Autofarben: Es wird wieder bunter auf den Straßen

Stuttgart (dpa/tmn) - Weiß ist nach wie vor in. Grau, Silber und Schwarz bleiben Spitze, Blau und Grün liegen im Trend. Auf diese Formel lässt sich die bevorzugte Farbwahl auf Deutschlands Straßen bringen.

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Auffällig: Der Höhenflug von Weiß bei den Autofarben hält nun schon seit einigen Jahren an. „Weiß erlebt seit 2007 einen richtigen Boom. Heute werden zehn Mal so viele weiße Fahrzeuge verkauft, wie Mitte der 2000er Jahre“, sagt Constantin Hack vom Automobil Club Europa (ACE).

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Laut dem BASF European Color Report For Automotive ist Weiß europaweit gesehen mit 30 Prozent sogar die beliebteste Autofarbe vor Schwarz (19 Prozent), Grau (16 Prozent) und Silber (13 Prozent). In Deutschland hingegen liegen weiterhin Schwarz und Silber sowie Grau vorne, haben allerdings die Plätze getauscht. Laut Kraftfahrtbundesamt liefen im vergangenen Jahr 28,7 Prozent aller Neuwagen in Silber oder Grau vom Band sowie 27,3 Prozent in Schwarz. 2014 war die Reihenfolge noch umgekehrt. Weiß belegt bei den deutschen Neuzulassungen weiterhin Platz drei mit knapp 20 Prozent. Noch vor zehn Jahren waren es nur 2 Prozent.

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Damit machen allein diese Klassiker einen Verkaufsanteil von 75 Prozent aller Fahrzeuge in Deutschland aus. „Tatsächlich sind besonders die klassischen Nicht-Farben allgemein sehr beliebt“, bestätigt Daimler-Sprecherin Anja Wassertheurer. „Gleichzeitig können wir feststellen, dass gerade unsere Kunden den Mut zu Farbe haben.“ So bietet Daimler etwa seine A-Klasse auch in Farbtönen wie dem neuen Metallic-Ton Elbaitgrün an.

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Mehr bunte Töne in den kleineren Klassen beobachtet auch BASF. So liegt beispielsweise der Rot-Anteil bei Kleinwagen europaweit bei neun Prozent, in der Oberklasse aber nur bei zwei Prozent. Orange oder Purpur kommen bei Kleinwagen immerhin auf ein Prozent und liegen in der Mittel- oder Oberklasse im Promillebereich.

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Ob neben Fahrzeugmodell und -größe auch das Geschlecht der Käufer bei der Farbwahl eine Rolle spielt, darüber sind sich Experten nicht einig. Bei Toyota entscheiden sich Frauen überwiegend für Weiß und Rot und im Vergleich zum Gesamtmarkt weniger oft für Silber und Schwarz. „Außerdem registrieren wir höhere Gelb- und Orangeanteile bei weiblichen Käufern als bei Männern“, sagt Thomas Heidbrink von Toyota. Wassertheurer hält eher den individuellen Geschmack als geschlechterspezifische Farbvorlieben für ausschlaggebend.

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Warum die eine Farbe in oder out ist und Nicht-Farben wie Schwarz und Grau sich konstanter Beliebtheit erfreuen, hat unterschiedliche Gründe. „Der aktuell hohe Stellenwert des Themas Ökologie führt dazu, dass Naturfarben an Bedeutung gewinnen“, sagt Mark Gutjahr von BASF Coatings. „Vor allem erwarten wir einen Grün-Trend. Diese Farbe hat lange Zeit kaum eine Rolle gespielt.“ Daneben bleibe Blau weiter im Trend, was auf die Themen Digitalisierung und Technologie zurückzuführen sei.

Der Lackexperte rechnet damit, dass ungewöhnliche Texturen und Oberflächen auf den Motorhauben zunehmen werden. „Farben mit technischem Charakter haben oft sehr komplexe Effekte, die gezielt mit dem Lichteinfall interagieren“, erklärt Gutjahr. So könne der Lack virtuell haptischer wirken oder durch neue Konzepte tatsächlich rauer sein. Aktuell hat BASF einen Effekt entwickelt, bei dem kleinste Glaspartikel im Lack bei Sonneneinstrahlung für ein unterschiedlich starkes Funkeln sorgen.

Geht es um Schwarz, Grau und Silber, spielt vor allem auch der Werterhalt der Fahrzeuge eine Rolle. „Bei Flottenfahrzeugen gibt es häufig eine Limitierung auf gedeckte Farben, weil noch immer die Meinung vorherrscht, dass sich diese am einfachsten wiederverkaufen lassen“, erläutert Wassertheurer. Umgekehrt sei es unter Umständen schwieriger, Autos in Modefarben zu verkaufen, meint ACE-Mann Hack: „Trendfarben, wie es beispielsweise vor ein paar Jahren Braun war, können sich auch negativ auf den Preis auswirken.“

Im Mainstream hingegen sei der Wiederverkauf leichter. Entsprechend würden auch Polizeiautos oder Taxen seit Jahren bevorzugt in Grau oder Schwarz geordert und dann mit entsprechenden Folien beklebt, berichtet Hack. Haben die Fahrzeuge ihr Dienstende erreicht, wird die Folie wieder abgezogen und das Auto ist optisch wie neu.

Ob eine Farbe Aufpreis kostet, hängt vor allem vom Aufwand der Lackierung ab. „Eine Metalliclackierung oder ein Mattlack ist schlicht aufwendiger in der Verarbeitung und kostet daher mehr“, sagt Wassertheurer. Zweischichtige Unilacke wie Schwarz und Weiß hingegen gibt es meist ohne Aufpreis. Allerdings: Weiß ist nicht gleich Weiß. Immer öfter finden sich auch verschiedene Weißtöne in den Konfiguratoren. „Autos weiß zu lackieren ist technisch sehr anspruchsvoll, weil die Fahrzeuge bei den aktuellen Tönen, die Glanz- und Glimmerpartikel enthalten, eine Extra-Farbschicht benötigen - und die macht eine zweite Basislackschicht erforderlich“, erläutert Gutjahr.

Bei der Sicherheit kann die Farbe eine Rolle spielen. „Sicherlich wäre es hierzu förderlich, wenn alle Autos eine Signalfarbe wie Leuchtgelb oder Knallorange hätten“, meint Hack. Ein weißes Auto werde bei Schnee oder Nebel nicht mehr so gut wahrgenommen, ein schwarzer oder dunkler Wagen hebe sich nachts kaum ab. „Da mittlerweile alle Fahrzeuge heute über ein Tagfahrlicht verfügen, sind aber im Grunde auch alle gut sichtbar“, meint Wassertheurer.

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