Hybrid-BMW X6: Sparen auf hohem Niveau

Die Bayern bieten den großen X6 jetzt als weltweit stärkstes Hybrid- Auto an.

Düsseldorf. Die Nische ist klein, in der der BMW X6 seit über einem Jahr Kundschaft sucht. Er soll Menschen ansprechen, die von allem etwas wollen - ein wenig Geländewagen, ein bisschen Coupé, ein Stück Limousine. Diesem Auto hat BMW nun einen Hybridantrieb eingepflanzt, auf dass alle diese Vorzüge erhalten bleiben, aber Spritverbrauch und Umweltverschmutzung deutlich sinken.

BMW X6ActiveHybrid heißt der Versuch, Käufern sparen de luxe schmackhaft zu machen, was ein gewagtes Experiment ist. Technisch ist das fürs erste gut gelungen. Aber der Preis für so viel Innovation macht die Marktnische noch mal kleiner: 102 900 Euro; Verkauf ab 17. April 2010.

Das Auto hat drei Motoren. Da ist zunächst das Herz des Vortriebes, ein gewaltiger Benzinmotor. Acht Zylinder mit 4,4 Liter Hubraum garantieren 407 PS (300 kW). Stromkraft speisen gleich zwei Elektromotoren (91 PS und 86 PS) zusätzlich ein, die unterstützen die Spurtkraft. Das macht das gesamte Aggregat dann 485 PS (357 kW) stark. Laut BMW ist das den Zahlen nach der derzeit stärkste Hybrid der Welt, der dann auch noch das rekord verdächtige Drehmoment von 780 Nm produzieren kann.

Im Display des Armaturenbrettes sieht der Fahrer, woher die Kraft gerade stammt bzw. wie die Kraftquellen elektronisch kombiniert werden (siehe Grafik). Vier Fahrstufen werden unterschieden. Wird "drive" angezeigt, ist der Wagen ein Klassiker, Sprit wird verbrannt, vor allem beim Beschleunigen und bei Tempo jenseits der 60 km/h. Damit das gelingt, meldet das Display-Bild "eboost", wenn die Elektromotoren zusätzliche Beschleunigungskraft einspeisen, ohne dass aber mehr Sprit verbrannt wird. Leuchtet "charge" auf, werden die Akkus an Bord geladen, beim Bremsen etwa. Wärme-Energie, die dabei entsteht, wird in Strom umgewandelt.

Und dann ist da noch "edrive", daran hängen die meisten Hoffnungen. Bis zu 60 km/h schnell, aber nur 2,5 Kilometer weit, kann der Hybrid-X6 ausschließlich mit Strom fahren, lautlos, sauber und anzugsstark wie eine Straßenbahn. Arbeiten alle Systeme Hand in Hand, verbraucht der Wagen laut Hersteller bis zu 20 Prozent weniger Sprit und auch der Schadstoffausstoß soll sich um diese Summe reduzieren.

BMW hat im X6 eine traditionelle, "alte" Nickel-Eisen-Batterie eingebaut. Sie ist zu schwach und zu schwer. Die Hybridtechnik macht den Wagen um fast vier Zentner schwerer als einen vergleichbaren X6 50i. Damit ist der angegebene Verbrauchswert (9,9 Liter pro 100 km) reine Theorie. Denn die ausgezeichnete Beschleunigung des 2,5-Tonners per Sieben-Gang-Automatik (Tempo 100-Sprint in 5,6 Sekunden) treibt den avisierten Verbrauch kräftig in die Höhe. Aufwendige Batterie-Kühltechnik sorgt für Extra-Gewicht. Das ist auch ein Grund, weshalb keine moderneren Lithium-Ionen-Batterien an Bord sind. Da wären die Kühl- und andere Hybrid-Hilfsaggregate noch schwerer - und teurer.

Das erklärt auch, warum derart leistungsfähige Hybridantriebe derzeit nur in teuren Oberklasse-Modellen (wie zum Beispiel im Mercedes S 400 Hybrid) angeboten werden. Die ganz ausgezeich- nete Fahrdynamik eines X6ActiveHybrid ist - etwa mit einem Hybrid-Prius - in kleineren Autos derzeit nicht machbar. Der entscheidende Schritt vom Luxus-Sparer zum Alltags-Sparer steht also noch aus.

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