Antibiotika: AiCuris will die Forschung fortsetzen

Große Pharmakonzerne haben den Kampf gegen mulitiresistente Keime aufgegeben.

In der Tagesschau und im Magazin Panorama berichtete der Norddeutsche Rundfunk zuletzt mehrfach über die wachsende Bedrohung durch multiresistente Keime, gegen die im Markt befindliche Antibiotika nicht mehr wirken. Darüber hinaus zögen sich die letzten großen Pharma-Unternehmen aus der Entwicklung neuer Wirkstoffe zurück.

Beide Aussagen sind laut Holger Zimmermann, Geschäftsführer des Wuppertaler Biotech-Unternehmens AiCuris, zutreffend und Folge eines „totalen Marktversagens“. „AiCuris ist eines der wenigen europäischen Unternehmen, das den Kampf gegen multiresistente Bakterien weiter führt. Wir sind überzeugt davon, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Die Folgen für das Gesundheitssystem werden sonst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten enorm sein“, sagt Zimmermann. Bedeutende Studien gingen davon aus, das die Zahl der Toten durch Infektionen mit resistenten Erregern von jetzt 700 000 weltweit auf bis zu 10 Millionen im Jahr 2050 steigen könnten. „Wir sprechen also von einer weltweiten Krise der Gesundheitsversorgung.“

Antibiotika können in wenigen Tagen Menschenleben retten. Im Gegensatz zu Krebsmedikamenten oder Medikamenten mit Langzeitbehandlung werden neue Antibiotika aber nicht ausreichend vergütet. „Während für einige Krebsmedikamente durchaus mehrere hunderttausend Euro pro Therapie anzusetzen sind, sind die Kosten der Antibiotika-Behandlung zumeist im kleinen vierstelligen Bereich. Die Kosten der Entwicklung sind aber gleich hoch“, so Zimmermann. Und dann würden neue Antibiotika auch nur ganz selten eingesetzt, um die Entstehung neuer Resistenzen auch gegen diese Mittel zu verhindern. Die Folge: ein hohes Entwicklungsrisiko und auch im Erfolgsfall nur geringe Umsätze, denen Milliarden-Entwicklungskosten gegenüberstehen. Die Lösung sieht Zimmermann langfristig nur in adäquaten Preisen und einer kompletten Neugestaltung der Erstattung hin zu Bereitstellungsprämien. AiCuris selbst bleibt der Antibiotika-Forschung treu. Erst vor wenigen Wochen hatte das Unternehmen eine Kooperation mit der Fa. Lysando bekanntgegeben, um ganz neue innovative Ansätze gemeinsam zu entwickeln. Red

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