Remscheid. Bundeswehr-Kommando hilft im Krisenfall

Remscheid. · Kaum bekannt und doch sehr wichtig: In Katastrophensituationen berät eine Gruppe Reservisten die zivilen Kräfte in Remscheid.

 Nachdem das Sturmtief Ela im Sommer 2014 über NRW gezogen war, kam, dank Mitarbeit der KVKs, auch die Bundeswehr zum Einsatz. Unter anderem mit dem Räumpanzer „Dachs“, der umgestürzte Bäume von den Straßen beseitigte.

Nachdem das Sturmtief Ela im Sommer 2014 über NRW gezogen war, kam, dank Mitarbeit der KVKs, auch die Bundeswehr zum Einsatz. Unter anderem mit dem Räumpanzer „Dachs“, der umgestürzte Bäume von den Straßen beseitigte.

Foto: picture alliance / dpa/Rolf Vennenbernd

Seit Wochen hat es bei Temperaturen nahe der 40 Grad nicht mehr geregnet. Durch einen Funken gerät bei Reinshagen ein Waldstück in Brand. Ausgetrocknete Bäume und Sträucher brennen wie Zunder, die Flammen breiten sich rasend schnell aus. Die Feuerwehr versucht alles, stößt aber bald an Grenzen – sowohl personell als auch technisch. Weil auch Wohngebiete vom Feuer bedroht sind, kommt im Rathaus der Krisenstab zusammen.

Bei Katastrophenfällen wie in diesem Szenario sitzt neben der Stadtspitze, Vertretern der Feuerwehr und der Polizei sowie dem Remscheider Ordnungsamt und anderen zivilen Behörden auch Bernd Limprecht mit am Tisch. Der Remscheider ist Leiter des Kreisverbindungskommandos (KVK), einer Organisationseinheit der Bundeswehr. „Wir sind die Schnittstelle zwischen dem zivilen und dem militärischen Bereich“, beschreibt Limprecht die Aufgabe des KVK, das sich aus bis zu zwölf Reservisten der Dienstgrade Feldwebel bis Oberstleutnant zusammensetzt.

Öffentlich nur wenig bekannt, leistet das Kommando, von denen es in den NRW-Städten und -Kreisen 54 gibt, wichtige Arbeit. „Wir treten immer dann Erscheinung, wenn die zivilen Kräfte nicht mehr ausreichen“, erklärt Oberstleutnant der Reserve Limprecht. Im Fall eines großflächigen Waldbrandes kann die Amtshilfe beispielsweise ein Hubschrauber sein, der Wasser an der Talsperre aufnimmt und damit gegen die Flammen vorgeht. Doch auch bei Hochwasserlagen, langanhaltenden Stromausfällen, Schneekatastrophen und bei atomaren, biologischen oder chemischen Katastrophenfällen ist das KVK gefragt.

Und selbst bei der Bekämpfung von Borkenkäferplagen oder zur Dekontamination bei Tierseuchen wie der Schweinepest kommt ein KVK zum Einsatz. „Wir sind da, wenn man uns braucht“, fasst Limprecht zusammen.

Dabei, darauf legt der 61-Jährige Wert, bleibe die Verantwortung in der Hand ziviler Kräfte. Die Aufgabe des KVK besteht darin, die jeweilige Situation mit militärischen Augen zu bewerten, den zivilen Einsatzleiter zu Möglichkeiten und Grenzen der Bundeswehr zu beraten und die gegebenenfalls eingesetzte Unterstützung der Truppe zu begleiten.

Eine besondere Stärke des KVKs ist die militärische Expertise gepaart mit lokaler Kompetenz: Seine Mitglieder kennen einerseits Strukturen und Begriffe der Bundeswehr und wissen andererseits Personen und die Gegebenheiten vor Ort. „Angenommen, wir benötigen ein Kettenfahrzeug im Bergischen. Dann wissen wir, wo es am besten herfahren sollte“, nennt Limprecht, der im „normalen“ Leben als Qualitätsmanager eines Automobilzulieferers arbeitet, ein Beispiel.

Die Grundlagen dafür, dass im Ernstfall alles reibungslos läuft, werden in ruhigen Zeiten geschaffen. Zweimal im Jahr findet am Wochenende eine zweitägige Übung des KVK statt. Zuletzt waren die Mitglieder auch bei der großen Katastrophenschutzübung an der Wuppertalsperre dabei, um die Fähigkeiten der zivilen Kollegen kennenzulernen. Zudem tauscht sich Limprecht regelmäßig mit dem Oberbürgermeister aus. „In der Krise müssen sich die Köpfe kennen“, sagt der KVK-Leiter.

Was seine und die Motivation der anderen Reservisten im KVK sei? „Ein Helfer-Syndrom“, sagt der Remscheider augenzwinkernd: „Im Katastrophenfall wollen wir für die Gesellschaft da sein.“

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