Städtebund für bundesweites Alkoholverbot in Bussen

Hamburg (dpa) - Der Deutsche Städte- und Gemeindebund und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) haben ein bundesweites Alkoholverbot in Bussen und Bahnen gefordert.

„Wir halten das Alkoholverbot in Bussen und Bahnen, wie Hamburg es jetzt macht, für ein gutes Beispiel, das aus meiner Sicht auch in anderen Städten Schule machen wird“, sagte Städtebund-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Denn drei von zehn Gewalttaten geschähen unter Alkoholeinfluss. „Und es sind gerade die Jugendlichen, die in öffentlichen Nahverkehrsmitteln häufig randalieren, weil sie unter Alkohol stehen.“ Das löse zwar das grundsätzliche Problem nicht, sei aber ein wichtiger Baustein.

In Hamburg ist das Trinken von Alkohol in U- und S-Bahnen, Bussen sowie an den Haltestellen seit Donnerstag verboten. Allerdings wird es nach Angaben des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) zunächst eine einmonatige „Verwarnphase“ geben. Tatsächlich mit 40 Euro zur Kasse gebeten werden Alkoholsünder erst vom 1. Oktober an.

Grundsätzlich ist das Trinken von Bier, Wein oder Schnaps in fast allen Verkehrsverbünden Deutschlands seit Jahren verboten. Anders als in Hamburg wird dort ein Verstoß bislang jedoch kaum geahndet. Sofern überhaupt etwas passiert, werden die Fahrgäste etwa wie in Köln nur der Bahn oder des Busses verwiesen. In etlichen Verkehrsverbünden ist es sogar generell verboten, offene Speisen oder Getränke mit in Busse und Bahnen zu nehmen.

Landsberg zeigte sich überzeugt, dass die Stadt Hamburg mit ihrer Strategie Erfolge erzielen werde. Einwände, das Alkoholverbot sei kaum kontrollierbar, wies er zurück. Das habe man beim Rauchverbot auch gesagt. Inzwischen gebe es aber „nur ganz selten Menschen, die auf Bahnsteigen oder in Zügen rauchen“. Es sei auch ein Zeichen dafür, dass die Menschen nicht mehr alles akzeptieren wollten. „Mein Eindruck ist, dass sich viele Bürger, gerade die älteren Bürger, sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln (...) unwohl fühlen, insbesondere wenn Jugendliche dort Alkohol konsumieren oder schon voll alkoholisiert diese Verkehrsmittel betreten“, sagte Landsberg.

GdP-Vize Frank Richter forderte zudem mehr Personal zur Durchsetzung des Verbots. „Die Regel wäre das Papier nicht wert, wenn die Verkehrsbetriebe nicht gleichzeitig in ausreichendem Maße qualifiziertes und vernünftig bezahltes Kontrollpersonal einstellen würden.“ Der Vorsitzende des GdP-Bezirks Bundespolizei, Josef Scheuring, sprach sich angesichts „des partiellen Klimas der Angst in Bussen und Bahnen“ ebenfalls für ein bundesweites Alkoholverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln auf. Dies könne auch Gewaltausbrüche von Fangruppen vor und nach Fußballspielen deutlich reduzieren.

Nach Angaben des HVV reagierte das Unternehmen mit dem Verbot auch auf die Wünsche der Fahrgäste. So hätten sich 2010 in einer Umfrage 86 Prozent dafür ausgesprochen. Ausgenommen vom Alkoholverbot sind die Nord-Ostsee-Bahn, Nordbahn und DB Regio und die HADAG-Fähren. Fahrgäste, die vor Fahrtantritt Bier, Wein oder Schnaps getrunken haben, dürfen ausdrücklich weiter mit dem HVV fahren - sofern sie nicht die Sicherheit und Ordnung gefährden. Dabei sind insbesondere jene Personen ausgeschlossen, „die unter dem Einfluss geistiger Getränke oder anderer berauschender Mittel stehen“, wie es in den Beförderungsbedingungen heißt.

Gegner des Alkoholverbots organisieren sich unterdessen im sozialen Netzwerk Facebook. So lädt der User „Dei Ne Mudda“ für den 30. September zum großen „HVV Abschiedstrinken“ ein. An diesem letzten Tag, an dem die Kontrolleure noch ein Auge zudrücken, will er von 20 Uhr an in der Linie U3 am Hauptbahnhof den Abschied vom Alkoholgenuss im Nahverkehr feuchtfröhlich feiern. Bis jetzt haben bereits fast 6000 Personen ihr Kommen zugesagt.

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