Schützen in Neuss Fackelzug zeigt Enten, Bienen und Greta Thunberg

Neuss. · Die Fackelbauer widmeten sich in diesem Jahr Themen wie dem Klimaschutz, Glyphosat und der Zeitumstellung.

 Der Gildezug „Die Stifte“ erleuchtete am Samstag die Innenstadt.

Der Gildezug „Die Stifte“ erleuchtete am Samstag die Innenstadt.

Foto: Andreas Woitschützke

Als nach dem Zweiten Weltkrieg das Schützenwesen in Neuss wieder Fahrt aufnahm, war, so erinnert sich Heiner Kaumanns, Ehrenmitglied des Neusser Bürger-Schützen-Vereins, war noch keine Rede von der Präsentation von Großfackeln. Erst nach und nach seien Motive mitgeführt worden; die heutige Größe eines stolzen Fackelzuges sei zunächst nach der Einführung von Tragefackeln nicht vorhersehbar gewesen. Umso mehr freut es ihn, dass in diesem Jahr neben liebevoll gestalteten Handfackeln und zum großen Teil LED-beleuchteten Zugabzeichen mehr als 100 prächtige Großfackeln zu sehen waren, die zum Auftakt des Schützenfestes am Samstagabend das Straßenbild bestimmten. Viele Motive regten zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken an.

Die „Wisse Röskes“ setzten mit ihrer Großfackel „70 Jahre Currywurst“ ein Denkmal. Andere sorgten sich um die Umwelt, beklagten Pflegenotstand, forderten Respekt für Rettungskräfte und feierten 50 Jahre Mondlandung. Wieder andere nahmen die Bahn und den Berliner Flughafen aus Korn, erinnerten an Stadtgeschichte und Partnerschaften, zeigten Szenen aus dem Morgenland oder erinnerten an die letzte Sauerkrautfabrik in Neuss. „Schützenpolitik“ gab es mit Blick auf die Frauenquote auch, zudem wurden die neuen Neusser Ampelmännchen beworben.

Die Neusser Pinguine sorgten
sich um die Erderwärmung

Auch das Klima spielte eine Rolle. Die „Fridays for Future“-Bewegung wurde beleuchtet, „Lott Jonn“ denkt wegen der Feinstaubbelastung an nur noch rußfreies Böllern, und die Nüsser Pinguine sorgen sich natürlich um die Erderwärmung, „Janz wat Feines“ propagieren mit Luft und Liebe die emissionsfreie Fackel und „Munteres Rehlein“ erinnert an das Bienensterben. Die „Rheinstrolche“ wünschen sich „Future for Polarbär“, bei „Fridays for Freibier“ hilft Greta Carlsberg (Gildekerle), „Frei Weg“ ließ es im Sommer schneien, und bei „AstRhein“ hieß es „Elektro ist kein großer Zauber – macht die Umwelt auch nicht sauber“, während „Flaschenzug“ mahnte „Glyphosat macht Maja platt“.

Mit Bedauern sehen die Schützen den Weggang der letzten Sauerkrautfabrik: „De Kappes is fott“ (Kameraden), die Aufgabe des letzten Kohlenhändlers (Blaue Blömkes), keine Lösung des Gänseproblems am Jröne Meerke (Eichenlaub) und das Vogelparadies Rennbahn – „Früher Reiher, heute Geier“. Auch Neuss plagt der „ganz normale Bahnsinn“ (Knüver), Baustellen (Die R(h)einsten Helden), Kneipensterben (Germanen).

Über den Tellerrand hinaus 50 Jahre Mondlandung (Mer möge nix, Steinadler), Erste Güte spricht in diesem Zusammenhang von FakeNews (Lügen), 20 Jahre Städtepartnerschaft Neuss-St. Paul (Nüss Globetrotters), 70 Jahre Friede Dank EU (Dreikönigenchor), Brexit 2019 – EU wird kleiner, Neuss wird feiner (de Pittermänner), Sommerzeit und Winterzeit (Mer donnt möt ut Frack). Nostalgiker erinnern an 30 Jahre GameBoy, (Nur so), fordern als lebende Schützen- und Tierfiguren ein Fackelmuseum.

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