Bibliothek für unterwegs: E-Book-Reader im Überblick

Berlin (dpa/tmn) - Es ist nicht nur eine Frage des Gewichts, ob man auch den vierten Roman in den Koffer packt. Der Wälzer mit 800 Seiten nimmt auch Platz weg. Die Alternative sind E-Book-Reader, schlanke Lesecomputer, die Hunderte von Büchern speichern können.

Bibliothek für unterwegs: E-Book-Reader im Überblick
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Doch welches ist das richtige Modell?

Auf den ersten Blick gibt es zwischen den Readern kaum Unterschiede. Die meisten Geräte wiegen um die 200 Gramm, sind etwa einen Zentimeter dick und haben meist einen 6-Zoll-Bildschirm. Die Preise liegen zwischen 50 und 200 Euro. Ihr Vorteil gegenüber Tablet und Smartphone: der Lesekomfort. Das Display ist zwar keine Buchseite, die Optik kommt dem aber ziemlich nah. „Man kann Texte auf E-Readern inzwischen genauso gut lesen wie auf Buchseiten“, sagt Timm Lutter vom IT-Verband Bitkom.

Die Zauberformel dafür heißt E-Paper- oder E-Ink-Technologie. Anders als bei LCD-Bildschirmen ermüden die Augen hier nicht so schnell. Denn der Kontrast auf dem Display ist höher als bei LCD-Bildschirmen, wie sie in Smartphones zum Einsatz kommen. Dadurch können Leseratten auch bei schlechten Lichtverhältnissen schmökern. Und auch auf der Sonnenliege am Pool spiegeln ihre Displays nicht so wie beim Smartphone. Manche Modelle sind sogar wasserfest.

„Ein gewichtiger Vorteil von E-Books ist, dass sie im Gegensatz zu Büchern nichts wiegen“, erklärt Michael Wolf von der Stiftung Warentest. Ein weiteres Plus ist die Beleuchtung, die mittlerweile fast alle gängigen Modelle haben. „E-Books kann man dann zu jeder Tages- und Nachtzeit lesen, auch ohne den Partner neben sich im Bett mit der Leselampe zu stören“, sagt Ronald Schild, Geschäftsleiter beim Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels (MVB).

Wer denkt, dass man den Reader ständig an die Steckdose hängen muss, liegt falsch. Die Geräte kommen teilweise mehrere Wochen mit einer Akkuladung aus. Im Vergleich zum Buch fehlt allerdings der materielle Besitz. „Anders als an gedruckten Büchern erwirbt der Nutzer an einem E-Book kein Eigentum, sondern nur eine Nutzungs-Lizenz, erklärt Michael Wolf. „Darum kann man E-Books nicht wie von gedruckten Büchern gewohnt einfach so weiterverkaufen, verschenken oder verleihen.“ Dafür haben viele E-Reader integrierte Wörterbücher, eine Suchfunktion und können Text markieren und Notizen speichern.

An ihre Grenzen kommen die Taschenbibliotheken, wenn der Inhalt über die reine Darstellung von Buchseiten hinausgeht. „E-Book-Reader sind perfekt zum sequenziellen Lesen, aber schlecht für komplexere Darstellungsformen“, sagt Ronald Schild. PDF-Dateien, Word-Dokumente oder Grafiken können die meisten Geräte zwar anzeigen - an Laptop oder Tablet kommen sie dabei aber nicht heran.

Vor dem Gerätekauf lautet die entscheidende Frage: Für oder gegen Amazon? „Amazon ist ein "walled garden"“, erklärt Ronald Schild. „Er ist sehr schön, aber man kommt nicht mehr heraus“. Im Klartext heißt das: Wer einen E-Book-Reader bei Amazon kauft, kann auch nur im Amazon-Shop Bücher einkaufen. Inhalte von anderen Anbietern kann ein Kindle-Reader, Amazons Hausmarke, nicht lesen. Auch bei der Onleihe, der Bibliotheks-Ausleihe für E-Books, fällt der Kindle aus.

Der Grund dafür liegt im Kopierschutz. Amazon verwendet ein anderes DRM-System als der zweite große Anbieter auf dem E-Book-Markt, das Tolino-Konsortium aus Thalia, Weltbild, Hugendubel, Bertelsmann und Deutscher Telekom. Reader wie Tolino, Kobo oder Pocketbook können Bücher aus deren Online-Shops lesen - der Kindle nicht.

Hat man die Anbieterfrage einmal geklärt, kommen die technischen Feinheiten. Den Preis bestimmen hier Auflösung, Kontrast und Reaktionszeiten des Displays. „Speicherplatz spielt im Gegensatz zu Laptops oder Tablets eine untergeordnete Rolle“, sagt Bitkom-Experte Lutter. Im Durchschnitt sind E-Books nur etwa ein Megabyte groß, auf ein Gerät passen daher unzählige Bücher. Hilfreich ist eine Internetverbindung. Den neuen Roman kann man dann direkt online suchen und kaufen und muss ihn nicht vom PC auf den E-Reader laden.

Ansonsten gilt: Ausprobieren. Wie liegt das Gerät in der Hand, kann man bequem umblättern? „Das Handling sollte man nicht unterschätzen“, sagt Ronald Schild vom MVB. Hat man den Reader einmal erworben, kann man danach oft sparen. „Es gibt eine Reihe von kostenlosen E-Books, vor allem Klassiker“, erklärt Lutter. Manche Online-Shops bieten auch Flatrates an. Für zehn Euro im Monat kann man dann unbegrenzt lesen.

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