Handy und Smartphone sicher im Auto benutzen

Landsberg (dpa/tmn) - Immer mehr Autofahrer werden mit dem Handy am Ohr erwischt. Dabei gibt es längst technische Hilfsmittel, die mobiles Telefonieren unterwegs sicher und legal ermöglichen. Für lange Gespräche ist das Auto aber trotzdem nicht der richtige Ort.

Mit Freisprecheinrichtung und Sprachsteuerung können Autofahrer ihr Handy auch während der Fahrt legal benutzen. Am simpelsten geht das mit einem verkabelten Headset, das bei vielen Mobiltelefonen schon im Preis enthalten ist. „Das ist aber eher eine Notlösung“, sagt Arnulf Thiemel vom ADAC Technik Zentrum. „Eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung ist meistens die bessere Wahl.“

Ohne technische Hilfsmittel ist die Handynutzung während der Fahrt seit 2004 verboten, für einen Verstoß gibt es 40 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg. Trotzdem halten sich viele Autofahrer nicht daran: Nach aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden im vergangenen Jahr 450 000 Verkehrsteilnehmer mit Handy am Steuer erwischt.

2011 wurden insgesamt 450 000 Autofahrer mit Handy am Steuer ertappt. Meist sind es Männer, die verbotenerweise während der Fahrt telefonieren. Doch die Polizei erwischt auch immer mehr Frauen: Ihr Anteil ist stetig gewachsen. Verstießen 2005 noch 21 Prozent der Autofahrerinnen gegen das Handyverbot, waren es 2011 bereits 27 Prozent.

Bluetooth-Freisprecheinrichtung gibt es als Universallösung zum Nachrüsten oder integriert im Autoradio. Entsprechend ausgestattete Geräte sind nach ADAC-Angaben schon ab etwa 80 Euro erhältlich. Sinnvollste Variante ist in der Regel aber die fest verbaute Freisprecheinrichtung im Neuwagen, erklärt ADAC-Experte Thiemel: „Durch den Anschluss an die Außenantenne des Autos haben Sie damit die beste Empfangsqualität.“ Die komfortabelste Version läuft über das Protokoll SAP (SIM-Access-Profile), diese Technologie wird allerdings längst nicht von jedem Smartphone unterstützt.

Grundsätzlich rät Thiemel aber davon ab, während der Autofahrt lange Telefonate zu führen: „Auch die beste Freisprecheinrichtung lenkt vom Verkehr ab.“ Unterwegs sollte man sich daher auf das Notwendigste beschränken. Bei jeder Freisprecheinrichtung ist neben der Technik vor allem eine unfallsichere Halterung wichtig. „Wenn das Handy nur auf dem Beifahrersitz liegt, kann es beim Unfall schnell zum gefährlichen Geschoss werden.“ Das gilt vor allem für Smartphones mit Metallgehäuse. Thiemel empfiehlt, die Halterung vorher im eigenen Fahrzeug zu testen - Klemmen fürs Lenkrad können zum Beispiel je nach Fahrzeugmodell den Blick auf den Tacho verstellen.

Wer unterwegs nicht nur telefonieren, sondern zum Beispiel auch SMS schreiben möchte, braucht neben der Freisprecheinrichtung weitere Hilfsmittel. Auf Android-Handys gibt es verschiedene kostenlose Apps wie Announcify oder Call Announcer, mit denen Nutzer SMS diktieren und eingehende Kurznachrichten vorlesen lassen können. Auf dem iPhone 4S übernimmt die Sprachsteuerung Siri diese Funktion. Eine Sprachsteuerung nur für Anrufe ist in vielen Fernsprecheinrichtungen bereits Standard.

Wird ein Smartphone außerdem zum Beispiel als MP3-Player benutzt, empfiehlt sich die Nutzung des sogenannten Automodus. Der ersetzt bei Aktivierung die vielen kleinen Icons und Widgets durch eine übersichtlichere Oberfläche mit größeren Tasten. Viele Android-Geräte haben einen solchen Modus schon beim Kauf an Bord, eine Alternative sind Apps wie CarHome Ultra. Für das iPhone gibt es zum Beispiel das kostenlose Programm Car Dock Mode. Auch mit einem solchen Modus muss das Smartphone während der Fahrt aber auf jeden Fall in einer Halterung stecken.

Punktekatalog: Übersichten über Punkte und Bußgelder gibt es im Internet unter dem Punktekatalog beim KBA und im Bußgeldkatalog beim ADAC.

Gut zu wissen: Und noch etwas sollten Autofahrer wissen: Nicht nur das Telefonieren ist während der Fahrt verboten. „Es gilt ein totales Handy-Verbot während der Fahrt - man darf auch keine Mails checken oder sich eine Route navigieren lassen“, sagte der Jurist des ADAC, Jost Kärger. Vielen Autofahrern sei nicht bewusst, dass es bereits verboten sei, das Mobiltelefon oder Smartphone während der Fahrt in die Hand zu nehmen.

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