Mini All4 Racing: Der König der Wüste

Berlin (dpa-infocom) - Von wegen Stadtflitzer! Wenn Nani Roma seinen Mini anlässt, will er von Shopping-Meilen nichts wissen. Denn Roma ist Rallye-Profi und sein Countryman ein Rennwagen erster Güte.

Mini All4 Racing: Der König der Wüste
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Er startet bei der „Rallye Dakar“ 2014 mit der Mission „Hattrick“.

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„All4 Racing“ heißt der Mini und hat nicht umsonst in den letzten zwei Jahren die Rallye Dakar gewonnen. Wenn in Argentinien die „härteste Rallye der Welt“ (5. bis 18. Januar) gestartet wird, dann will Mini den Hattrick.

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Gerüstet für einen Höllenritt

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Für den Höllenritt über fast 10 000 Kilometer Schotter, Sand und Stein ist der Countryman bestens gerüstet. Denn aus dem Liftestyle-Mini hat Milliardärserbe Sven Quandt in seinem Rennstall X-Raid einen brachialen Kampfwagen gemacht, der mit dem Serienmodell kaum mehr etwas gemein hat: Ja, die Karosserie hat zumindest noch die Silhouette des Countryman, die Lampen sind identisch, genau wie die Türscharniere, die Gummidichtungen und der Scheibenwischer. Doch das war's dann auch schon.

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Wo der normale Mini Blech trägt, ist dieser aus Karbon gebaut. Statt einer selbsttragenden Karosse gibt es Gitterrohrrahmen aus Spezialstahl und unter der Haube steckt ein Diesel, der selbst den John Cooper Works zum Leisetreter stempelt.

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Mehr Hubraum, mehr Zylinder, mehr Leistung

In der Serie ist bei vier Zylindern, 1,6 Litern Hubraum und 160 kW/218 PS Schluss. Hier dagegen hat der Motor sechs Zylinder, drei Liter Hubraum und rund 235 kW/320 PS. Vor allem hat er ein irrwitziges Drehmoment von rund 730 Nm. Obwohl das Reglement dem Mini ein Startgewicht von 1,9 Tonnen aufbürdet, beschleunigt er deshalb so rabiat, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die Gangwechsel des sequentiellen Getriebes klingen wie Schüsse, der Motor brüllt jedes Gespräch zwischen Anden und Pazifikküste nieder und der König der Wüste schießt voran, dass der Staub nur so fliegt.

Auf der Straße mag man über sein Spitzentempo von etwa 180 km/h nur lachen. Doch wer mit 120 Sachen durch die Serpentinen surft und einmal mit Vollgas über eine Geröllpiste gejagt ist, dem bleibt das Lachen im Halse stecken. Dafür lacht der Tankwart um so freundlicher: Immerhin klettert der Verbrauch schnell mal auf 50 Liter - kein Wunder, dass der Tank stolze 375 Liter fasst, damit er für die Tagesetappen reicht.

Eine Bewährungsprobe für Kasse und Knochen

Wer diesen Mini fahren will, braucht nicht nur eine Motorsport-Lizenz und bescheidene 800 000 Euro, für die man sonst schon ohne Mengenrabatt fast 40 konventionelle Countryman bekommt. Er braucht vor allem Knochen aus Gummi, Muskeln wie ein Eisenbieger und jede Menge Gottvertrauen. Denn gegen eine Fahrt in diesem Auto ist der Ritt auf einer Kanonenkugel ein Spaß für den Kindergeburtstag.

Mit Sechspunkt-Gurten in eine Karbonschale geschnallt, sitzt man in einer Höhle, die jeden normalen Mini wie eine Großraumlimousine erscheinen lässt. Direkt vor den Augen die digitale Ganganzeige, in der Mittelkonsole viele Knöpfe und vor dem Beifahrer die elektronische Navigation. Schließlich muss hier ja irgendwer den Überblick behalten.

Am Steuer alle Hände voll zu tun

Der Fahrer ist es nicht. Der hat mit der Beherrschung des Boliden genug zu tun: Die Lenkung extrem direkt übersetzt, zuckt der Mini über den Kurs wie ein Breakdancer über die Bühne. Mit gleich drei Differentialen macht er sich den Allradantrieb und mit ihm die Kraftverteilung gefügig. Die Arbeit am sicher 60 Zentimeter langen Schalthebel - ziehen zum Hoch- und drücken zum Runtersschalten - erinnert an den Besuch in der Muckibude. Die Füße fliegen nur so über die eng stehenden Pedalen und wenn der Wendekreis mal wieder zu groß für die nächste Haarnadel-Kurve ist, reißt Profifahrer Roma einfach am zweiten Hebel auf dem Mitteltunnel. Das aktiviert die Handbremse, im Nu blockieren die Räder, der Mini nimmt die Kurve im Drift und draußen spritzen faustgroße Dreckklumpen von der Straße.

Zeit, dabei auf Bodenwellen, Schlaglöcher oder Steine zu achten, bleibt dem Fahrer kaum. Wenn ihn auch der Beifahrer nicht warnt, dann fegt der Mini einfach darüber hinweg. Wo es jedem anderen Auto die Achsen aus dem Bodenblech reißen würde, schüttelt es den Countryman nur ein bisschen, er springt ein paar Meter weit, landet dank 25 Zentimetern Federweg butterweich und fährt weiter, als wenn nichts gewesen wäre. Falls dabei mal ein Reifen platzen sollte, ist das auch kein Problem: Bei 600 Ersatzrädern im Teamtruck, zwei Pneus unter den Sitzen und automatische Wagenheber zum Sekundenschnellen aufbocken ist das Rennfahrzeug im Nu wieder fit.

Fazit: Nur in der Rückschau ein Vergnügen

Ganz anders übrigens als der Beifahrer, der bei diesem Höllenritt tausend Tode gestorben ist. Mag ja sein, dass der All4 Racing der heißeste Mini aller Zeiten ist, und dass ihn in der Wüste niemand bezwingen kann. Und natürlich ist eine Mitfahrt in diesem Auto ein Spektakel, aber genießen kann man das erst in der Rückschau - wenn die Knie nicht mehr zittern und sich der Magen wieder beruhigt hat.

Datenblatt: Mini Countryman All4 Racing

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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