Anwohner fürchten Enteignung A 3-Ausbau: Anwohner fürchten Enteignung

Manfort. · Die Anlieger hoffen, dass die Entscheidung zugunsten eines Autobahntunnels fällt.

 Friedrich Jonas, Marion Ladwig und Rolf Luxem sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Friedrich Jonas, Marion Ladwig und Rolf Luxem sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Foto: Ludmilla Hauser

Zwei Feigenbäume versprechen köstliche Ernte, am Haus gedeihen Paprika, im Garten Gurken, Tomaten, Salat. Im September wird ein Bekannter die Trauben abholen, die am Gartenhaus ranken – daraus wird Manforter Wein. Die Früchte gedeihen im Garten von Marion Ladwig, und der grenzt an die A 3. Dass die Schutzmauer auf Höhe ihres Gartens begrünt ist, sei „ein Glück. Das schluckt Lärm“. Obwohl: An den Lärm seien sie gewöhnt, sagen Ladwig und die Nachbarn Rolf Luxem und Hubert Mertin. „Wenn man nichts hört, das fällt auf“, sagt Luxem. Mertin scherzt: „Wenn’s still ist, ist Stau.“

Es ist Galgenhumor, der durch die Manforter Siedlungen nahe der A 3 zieht. Das Treffen in Ladwigs Garten hat Friedrich Jonas von der IG Schleswig-Holstein-Siedlung initiiert. Es geht um den geplanten Ausbau der Autobahn. Die oberirdische Varian-
te sei von Straßen NRW und Land ans Bundesministerium empfohlen worden. Jonas fürchtet tiefgreifende Folgen, vor allem für Anlieger: „Es stehen Enteignungen im Raum.“ Die Erweiterung braucht Platz. Zwischen A 3 und Wohnbebauung gibt es in Manfort einen Schutzstreifen, den die Autobahnbehörde für Kontrollen der Mauer nutze. Dahinter Gärten, Häuser. Auch das von Hubert Mertin. Jonas sagt, das Haus müsse für den Ausbau weichen. Der 73-Jährige, der seit 1979 dort wohnt, will seine Doppelhaushälfte verkaufen: „Wenn der Preis stimmt, bin ich weg.“ Treppensteigen falle ihm schwer.

Ladwigs und Luxems Häuser würden nicht zu den elf gehören, „die fallen werden“, sagt Jonas. Beispiel Ladwig: Gewährten die Anlieger Straßen NRW Wegerecht, könnte der Schutzstreifen wegfallen, der Garten von Ladwig würde durch den Ausbau um die Hälfte kleiner, rechnet Jonas vor. Ohne Wegerecht schrumpfte der Garten um drei Viertel. Mit Sicht auf eine Mauer, „höher als das Haus“, sagt Ladwig, der Garten nur ein schmaler Streifen, die Verschattung groß. 20 Jahre wohnt sie dort: „Die nehmen uns alles, wenn es so kommt.“

Die Anwohner rechnen sich
wenig Chancen bei Klagen aus

Wegziehen sei keine Alternative, denn der Wert der Häuser schrumpfe erheblich, „wenn einen Meter vor dem Fenster die Autobahnmauer steht“, sagt Mertin.

Jonas will „richtig Gas geben“ für einen A 3-Durchfahrttunnel. Er schätzt, dass Ende 2019 das Planfeststellungsverfahren beginnt. Dann wären Klagen möglich, aber „das kostet viel Geld, etwa wegen Gutachten. Man müsste Straßen NRW einen Planungsfehler nachweisen. Das ist wenig aussichtsreich. Es muss vorher etwas passieren.“ Daher die Demo gegen den A 1-Rastplatz und für einen A 3-Durchfahrttunnel, einer Menschenkette vom Fester Weg bis zur Syltstraße. „Wir haben 10 000 Flyer drucken lassen, werben mit Bannern“, sagt Jonas. Mindestens 6000 Bürger sollen mitmachen: „Leverkusen muss zeigen, dass die Stadtteile zusammenstehen.“ Auch die, die nicht betroffen seien.

Die Politik zieht mit, hat sie zugesichert. Vom Bundestagsabgeordnetem Karl Lauterbach erwartet Jonas, dass „er mit dem Bundesverkehrsminister spricht“. Das hat Lauterbach vor: „Wir treffen uns demnächst. Der A 3-Ausbau ist problematisch.“ Wenn Durchfahrt- und der kleine A 1-Tunnel nicht kommen, „stehen wir mit nichts da, außer 15 Jahren Baulärm.“

Auch wenn die Vorzeichen auf oberirdischen Ausbau deuten: „Ich stecke den Kopf nicht in den Sand“, betont Jonas. „Gerade jetzt nicht, wo die Jugend ein Umdenken fordert.“ Marion Ladwig nickt und hofft, dass ihr Garten bleibt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort