Toyota i-Road: Stadtameise aus der Zukunft

Berlin (dpa-infocom) - Selbst der dichteste Stadtverkehr kann Spaß machen - wenn man mit dem Toyota i-Road unterwegs ist. Der elektrische Schmalspurflitzer surft förmlich durch den Stau. Dumm nur, dass seine Zukunft noch in den Sternen steht.

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Toyota revolutioniert den Stadtverkehr: Mit einem elektrisch angetriebenen Zweisitzer auf schmaler Spur wollen die Japaner den engen Verkehrsraum besser nutzen. Weil sich die spacig gezeichnete Stadtameise auch noch in die Kurve legt wie ein Motorrad und wendiger ist als jedes Auto, surft man damit förmlich durch den Stau und hat auch im dichtesten Verkehr ein breites Grinsen im Gesicht. So sollen auch Computer-Kids und die Generation Smartphone wieder Spaß am Autofahren bekommen. Nur einen Haken gibt es bei diesem Konzept, das die Japaner zielgruppengerecht i-Road nennen: Noch ist der futuristische Flitzer so teuer, dass es bislang nur eine Handvoll Exemplare für einen Car-Sharing-Versuch im französischen Grenoble gibt und die Serienfertigung völlig offen ist.

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Wie bei Raumpatrouille Orion

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Der nur 0,85 Meter breite und 2,35 Meter lange i-Road sieht aus als käme er direkt aus der Zukunft. Wenn man damit wiesenflink und flüsterleise in Schräglage durch die City zischt, fühlt man sich tatsächlich ein bisschen wie bei der Raumpatrouille Orion. Doch im Grunde kennt man das Konzept schon vom Renault Twizy. Nur dass die Japaner den Gedanken des Einspur-Elektrikers noch ein bisschen weiter gedacht haben: Erstens hat der i-Road nur drei statt vier Räder, zweitens wird er hinten und nicht vorne gelenkt, drittens hat er Radnabenmotoren, und viertes legt er sich gegen die Schwerkraft in die Kurve und sorgt damit für ein ungeheures Kribbeln im Bauch.

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Dabei ist der i-Road alles andere als schnell oder und abgesehen vom extrem stramm gefederten Fahrwerk schon gar nicht sportlich. Wie immer bei Elektromotoren reagiert er zwar sehr spontan auf den Fahrbefehl und zischt an der Ampel sofort los. Doch weil die beiden E-Maschinen in den schmalen Vorderrädern gerade einmal 2 kW/3 PS haben, lässt der Elan spätestens auf der anderen Seite der Kreuzung wieder nach. Da hilft es auch nicht, dass der i-Road mit seiner Kunststoff-Karosse trotz des großen Lithium-Ionen-Akkus für bis zu 50 Kilometer gerade einmal 300 Kilo wiegt. Wenn mit Rücksicht auf den bereits ab 16 erhältlichen Führerschein für solche Fahrzeuge das Tempo auf 45 km/h limitiert ist, reicht das nicht gerade für einen Geschwindigkeitsrausch.

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Im Drift ab durch die Mitte

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Dass man in der Stadt trotzdem schneller ist als alle anderen und dabei auch noch mehr Spaß hat, liegt an der ungeheuren Agilität des i-Road und seinem irrwitzigen Fahrgefühl. Mit der Lenkung hinten und der Neigetechnik vorn kommt er auf einen konkurrenzlos kleinen Wendekreis von nur drei Metern, fährt selbst um Smart und Co. noch Kreise, passt durch die engste Lücke und findet überall einen Parkplatz.

Weil er sich so weit in die Kurve legt und dabei mit seinem gelenkten Hinterrad auch noch ganz kontrolliert das Heck kommen lässt, fühlt man sich wie im Dauer-Drift und schaut selbst auf Sportwagen-Fahrer mitleidig herab. Wobei: Eigentlich schaut man sogar zu ihnen hinauf. Denn so tief und eng wie man im i-Road sitzt, wirken selbst Sportwagen groß, breit und ungewöhnlich hoch.

Für den Sozius eine Strafe

So sehr man den Ritt im i-Road als Fahrer genießt, so schwer tut sich der Sozius mit dem Spaß in der Stadtameise: Sein Sitz ist nicht nur ungewöhnlich hart und schwer zu entern. Vor allem ist es eingezwängt zwischen Fahrer und Rückwand in etwa so gemütlich wie montagmorgens um sieben in der U-Bahn von Tokio - nur dass es dort nicht so zieht. Weil die Japaner gleichermaßen aufs Geld und aufs Gewicht geschaut haben, gibt es weder Lüftung noch Heizung, sondern nur fingerbreite Spalten in den Türen und dünne Plexiglasfenster mit einfachen Magnetverschlüssen.

Ach ja, und Platz fürs Gepäck gibt es auch nicht: Eine Ablage fürs Mobiltelefon im Cockpit ist alles, was Toyota als Stauraum vorgesehen hat. Schon wer eine Einkaufstüte mitnehmen möchte, muss den Beifahrer zu Hause lassen - oder auf den großen Bruder Coms ausweichen. Der ist zwar genauso sauber und bietet mehr Platz, hat aber gegenüber dem i-Road so viel Charme wie ein elektrischer Krankenfahrstuhl. Oder man nimmt einfach zwei i-Roads - bei einem Preis von drei Euro pro Viertelstunde ist das zumindest beim Pilot-Projekt im französischen Grenoble eine bezahlbare Alternative.

Fazit: Bitte bauen!

Klein, rein und im gebotenen Rahmen auch noch rasant - so sorgt der i-Road nicht nur für flüssigen Verkehr und gute Luft, sondern auch für gute Laune. Selten hat ein Toyota diesseits des Sportwagens GT-86 so viel Spaß gemacht, wie diese Stadtameise. Erst recht ein Öko-Auto. Deshalb gibt es eigentlich nur einen Rat an die Rechenschieber in Tokio: Bitte baut das Ding!

Datenblatt: Toyota i-Road

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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