Drittgrößter US-Mobilfunker Sprint wird japanisch

Tokio (dpa) - Der drittgrößte amerikanische Mobilfunk-Anbieter Sprint liegt künftig in japanischer Hand. Das Unternehmen Softbank des Milliardärs Masayoshi Son zahlt gut 20 Milliarden Dollar (15,4 Mrd Euro) für einen Anteil von 70 Prozent.

Das wird der bisher größte Auslandszukauf eines japanischen Unternehmens. Dabei soll die weltweite Nummer drei der Mobilfunk-Branche nach Umsatz entstehen. Der 55-jährige Internet- und Telekom-Unternehmer Son geht mit dem Vorstoß eine riskante Wette ein: Der amerikanische Mobilfunkmarkt ist hart umkämpft, und Sprint fuhr in den vergangenen Jahren Milliarden-Verluste in Serie ein. Allerdings erklärte das Unternehmen sie auch mit den hohen Subventionen für iPhones in seinem Netz - die mit der Zeit ein gutes Geschäft bringen sollen.

An der Börse fand der Softbank-Plan bisher wenig Zuspruch: Die Softbank-Aktie verlor seit Auftauchen der ersten Gerüchte am Donnerstag mehr als ein Fünftel ihres Werts. Sprint Nextel steht im amerikanischen Mobilfunk-Geschäft mit über 56 Millionen Nutzern fest auf dem dritten Platz. Die Marktführer AT&T und Verizon Wireless sind mit jeweils mehr als 100 Millionen Kunden weit entfernt. T-Mobile USA als Nummer vier käme auch mit dem angestrebten Kauf von MetroPCS nur auf etwa 42,5 Millionen. Für die Telekom bedeutet der Softbank-Deal zumindest, dass ein Sprint-Gegenangebot für MetroPCS, über das zeitweise spekuliert wurde, endgültig vom Tisch sein dürfte.

Der charismatische Son, der mit einem geschätzten Vermögen von 7,2 Milliarden Dollar als zweitreichster Japaner gilt, hatte Softbank in den 80er Jahren gegründet und vom Medien- zum Internet-Konzern weiterentwickelt. Mit der Übernahme des Japan-Geschäfts von Vodafone stieg Softbank 2006 in die Mobilfunk-Branche ein und liegt nach einer kürzlichen Firmenübernahme mit rund 34 Millionen Kunden auf dem dritten Platz in Japan.

Nach Abschluss des Geschäfts soll Softbank 70 Prozent der Anteile am neuen Sprint-Konzern halten, die heutigen Sprint-Aktionäre die restlichen 30 Prozent. Softbank kauft für 12,1 Milliarden Dollar Aktien bisheriger Anteilseigener und für 8 Milliarden neu ausgegebene Papiere. Sprint-Chef Dan Hesse soll auch das neue Unternehmen weiterführen. Mit einem Abschluss des Geschäfts rechnen die Seiten Mitte 2013.

Je Sprint-Papier wollen die Japaner 7,30 Dollar zahlen - ein deutlicher Aufpreis auf den Schlusskurs von 5,73 Dollar vom vergangenen Freitag. Vor den ersten Gerüchten über das Interesse von Softbank hing die Sprint-Aktie noch bei etwa fünf Dollar fest.

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