Lamborghini Aventador Roadster: Tempo-Orgie für die Rennstrecke

Berlin (dpa-infocom) - Er ist extrem: der Lamborghini Aventador Roadster. Das 700-PS-Ungetüm heizt in sagenhaften 3,0 Sekunden auf Tempo 100 hoch. Auch 300 km/h sind kein Problem. Damit gehört der Wagen eher auf die Rennstrecke als auf normale Straßen.

Szenenapplaus beim Ampelstart, überall gereckte Daumen, und wo man vorfährt, klicken die Handykameras: Schüchtern darf man nicht sein, wenn man den Lamborghini Aventador Roadster fährt. Kaum ein Sportwagen ist mit Design, Klang und Fahrleistung so auffällig wie der neue Lambo, der seit November bestellt werden kann.

Beschleunigungsorgie im Klanggewitter

Den Sturm entfacht ein 6,5 Liter großer V12-Motor, der unter Glas im Heck montiert ist. Lässt man ihn mit einem Druck auf den Knopf unter der roten Klappe im Mitteltunnel an, geht ein nervöses Vibrieren durch den Wagen. Der Tritt aufs Gaspedal drückt einen tief in die engen Sitze, und es reißt den Tiefflieger mit unglaublicher Kraft nach vorn: Bei 515 kW/700 PS und maximal 690 Newtonmeter Drehmoment benötigt der Aventador Roadster aberwitzige 3,0 Sekunden, dann zeigt der digitale Tacho 100 km/h. Nach 25,3 Sekunden fährt man Tempo 300. Erst bei 350 ist Schluss mit der Beschleunigungsorgie.

Das ist schon im Aventador Coupé ein Erlebnis. Mit geöffnetem Verdeck aber geht ein Klanggewitter über einem nieder, durch den Wagen fegt ein Sturm und man fühlt sich wie ein Formel-1-Fahrer, der den Helm vergessen hat. Dabei sei der Roadster mit seinem Verdeck aus zwei Karbonplatten komfortabler geworden als sein Vorgänger, betont Lamborghini.

Die Italiener haben nicht nur den Luftzug so gemäßigt, dass man sich bei 200 km/h beinahe noch mit seinem Beifahrer unterhalten kann. Anders als im Murcielago ist die Dachkonstruktion nun wasser- und winddicht und vor allem vollgasfest. War man bis dato auf 160 km/h limitiert, kann man jetzt offen wie geschlossen 350 km/h fahren. Außerdem passen die beiden je sechs Kilo schweren Dachteile vorn ins Gepäckfach, das dann allerdings kaum noch Platz bietet. Doch für Urlaubsreisen sind ohnehin praktischere Autos zu wählen.

Auf der Landstraße nur Standgas

Zwar können sich eitle Naturen mit so einem Auto im Stadtverkehr sicher sein, beachtet zu werden. Doch wirklich Spaß macht es nicht, wenn man mit dem brettharten Fahrwerk über Kanaldeckel oder Querfugen rumpelt und einem jeder Gangwechsel auch im Stopp-and-Go-Verkehr wie ein Schlag in den Rücken vorkommt. Und auf der Landstraße ist der Lamborghini hoffnungslos unterfordert.

Nicht umsonst verfügt der Wagen zugunsten des Verbrauchs (16,0 Liter/CO2-Ausstoß: 370 g/km) neben einer Start-Stopp-Automatik über eine Zylinderabschaltung, unter 130 km/h fährt er die meiste Zeit nur mit sechs Brennkammern. Dafür jedoch steigt die Anspannung beim Fahrer: Denn auch wenn der Roadster optisch an einen Tarnkappenbomber erinnert, ist er für die Radarstrahlen der Polizei nicht unsichtbar. Da genügt schon ein Gasstoß zur falschen Zeit . Daher ist eine Fahrt im Lamborghini immer auch ein Kampf mit der eigenen Moral.

Auf der Rennstrecke zeigt er sein wahres Wesen

Wer wissen will, was in diesem Auto steckt, muss es deshalb auf eine Rennstrecke bringen. Dort zeigt der Roadster sein wahres Gesicht und jagt wie entfesselt über den Kurs. Brachiale Beschleunigung, bissige Bremsen, eine extrem direkte Lenkung und ein Allradantrieb mit einer Traktion, die nie abzureißen scheint: So fährt man jede Runde eine neue Bestzeit ein. Aber auch wenn dabei mit jeder Minute das Vertrauen wächst, bleibt am Ende eine nüchterne Erkenntnis: Der Aventador ist besser als jeder Fahrer und die Limits hier nur von der Leitplanke, den eigenen Fähigkeiten und dem Rest der Vernunft gesetzt, der nicht im Adrenalin ertrunken ist.

Fazit: Exklusives Vergnügen für einige Wenige

Erleben werden dieses exklusive Vergnügen ohnehin nur die wenigsten. Erstens ist der Wagen schon bis Sommer 2014 ausverkauft. Und zweitens ist bei dem offenen Lamborghini noch etwas anderes genauso extrem wie Design und Fahrleistungen: sein Preis von 357 000 Euro.

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