Düsseldorf: Schattanik und Szczesny Das Künstler-Duo Schattanik und Szczesny ist auf Erfolgskurs

Seit 2015 arbeiten die Künstler zusammen. Derzeit stellen sie bei Philara auf der Birkenstraße aus.

 Der Verschnitt der Künstler Schattanik und Szczesny hängt als Foto in der Galerie Philara.

Der Verschnitt der Künstler Schattanik und Szczesny hängt als Foto in der Galerie Philara.

Foto: Paul Schöpfer

Hedda Schattanik (Jg. 1992) und Roman Szczesny (1987) sind ein junges, erfolgreiches, mit Preisen überschüttetes Künstlerpaar. Sie hatten gerade den Orientierungsbereich hinter sich, als 2015 ihr erster Film herauskam. „Die Malerin“ war ein Hingucker und zugleich eine Humoreske auf die  Kunstakademie. Hedda als Aktrice tauchte im Griechenkostüm und im Adamskostüm auf, wirbelte durch die Küche und agierte im fingierten Atelier. Es war der Start in den Erfolg. Nun stellen sie bei Philara aus.

Zwei Alleskönner inszenieren, spielen und filmen die Szenen

Roman hatte anfangs Praktika in einer Modeagentur und bei einem Repro-Fotografen gemacht. Inzwischen kennen sich beide Künstler in den Techniken aus, wechseln zwischen filmischen Realitäten und surrealen Animationen. Beim „Apartment-Monolog“, der in der Akademie-Galerie zu sehen war, firmierte Hedda als Autorin von Drehbuch, Schnitt, Ausstattung, Stimme und Klavierimprovisationen. Roman zeichnete für Kamera, Schnitt, Animation, Licht, Sound, Design verantwortlich und erwähnte auch noch eine Fuge in D-Moll. Zwei Alleskönner sind sie.

Dennoch überrumpeln sie niemanden mit ihren Produkten. Sie lieben keine linearen Geschichten und steuern keine filmischen Höhepunkte an, sondern bevorzugen Filmsequenzen, in denen sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kombinieren. Immer geht es um existenzielle Probleme, um Fragen der Identität, aber nicht als philosophische Kolloquien. Vielmehr gehen sie erstaunlich leicht  selbst die dicken Brocken einer Zweisamkeit an.

Der Text in „Apartment-Monolog“ hört sich teilweise wie ein Groschenroman an. Es gibt viele Kamerafahrten, Nah- und Großaufnahmen, dann wieder schummrige Szenen. Interessant ist dabei, wie die Kamera den Raum artikuliert, wie die Wohnung selbst zu sprechen scheint, weil Leuchtdioden mit der Sprachwiedergabe kombiniert sind. Der Raum als ein Fluidum voller Atmosphäre, Erinnerungen und Gefühlen. Er bringt im Bewegtbild Einsamkeit zur Ansicht, lässt Rückschau halten und endet im leeren Bildschirm oder in der Dunkelheit. Der Betrachter meint zuweilen, auch das erzählende Ich sei abwesend. Doch immer fallen Szenen und Worte in die Realität zurück.

Hedda hat zugleich ein großes schauspielerisches Talent. In „Viktor Almanouchi“ weiß der Betrachter lange Zeit nicht, ob die Figur mit dem rußigen Gesicht im aufgeblasenen Astro-Anzug ein Mann oder eine Frau ist. Zwischen Himmel und Erde, Gebirgsmassiv, Meer und Dachkammer spielt der Film.

Aber nicht nur die Orte schieben sich ineinander, sondern auch die Bilder. Hedda erzählt, wie sie nach dem Abitur auf einer Reise auf die Philippinen einen Pferdeschädel am Pfahl sah, in dem ein kleiner, lebender Vogel steckte, angebunden mit einem roten Bindfaden. Unbewusst fragte sie sich, wie es dazu kam. Und vergaß die Szene. Nun taucht sie in „Amor fati“ wieder auf, mit Pferdeschädel und einem Vogel im Einwegglas. Für den Betrachter ist es unwichtig zu wissen, woran sich die Künstlerin erinnert. Doch er spürt, wie Szenen, Räume, Zeiten und Bilder ineinander übergehen.

Der Titel des aktuellen Films bezieht sich auf eine Maxime von Friedrich Nietzsche in den Fröhlichen Wissenschaften, wo es um die Lebensbejahung des Schicksals geht. Hedda und Roman präsentieren zunächst auf einer Stirnwand im Eingang zwei groß aufgezogene Figuren, eine Collage von ihm und ihr. Es ist zugleich der P im Film, der unglücklich Verliebte. Im Videoraum selbst, wo die Vierkanalarbeit spielt, kommt parallel dazu eine Elisa H. zum Vorschein. Sie liest Nietzsche, arrangiert mit feinfühliger Hand ein Blumengesteck, hält aber auch ein Fleischmesser in der Hand. Ein Beil wird sie später gegen die Kunst richten, aber den Schlag nicht ausführen. H ist nämlich Sammlerin und soll sich bei einem Finanz-Crash von ihrer Kunst trennen. Das Video beginnt und endet mit der Protagonistin als Eremitin auf einer Insel. Zwischendurch aber taucht sie sehr konkret im Neusser Clemens-Sels-Museum auf. Das Museum wirkt im Film eher wie ein privates Haus, in dem man von Bildern und Skulpturen umgeben ist.

Hedda ist Meisterschülerin von Andreas Gursky, war kurze Zeit auch bei Elizabeth Peyton und machte ihren Abschluss bei Dominique Gonzalez-Foerster. Im Dezember erhält sie den Förderpreis. Roman studiert noch bei Marcel Odenbach.

Info: Birkenstraße 47a, bis 28. Juli

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