Blu-ray-Disc: Der Durchbruch nach zehn Jahren

Berlin (dpa) - Die ersten Schritte waren mühsam. Zehn Jahre später wird aber mehr als jeder siebte Film auf einer Blu-ray-Disc verkauft. Auch in einer Cloud-Ära soll die Scheibe weiter ihr Publikum finden.

Blaues Laserlicht packt mehr Daten auf die Scheibe: Die Technik der Blu-Ray-Disc wird zehn Jahre alt. Am 19. Februar 2001 veröffentlichten neun Unternehmen - darunter Sony, Sharp und Samsung - die Spezifikationen für den Datenträger, der zum Nachfolger der DVD werden sollte. Nach schwierigen ersten Jahren ist die Scheibe heute zum Standard für Filme im HD-Format, also in hoher Auflösung, geworden: „Mit einem Anteil von 20 Prozent im Home Entertainment sind wir im Massenmarkt angekommen“, sagt der Deutschland-Geschäftsführer des Filmstudios 20th Century Fox, Joachim Spang.

In Deutschland habe inzwischen mehr als jeder fünfte Haushalt einen Blu-ray-Player, erklärt Spang. Zwar habe der DVD-Player mit 73 Prozent eine deutlich höhere Reichweite. Aber in der Kürze der Zeit sei die Entwicklung der Hardware-Ausstattung für das Blu-ray-Format durchaus beeindruckend.

Als eigentlichen Start betrachtet das Industriekonsortium der Blu-ray-Disc Association (BDA) die Einführung der ersten Blu-ray-Disc-Player und der ersten Scheiben im Juni 2006. Sieben Filme markierten die Premiere, darunter „House of Flying Daggers“ und „The Terminator“.

Erschwert wurden die Anfänge von Blu-ray durch den Wettbewerb mit dem konkurrierenden Format HD DVD, das von Toshiba und NEC im August 2002 vorgestellt wurde. Die Konkurrenz kam zunächst schneller aus den Startlöchern und profitierte davon, dass die HD DVD eher eine direkte Weiterentwicklung der DVD darstellte und daher weniger Investitionen bei der Umstellung der Produktionsbetriebe erforderlich machte. Auch Abspielgeräte für die HD-DVD wurden schon früher entwickelt als für Blu-ray.

Die Trendwende kam mit der Spielkonsole PlayStation 3 von Sony, die mit der Markteinführung Ende 2006 (im März 2007 auch in Europa) gleich einen Blu-ray-Player an Bord hatte. „Die PlayStation 3 war zu Beginn die dominierende Hardware“, erklärt Spang. Inzwischen aber hätten spezielle Blu-ray-Player mit Anschluss an die Fernsehanlage die Sony-Konsole einholen können.

Letztlich war es die Entscheidung der großen Hollywood-Studios, die den Ausschlag für Blu-ray gaben. 2007 gab 20th Century Fox seine Entscheidung für die „blaue“ Scheibe bekannt, Anfang 2008 schloss sich Warner Bros. an, was eine Kettenreaktion auslöste und im Februar 2008 Toshiba zur Einstellung der HD-DVD veranlasste.

„Glücklicherweise konnten diese Differenzen weniger als zwei Jahre nach Verfügbarkeit der ersten Produkte beendet werden“, sagt BDA-Manager Victor Matsuda. „Wir glauben nicht, dass dies einen nachhaltigen Effekt auf die Verbreitung der Blu-ray Disc hatte.“

Die Zahl der verkauften Blu-ray-Discs stieg in Deutschland im vergangenen Jahr um 41 Prozent auf 17 Millionen, wie der Bundesverband Audiovisuelle Medien (BVV) Anfang Februar mitteilte. Jeder siebte Film auf einem Speichermedium verkaufte Film sei eine Blu-Ray-Disc gewesen.

Erfolgreich ist die „blaue Scheibe“ vor allem im Home Entertainment, fürs Abspielen von HD-Filmen auf dem Fernsehgerät. Am kleinen Notebook-Bildschirm kann Blu-ray seine Vorteile meist nicht voll ausspielen. Auch wird die hohe Kapazität von 50 Gigabyte (Dual Layer) bislang nur von einer Minderheit der PC-Anwender für das Speichern eigener Daten genutzt. Zunächst in den USA hat das BDA-Konsortium kürzlich ein Förderprogramm gestartet, das laut Matsuda „bei den Verbrauchern das Bewusstsein für beschreibbare Blu-ray-Discs verstärken soll, als großartige Möglichkeit, um Fotos und Videos zu archivieren und weiterzugeben“.

Apple hat darauf verzichtet, Blu-ray-Laufwerke in seine Computer einzubauen. Der Mac-Hersteller sieht die Zukunft nicht bei den physischen Datenträgern, sondern in der Cloud und ist mit dort mit seiner Online-Vertriebsplattform iTunes erfolgreich.

Tatsächlich bietet sich die Cloud, also die Bereitstellung von IT-Diensten aller Art über verteilte Rechenzentren im Netz, nicht nur für das Speichern von Daten, sondern auch für den digitalen Filmvertrieb an. Hier setzt die Branche auf den Standard UltraViolet, der die Bereitstellung von Filmen aus der Cloud mit einer Kopierschutzlösung verbindet. Dabei kann jeder Haushalt bis zu zwölf Internet-Geräte registrieren.

Der Start von UltraViolet in den USA sei sehr erfolgreich gewesen, sagt Spang. Mit dabei sind die großen Filmstudios mit Ausnahme von Disney sowie Video-Online-Plattformen wie Comcast und Netflix. Auch in Deutschland werde das System vorbereitet und möglicherweise noch in diesem Jahr starten, erklärt der Deutschland-Geschäftsführer von 20th Century Fox.

Die Blu-ray-Disc werde von Cloud nicht überflüssig gemacht, erwartet Spang. So gebe es sehr viele Filmfans, die zuhause ihre Sammlung mit den physisch verfügbaren Filmscheiben pflegen wollten. „Blue-ray wird noch viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte eine ganz wichtige Rolle spielen.“

Viele Cineasten wünschen sich, neue Filme möglichst bald nach ihrem Erscheinen auch zuhause abspielen zu können. Hier gilt für 20th Century Fox die Regel, nach dem Kinostart noch mindestens vier Monate zu warten, bis Blu-ray-Disc oder DVD veröffentlicht werden. „Wir planen das sehr individuell und titelspezifisch“, erklärt Spang.

Auch ältere Filme werden noch nachträglich als Blu-ray-Disc veröffentlicht. Geplant ist das bei 20th Century Fox für dieses Jahr bei allen James-Bond-Filmen. Und die „Titanic“ soll laut Spang voraussichtlich im Herbst auf einer Blu-ray-Scheibe in 3D untergehen: „Da hat James Cameron wie bei 'Avatar' einen sensationellen Job gemacht.“

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