Fahrbericht : Hyundai Nexo im Test: Saubere Sache
Hamburg (dpa-infocom) - Fahrverbote für die Innenstädte, CO2-Quoten für den Flottenverbrauch und steigende Spritpreise - darüber kann Sea Hoon Kim nur lachen. Er leitet bei Hyundai die Entwicklung der Brennstoffzelle und setzt für den koreanischen Hersteller jetzt zu einer Art Befreiungsschlag an.
Nach dem nur in Kleinserie umgerüsteten ix35 startet Hyundai jetzt mit dem Nexo im größeren Stil ins Wasserstoffzeitalter und will sich so lösen von der leidigen Diskussion um Emissionen und Rohstoffverschwendung.
Gezeichnet wie ein beinahe konventioneller Geländewagen und genauso leicht zu fahren, kommt er im Sommer in den Handel. Der einzige Unterschied ist der Preis. Wo es bei Hyundai einen ähnlich großen Santa Fe für gut 35 000 Euro gibt, wird der Nexo wohl um die 60 000 Euro kosten, deuten die Koreaner an.
Investition in die Zukunft und den Alltagsnutzen
Dass der Nexo so teuer ist, liegt an der aufwendigen Technik, den kleinen Stückzahlen und den teuren Materialien. Allein die drei Karbontanks für gut sechs Kilogramm Wasserstoff, die unter dem Kofferraumboden und der Rückbank montiert sind, kosten mehr als ein Kleinwagen. In der Brennstoffzelle selbst sind um die 50 Gramm Platin. Den Elektromotor sowie die Lithium-Ionen-Zelle als Pufferspeicher gibt es auch nicht zum Nulltarif. Doch der Aufwand lohnt sich. Schließlich liegt der CO2-Ausstoß bei 0 g/km und poliert so den Flottenverbrauch.
Gegenüber dem klassischen Elektro-Auto hat die Brennstoffzelle, die den Wasserstoff so aufspaltet, dass Strom entsteht und als einziges Abgas Wasserdampf aus dem nicht sichtbaren Auspuff säuselt, einen entscheidenden Vorteil: Während der Wasserstoff für die geschätzten 800 Kilometer Reichweite in fünf Minuten getankt ist, müssten Akkus dafür stundenlang an die Ladesäule. Dummerweise gibt es aber - und das ist neben dem hohen Preis der zweite Haken an der Sache - bislang kaum Wasserstofftankstellen, so dass die Brennstoffzelle nur für einen Bruchteil der Bevölkerung überhaupt in Frage kommt.
Flott und flüsterleise
Beim Fahren dagegen gibt es keinen Unterschied zum klassischen Elektro-Auto: Wie jeder Stromer ist der Nexo flüsterleise und überraschend flott. Mit 120 kW/163 PS und 395 Newtonmeter tritt er kräftig an, lässt bei einem Sprintwert von 9,2 Sekunden an der Ampel die meisten Verbrenner stehen und macht das Überholen leicht.