Weiter Wirbel um Mainzer Hauptbahnhof - Fußballfans kommen

Stuttgart/Mainz (dpa) - Das Chaos am Mainzer Hauptbahnhof hat bei der Bahn möglicherweise personelle Konsequenzen. Wie die „Stuttgarter Zeitung“ unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, wird der Vorstand Produktion der DB Netz AG, Hansjörg Hess, von seinen Aufgaben entbunden.

Eine Unternehmenssprecherin sagte dazu am Samstag, man führe keine Personaldiskussionen über die Medien. Unterdessen häuft sich die Kritik an dem bundeseigenen Konzern.

Mainz ist seit einer Woche abends und nachts weitestgehend vom Fernverkehr abgekoppelt, da knapp die Hälfte der 15 Fahrdienstleiter im Stellwerk krank oder im Urlaub ist und die Bahn kein Personal mehr hat. Am Sonntag steht dem Krisen-Bahnhof voraussichtlich auch noch ein Ansturm von Fußballfans bevor, die die Partie Mainz 05 gegen den VfB Stuttgart anschauen wollen.

Allein aus Stuttgart werden nach Angaben eines VfB-Sprechers 3200 Fans erwartet. Ein Teil von ihnen werde mit einem Sonderzug in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt reisen. „Es gibt sogar noch Platz in dem Fanzug“, sagte der Sprecher. Ansonsten gebe man keine Tipps, wie man am besten nach Mainz komme, die Fans fänden schon ihren Weg - und die Probleme am Bahnhof seien ja bekannt.

Die Deutsche Bahn fühlt sich nach Angaben einer Sprecherin gut vorbereitet auf die Fans - auch wenn man im Vorfeld nie sagen könne, wie viele am Ende mit dem Zug kämen. Neben dem Sonderzug seien auch einige zusätzliche S-Bahnen sowie ein Regionalzug im Einsatz. Möglich ist das, weil ein Fahrdienstleiter für ein paar Stunden einspringt. Ab Montag müssen sich Reisende aber weiterhin auf einen stark eingeschränkten Fahrplan einstellen.

Der Chef des Bundestags-Verkehrsausschusses, Anton Hofreiter (Grüne), kritisierte unterdessen die Sparmaßnahmen. „Bei der Bahn wird massiv gespart und nur auf die Rendite geschaut“, sagte Hofreiter der „Rheinischen Post“ (Samstag). Der Bund habe das Unternehmen nicht ausreichend ausgestattet. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) solle sich bei den Mainzern dafür entschuldigen, dass er vier Jahre lang geschlafen habe.

Auch FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle sieht Handlungsbedarf beim Bund. „Die Bahn macht damit den deutschen Schienenverkehr international lächerlich“, kritisierte Brüderle.

Das Chaos ist aus Sicht der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nur die „Spitze des Eisberges“. Vorstandsmitglied Reiner Bieck sagte am Samstag im rbb-Inforadio, bundesweit fehlten etwa 1000 Fahrdienstleiter. „Die Situation resultiert aus einer falschen Personalplanung. Sie war auf Kosten getrimmt und nicht am Bedarf orientiert.“

Die Ablösung des Produktionsvorstands Hess ist laut „Stuttgarter Zeitung“ schon länger geplant gewesen. Die aktuellen Ereignisse in Mainz hätten sie jedoch beschleunigt.

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