Chevrolet Volt: Elektroauto der Zukunft

Hamburg (dpa-infocom) ­ Der Chevrolet Volt soll mit Vorurteilen über US-Autos aufräumen. Von wegen große Motoren und noch größerer Durst. Mit dem neuen Modell stellt General Motors sein ehrgeiziges Elektroautoprojekt vor.

Trent Warnke kann es nicht mehr hören: Alle Welt hackt auf den Autos aus Amerika herum, schimpft über die großen Motoren und deren noch größeren Durst. Dabei ist der Entwicklungsingenieur von General Motors gerade in einem Auto unterwegs, das mit all diesen Vorurteilen Schluss machen soll: Dem Chevrolet Volt. Die 4,40 Meter lange Limousine mit den fließenden Formen und dem flüsterleisen Antrieb gilt als eines der fortschrittlichsten Fahrzeugkonzepte dieser Zeit.

Denn der Volt fährt mit Strom und hat im Gegensatz zu allen anderen greifbaren Elektroautos trotzdem eine äußerst große Reichweite - dank eines zusätzlichen Benzinmotors, der einen Generator mit Energie für weitere 400 Kilometer speist. Und anders als die meisten seiner Konkurrenten ist er keine Vision mehr. Bereits Ende des Jahres beginnt in Amerika die Markteinführung, und Ende 2011 soll es den Wagen ­ dann als Opel Ampera ­ in Deutschland geben.

Bei Vollgas quietschen die Reifen

Eine Testfahrt machte Lust auf die Zukunft. Denn wie jedes Elektroauto überzeugt auch der Chevrolet mit einer sanften, sämigen und trotzdem imponierenden Beschleunigung und der absoluten Ruhe. Zumindest bei Stadttempo hört man nicht einmal das Rollen der Reifen und das Pfeifen des Windes.

Wer die Sporttaste drückt und damit die volle Leistung des 110 kW/150 PS starken Elektromotors an der Vorderachse abruft, der kann sogar ein bisschen die Reifen quietschen lassen und in rund neun Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Die Spitzengeschwindigkeit ist mit Rücksicht auf die Reichweite elektronisch auf 160 km/h limitiert. Auf deutschen Autobahnen wird der Volt damit vielleicht zum Bremser, aber in den USA reicht selbst das schon für Probleme mit der Polizei.

Der Innenraum trägt vertraute Züge

Obwohl der Volt technisch ein Auto aus einer anderen Welt ist, wirkt er außen wie innen relativ vertraut. Die Aerodynamik zwingt ihn in eine Form, wie man sie vom Toyota Prius oder dem Honda Insight kennt. Und das Interieur ist modern, aber ohne Rätsel und für ein US-Auto obendrein vergleichsweise liebevoll. Auch die Platzverhältnisse gehen in Ordnung: Vorn sitzt man so bequem wie in einem VW Golf, und hinten reicht es auf Kurzstrecken selbst für Erwachsene. Auf Dauer nervt nur die geringe Kopffreiheit, weil das Dach sehr früh abfällt und die in einem T im Mitteltunnel und unter der Rückbank montierten Akkus die Sitzfläche weiter nach oben bringen.

Im völlig neuartigen Cockpit mit grellbunt flimmernden Monitoren kann man während der Fahrt permanent den Kraftfluss verfolgen. So sieht man, ob der Motor gerade antreibt oder etwa beim Bremsen umgekehrt als Generator läuft und wieder Strom produziert. Man lernt mit Hilfe eines Balkendiagramms einen besonders sparsamen Fahrstil und man sieht vor allem permanent die Restreichweite. Allerdings kann man die getrost ignorieren, verspricht Warnke: Wenn nach rund 60 Kilometern die Akkus leer sind, garantiert der zusätzliche Benzinmotor - der sogenannte Range Extender - noch einmal mehr als 400 Kilometer Fahrstrecke.

Weniger Energie als ein Kühlschrank

Auf den ersten 100 Kilometern kommt der Volt so nach den Berechnungen der Opel-Ingenieure bei vollem Akku auf einen Verbrauch von 1,6 Litern auf 100 Kilometern. Weil Sprit viel teurer ist als Strom, kann man mit dem Volt Geld sparen. Wer den Wagen jede Nacht zum Volltanken für drei Stunden an die Steckdose hängt, zahlt pro Meile nur wenige Cent. Am Tag koste der Volt damit weniger als eine Flasche Mineralwasser, und pro Jahr braucht er weniger Energie als ein gewöhnlicher US-Kühlschrank.

Dennoch ist der Hoffnungsträger der Amerikaner freilich ein teures Vergnügen. Opel verlangt für den Ampera mindestens 42 900 Euro. Der Grundpreis des Volt in den USA liegt bei mindestens 41 000 Dollar (umgerechnet knapp 30 000 Euro).

Fazit: Attraktiv, aber zum Sparen zu teuer

Angesichts des hohen Preises verliert der elektrische Sendbote aus einer besseren Zukunft viel von seiner Strahlkraft. Er sieht zwar außen leidlich und innen überraschend gut aus, das lautlose Fahren macht Spaß, der Antritt ist beeindruckend und der Range Extender ein beruhigendes Extra. Doch bleibt der Volt ein Auto für Überzeugungstäter. Denn bei diesem Preis muss man verdammt viel fahren, bevor man tatsächlich sparen kann.

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