Porsche 918 Spyder: Spitzensportler mit reiner Seele

Berlin (dpa-infocom) — Die Grünen müssten ihn lieben und hassen zugleich: Der neue Porsche 918 Spyder verbraucht nur 3,0 Liter. Zugleich ist er mit 652 kW/887 PS ein Supersportler, und der verführt zu einem: zum Rasen.

Mit einem Verbrauch von gerade einmal 3,0 Litern und einem CO2-Ausstoß von 70 g/km ist der neue 918 Spyder dank seines Plug-In-Antriebs der sauberste Porsche aller Zeiten. Der Zweisitzer hat es aber auch in sich. Der Wagen mit den herausnehmbaren Dachhälften ist ein 652 kW/887 PS starker und bis zu 345 km/h schneller Supersportler - und für nichts anders gebaut als für den reinen Reiz des Rasens. Diesen bedient er als weltweit schnellstes Serienauto auf der Nordschleife des Nürburgrings in Perfektion. In den Genuss kommen allerdings nur wenige. Denn der 918 Spyder ist auf 918 Exemplare limitiert und kostet mindestens 768 026 Euro.

Autofahren in einer anderen Dimension

Sobald man sich einmal über den breiten Schweller des Carbonchassis geschwungen, in den dünnen Schalensitzen festgezurrt und den wie immer links montierten Zündschlüssel gedreht hat, katapultiert einen dieses Auto in eine völlig andere Dimension.

Die Power von zwei Elektromotoren, einem V8-Benziner und ein irrwitziges Drehmoment von maximal 1280 Nm machen einen zum Spielball ungeahnter Kräfte, deren Beherrschung vor allem eine moralische Herausforderung ist. Denn wer sich im Griff hat, kann auch diesen Porsche so zahm bewegen wie einen Polo. Doch wehe, man tritt auch nur einen Hauch fester zu. Dann beginnt ein Tanz, der einem schnell die Sinne raubt.

Nur beamen ist schöner

Schon bei der Ausfahrt aus der Boxengasse gerät das Weltbild ins Wanken. Zwar ist der V8-Motor im Nacken noch gar nicht an. Doch die beiden E-Maschinen - vorn mit 95 kW/129 PS und hinten mit 115 kW/156 PS - zerren schon so beherzt an dem nur 1,7 Tonnen scheren Sportler, dass man sich wie an Bord eines Raumschiffs fühlt: Das Surren wird immer lauter, die Landschaft wischt immer schneller vorbei und ehe man es sich versieht, steht der Tacho schon bei 150 km/h.

Im Prinzip könnte das bis zu 30 Kilometer so weiter gehen. So lange reichen dem 918 die 6,8 kWh seines Lithium-Ionen-Akkus, der in knapp vier Stunden geladen ist und den Normverbrauch so klein hält. Doch das kann man in einem Tesla oder dem elektrischen Mercedes SLS auch.

Ein V8-Motor wie eine Dampframme

Was den Porsche so einzigartig macht, erlebt man erst beim Kickdown oder beim Wechsel des Betriebsprogramms: Ohne Vorwarnung brüllt der 4,6 Liter große Rennmotor im Heck auf, dreht auf bis zu 9000 Touren und trifft die Passagiere wie eine Dampframme: 2,6 Sekunden von 0 auf 100, in 7,8 Sekunden schon bei 200 km/h, in weniger als 20 Sekunden bei 300 Sachen und danach weiter bis 345 km/h — dafür braucht man sonst einen Pilotenschein.

Doch es ist nicht allein der irrwitzige Schub, der die Fahrt im Porsche so unvergleichlich macht. Es ist auch die Präzision, mit der sich dieses Kraftpaket bewegen lässt. Eine messerscharfe Lenkung, bissige Karbon-Bremsen, eine mitlenkende Hinterachse und vor allem der gezielte Einsatz des vorderen Elektromotors als Kurvenstabilisator lassen den 918 mit einer traumwandlerischen Sicherheit um den Kurs fliegen.

Das Millionending

Schneller und immer schneller nimmt man die Schikanen. Die Radien werden enger. Man bremst später und steigt noch früher wieder aufs Gas — und der 918 fährt auch die schärfsten Manöver so gelassen wie ein Fahrschulauto auf dem Verkehrsübungsplatz. Dass man bei diesem Tanz nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch das teuerste Auto aus deutscher Produktion aufs Spiel setzt, hat man da ganz schnell vergessen.

Deshalb führt vielleicht ein Blick in die Preisliste zur Mäßigung. Denn schon die 768 026 Euro für das Grundmodell sind eine Ansage, die auch bei reichen Rasern zu Atemnot führt. Wer Extras wie das rund 70 000 Euro teure Weissach-Paket für Aerodynamik und Leichtbau, Sonderfarben für etwa 50 000 Euro, Gepäcksets für knapp 20 000 Euro oder Fußmatten für über 1000 Euro bestellt, hat schnell eine knappe Million beisammen und lässt es deshalb vielleicht am Ende doch etwas vorsichtiger angehen.

Fazit: Ein Auto der Extreme

652 kW/882 PS, 345 km/h Spitze, auf der Nordschleifenrunde nur 6:57 Minuten und auf Prüfstand gerade einmal 3,0 Liter — kein anderes Öko-Auto ist so sportlich und kein anderer Sportwagen so ökologisch. Das macht den Porsche 918 zum Auto der Extreme. Allerdings gilt das auch für seinen Preis. Denn der Raser mit der reinen Seele ist so extrem teuer, dass er auch extrem selten bleibt.

Datenblatt: Porsche 918 Spyder

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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