der Bürger ebenso angeboten wie illegale Dienstleistungen, berichteten die Polizisten.

Die Ermittler nannten auch Untergrund-Preise zum Beispiel für ein unter falschem Namen eingerichtetes Bankkonto (800 Euro), für ein ebenso erworbenes Fach in einer Paket-Packstation (35 Euro) oder für die Daten einer Kreditkarte samt Geburtsdatum des Besitzers (5 Euro). Bei der Abnahme mehrerer Datensätze werde wie in der legalen Wirtschaft ein Rabatt gewährt.

Der Staat müsse von den Nutzern stärker als Partner gesehen werden, folgerte Friedrich. Das BKA wies erneut auf die Schierigkeiten deutscher Ermittler hin, im Nachhinein Verbindungsdaten zu erhalten. Rund 87 Prozent der Anfragen liefen ins Leere, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke und erneuerte damit seine Kritik.

Die BKA-Polizisten wiesen auf das technologisch raffinierte Vorgehen der US-Bundespolizei FBI gegen ein illegales Computer-Netzwerk hin. Während die Amerikaner eigene Server in das Netz stellten und die von den Kriminellen auf die privaten Rechner gebrachten Programme lahmlegten, könne nach deutscher Rechtsgrundlage nur der Provider informiert werden. Nur eine Firma habe in dem konkreten Fall daraufhin ihre Kunden darüber informiert, dass ihre Rechner infiltriert wurden und für illegale Geschäfte genutzt werden könnten.

Bei einem Kongress zum Thema Wirtschaftskriminalität in Frankfurt warnte Friedrich am Montag, die Vorzüge des Internets gerieten ohne eine stärkere staatliche Kontrolle zunehmend in Gefahr. „Wir haben wirklich die Sorge zu haben, dass das Internet Gefährdungen ausgesetzt ist, die dazu führen können, dass es im schlimmsten Fall nicht mehr brauchbar ist.“ Friedrich nannte neben dem Abgreifen von sensiblen persönlichen Daten auch die Kinderpornografie als große Gefahr. Er warb erneut für eine rasche Wiederaufnahme der Vorratsdatenspeicherung von Kommunikations-Verbindungsdaten.

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