Mini-Sportwagen mit Geschichte : Mit dem R360 machte Mazda Ernst
Augsburg Autohersteller Mazda ist über 100 Jahre alt. Seine automobile Geschichte allerdings startete erst vor 60 Jahren mit dem Kleinwagen R360. Allerdings war auch der schon alles andere als konventionell.
Auf den ersten Kilometern fühlt man sich wie Gulliver im Lande Liliput. Denn wer heute mit dem Mazda R360 durch den Stadtverkehr rollt, begibt sich nicht nur auf eine Zeitreise, sondern auch in eine Welt verkehrter Proportionen: Das Coupé ist gefühlt so klein wie ein Spielzeugauto auf dem Rummelplatz. Gerade mal 2,98 Meter misst der Mini in der Länge und 1,29 Meter in der Breite und bietet - zumindest in der Theorie - trotzdem vier Plätze.
Während man irgendwie versucht, mit den Füßen die winzigen Pedale zu treffen, die Knie irgendwie am Lenkrad vorbei zu bugsieren, beim Schalten nicht den spindeldürren Hebel abzubrechen und den Kopf so schräg zu legen, dass man irgendwie noch unter dem oberen Rahmen der Frontscheibe durchschauen kann, kommt einem draußen alles noch viel größer vor. Jeder Smart wirkt plötzlich so bedrohlich wie ein SUV der Luxusklasse, und wenn man zwischen zwei Lastern landet, bekommt man fast schon Beklemmungen.
Miniauto mit Minimotor
Da ist es nicht eben hilfreich, dass der Mazda nicht nur für heutige Verhältnisse hoffnungslos untermotorisiert ist. Im Heck knattert ein in V-Form montierter Zweizylinder, der gerade mal 360 Kubik hat und auf minimalistische 12 kW/16 PS kommt. Und mit 85 km/h Spitze wird eine Ausfahrt jenseits der Stadtgrenze zu einem echten Abenteuer.
Gegründet wurde Mazda laut Pressesprecher Jochen Münzinger 1920. Doch hat sich die Firma aus Hiroshima, die damals noch Tōyō Cork Kōgyō hieß, anfangs auf die Veredelung von Kork spezialisiert. Erst um 1930 in Mazda umbenannt, haben die Japaner später erst Maschinenteile und Motorräder gebaut, bevor nach dem Krieg kleine Transporter und Dreiräder vor allem für den Lastentransport gebaut wurden. Der R360 kam 1960 als Mazdas erster Pkw im Zuge der sogenannten Kei-Cars auf den Markt. In Größe und Hubraum radikal beschränkt und dafür bei der Steuer begünstigt, sollten diese das Autofahren für die breite Masse erschwinglich machen. Doch ausgetüftelt war der Kleine dennoch.
Fahrzeugbau mit Acryl und Leichtmetall
Das gilt nicht nur für die Form oder den vergleichsweise aufwendigen Viertakter, den es obendrein als Handschalter oder mit einer Zweigang-Automatik gab. Sondern auch die Konstruktion der Karosserie brach damals mit vielen Konventionen, heißt es bei Walter Frey und seinen beiden Söhne Joachim und Markus. Gemeinsam betreiben sie in Augsburg das einzige Mazda-Museum in Europa.