Löcher im Lack flicken: So werden Steinschläge unsichtbar

München/Stuttgart (dpa/tmn) - Kratzer und Steinschläge im Autolack sind unschön - und wenn sie bis aufs Blech gehen, der perfekte Nährboden für Rost. Kleinere Macken können Autobesitzer oft selbst beseitigen.

Löcher im Lack flicken: So werden Steinschläge unsichtbar
Foto: dpa

Dafür reicht manchmal schon eine Spezialpolitur.

Im Winter passiert es schnell, dass ein hochgewirbeltes Steinchen während der Fahrt den Wagen trifft. Statt sich über feine Kratzer und kleine Löcher im Lackkleid des Autos zu ärgern, können Betroffene solche Makel gleich selber verschwinden lassen. „Dafür braucht man etwas Geduld und Geschick - und unter Umständen nicht einmal einen Lackstift“, sagt Markus Herrmann, Präsident des Bundesverbands Fahrzeugaufbereitung (BFA).

Grob unterteilt, besteht die Fahrzeuglackierung aus einer Farbschicht und einer Klarlackschicht darüber. „Wenn nur der Klarlack angekratzt ist und die Schramme nicht bis auf die Farbe geht, reicht in aller Regel zur Ausbesserung eine Kratzerpolitur“, erklärt Herrmann.

Christian Petzoldt, Kfz-Experte und Ratgeberautor aus Hagen, nennt zwei Möglichkeiten, um herauszufinden, wie gravierend Lackschäden wirklich sind. „Wenn man mit dem Fingernagel über einen Kratzer fährt und an dessen Rändern hängen bleibt, ist die Klarlackschicht definitiv kaputt“, sagt er. Ob eine Schramme sogar bis aufs Blech geht, verrate sanftes Lösungsmittel: „Man träufelt etwas Reinigungsbenzin auf einen Lappen und reibt damit über den Kratzer. Wenn dieser dann für einen Moment transparent wird und die Fahrzeugfarbe durchschimmert, dann ist der Basislack unter der Klarlackschicht noch intakt.“ In diesem Fall lässt sich der Kratzer mit etwas Klarlack ausbessern.

Bei weniger tiefgehenden Schrammen lohnt ein Versuch mit speziellen Lackkratzerpolituren, mit denen die angeritzte Klarlackschicht wieder auf ein Niveau gebracht wird. Herrmann empfiehlt hochwertige Kombi-Produkte: Damit lassen sich leicht beschädigte Lackstellen in einem Arbeitsgang plan schleifen und auf Hochglanz polieren.

Vor kurzem hatte die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) Lackkratzerpolituren getestet. Das Ergebnis: Mit feinen Kratzern und Schleifspuren im Lack wurden zwar viele der zwölf getesteten Produkte fertig. Bei einigen machten die Tester aber zum Beispiel wegen der schwierigen Anwendung und Lücken im Beipackzettel Abstriche. „Bei Lackkratzerpolituren ist eine ausführliche und gut verständliche Gebrauchsanweisung ganz wichtig, denn bei falscher Anwendung schaden sie mehr, als sie nutzen“, betont Herrmann.

Der Experte hat noch weitere Tipps: „Keine Polierwatte verwenden, sondern einen weichen Lappen. Außerdem die Reparaturstelle etwas großflächiger polieren und weiche Übergänge zum unbehandelten Lack schaffen, sonst hat man einen stark glänzenden Punkt, wo mal der Kratzer war - das sieht genauso schlimm aus.“

Reicht eine Schramme bis aufs Karosserieblech, muss der Lack ausgebessert werden. Wer sich das selbst zutraut, benötigt einen Lackstift in der exakten Wagenfarbe. „Damit die Lackausbesserung perfekt wird, muss man die schadhafte Stelle erst einmal unter die Lupe nehmen“, sagt Christian Petzoldt. Winzige Rostpunkte und Metallgrate müssen mit einem spitzen Bastelmesser vorsichtig abgeschabt werden. „Dann die Stelle mit Reinigungsbenzin und einem Wattestäbchen säubern und entfetten.“ Um den frischen Lack auf die gereinigte Macke aufzutragen, eignet sich am besten ein sehr feiner Aquarellpinsel in den Größen 0 oder 1.

Ist die nachlackierte Stelle vollständig getrocknet und ausgehärtet, sollte sie noch etwas nachgearbeitet werden. Dafür eignet sich ein Schleifblock mit Körnung 1500 oder 2000, erklärt Petzoldt. Dabei sei es ganz wichtig, sehr sanft vorzugehen. Anschließend mit einem trockenen Tuch nachwischen, überpolieren - fertig. „Wer keinen Fehler gemacht hat, wird danach nichts mehr sehen“, sagt Petzoldt.

Literatur:

Christian Petzoldt: Das große Buch der Fahrzeugpflege. Heel, 183 Seiten, 14,95 Euro, ISBN-13: 978-3-86852-203-7

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