Neubaugebiet Wie ein Neubaugebiet in Krefeld zum Zankapfel wird

Krefeld · Protestierende Anwohner und eine Stadt, die nach Lösungen für fehlenden Wohnraum sucht – ein Spannungsverhältnis, das nicht nur beim Bebauungsplan 692 in Krefeld vorherrscht.

Bebauungsplan 692: das Gelände zwischen Bethelstraße und Emil-Schäfer-Straße soll bebaut werden, Dr. Günter Lehr (l.) und Dr. Michael Poppe (r.) sind Anwohner und gegen die Erschließung über die Bethelstraße.

Bebauungsplan 692: das Gelände zwischen Bethelstraße und Emil-Schäfer-Straße soll bebaut werden, Dr. Günter Lehr (l.) und Dr. Michael Poppe (r.) sind Anwohner und gegen die Erschließung über die Bethelstraße.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Ein Beschluss zum Gebiet südlich der Emil-Schäfer-Straße und östlich Friedhof wird im Stadtteil Bockum diskutiert. Und das schon seit Jahren.

Jüngst hat die Stadt im geplanten Bereich Grundstücke im Wert von 3,05 Millionen Euro gekauft, erstmals auf den Weg gebracht wurde das Projekt aber schon im Jahr 2004. Es folgten Diskussionen und ein Einlenken der Politik. Die angedachte Erschließung über die Bethelstraße war vom Tischl

Doch im vergangenen Januar kam die Kehrtwende: Im Planungsausschuss sprachen sich SPD und CDU plötzlich erneut für die zusätzliche Erschließung des 8,5 Hektar großen Neubaugebietes über die Bethelstraße aus Nach jahrelangen Protesten der Anwohner schien diese Variante eigentlich vom Tisch. Besonders die SPD war lange Zeit gegen diesen Vorschlag, brachte im Februar 2014 eigens einen Antrag dagegen ein.

Die Kehrtwende löste bei den Anwohnern der Bethelstraße Proteste aus. Günther Lehr schrieb zusammen mit Nachbarn und Freunden ein Brief an die Fraktionen. Sie befürchten einen „massiven Durchgangsverkehr“. Auch Monate später sagt Lehr: „Es hat sich eigentlich kaum etwas getan. Wir sind nach wie vor nicht begeistert von der Situation und überlegen, noch einmal Aktionen wie eine Unterschriftensammlung zu starten“. Mit Jürgen Hengst (SPD) und Jürgen Wettingfeld (CDU) steht Lehr ebenso im Kontakt wie mit Stadtplaner Ludwig Walter.

Zuletzt gab es Gespräche, Lösungsansätze wurden aber laut Lehr nicht gefunden. Die beiden Fraktionen begründeten ihren Meinungswechsel damit, dass nach einer neuen Vorlage seitens der Verwaltung nun statt geplanter Gewerbe- und Einzelhandelsflächen ausschließlich hochwertige Wohnbebauung in dem Gebiet entstehen könne. Eine direkte Verkehrserschließung nach Süden präge demnach maßgeblich die Adress- und Imagebildung des neuen Wohnquartiers. Die Anwohner der Bethelstraße vermuten hingegen einen finanziellen Hintergrund. Lehr sagt: „Durch eine hochwertigere Wohnbebauung steigen natürlich auch die Einnahmen aus den Grundstücksverkäufen.“

Ein weiteres Problem bleibt die Verkehrssituation. Einen massiven Durchgangsverkehr sehen die beiden Parteien nicht, für die Anwohner bleibt es jedoch der Streitpunkt Nummer eins. Lehr: „Bis jetzt ist es noch ruhig, das möchten wir beibehalten“. Derzeit warten sowohl Anwohner als auch Politik und Stadt auf ein Gutachten, das die beiden Erschließungsvarianten prüft. Auf Anfrage sagt Ludger Walter: „Das Verkehrsgutachten ist in Arbeit, liegt aber noch nicht fertig abgestimmt vor. Parallel werden viele weitere Fachgutachten, die Konkretisierung der Planung, die frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange und die Umweltprüfung abgearbeitet.“

Bis es zu einem Beschluss kommt, wird es noch dauern. Walter: „Ein Offenlagebeschluss wird für das Frühjahr angestrebt. Ein Satzungsbeschluss ist nicht vor Ende 2019 möglich“.

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