Andere Sichtweise: Teilzeit kann Unternehmen Erfolg bringen

Das Krefelder Netzwerk Wirtschaft & Familie vermittelt in der Veranstaltungsreihe „Wirtschaft um Vier“ Praxistipps zu Personalpolitik.

 Wenn Frauen durch angepasste Arbeitszeitmodelle die Möglichkeiten dazu bekämen, würden sie sich beruflich besser einbringen können.

Wenn Frauen durch angepasste Arbeitszeitmodelle die Möglichkeiten dazu bekämen, würden sie sich beruflich besser einbringen können.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Kinder, provoziert Michael Fechler von der Unternehmerschaft Niederrhein in seinem knackigen Impulsvortrag, werden „nicht mehr erzogen, sondern geelternteilzeitet“. Um die Potenziale von Teilzeitmodellen geht es bei „Wirtschaft um Vier“ in der Sparkasse Krefeld, initiiert durch das Krefelder Netzwerk Wirtschaft & Familie. Mit dieser neuen Reihe möchte das Netzwerk lokalen Unternehmen Praxistipps und Wissen rund um eine familienbewusste Personalpolitik vermitteln. Fechler erklärt, warum moderne, zeitgemäße Arbeitszeitmodelle eine echte Chance darstellen, sich die besten Köpfe zu sichern und den Wirtschaftsstandort Krefeld zu stärken.

Gut 60 Unternehmer und Führungskräfte aus Krefeld sind der Einladung gefolgt. Sehr zur Freude der Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Birgit Roos, die als erste Gastgeberin der Reihe für mehr Flexibilität in vielen Unternehmen wirbt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: „Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass solche Unternehmen gute Chancen auf Erfolg haben. Wir haben 1000 weibliche Mitarbeiter, davon arbeiten 50 Prozent in Teilzeit, weil wir es möglich machen. So können wir es schaffen, unsere super ausgebildeten Frauen zu binden.“ Flankiert wird Roos in ihrer Einschätzung von SWK-Vorstand Kerstin Abraham. „Wir stehen ja nicht nur zunehmend im Wettbewerb um die größten Talente, wir verstehen uns auch als familienfreundliches Unternehmen, das die Lebenswirklichkeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Auge hat. Unser Erfolg basiert insbesondere auf der Leistungsbereitschaft unserer Belegschaft“, sagt sie.

Brückenteilzeit, macht Referent Fechler deutlich, sei dabei ein sehr wirksames Werkzeug, diese zu fördern. Der Arbeitsrechtler unterstreicht, dass Teilzeitkräfte insbesondere darum effektiv arbeiteten, weil ihnen schlicht die Zeit für überflüssige Beschäftigung fehle. „Ablaufbedingte Wartezeiten“ nennt er die Vergeudung von Arbeitszeit und erklärt: „Teilzeitkräfte glänzen seltener durch Abwesenheit, dafür durch weniger Überstunden und eine hohe Arbeitsleistung“. Und weil in der Wirtschaft alles seinen Preis hat, stellt Fechler dem Nutzen die Kosten gegenüber: „Teilzeit erfordert eine aufwändigere Kommunikation, einen höheren Aufwand in der Führung und in der Personalverwaltung.“ Aber diese Anstrengungen seien eine sehr gute Investition.

Keine Chancen ohne Regeln. Fechler weist darauf hin, dass Mitarbeiter, die Brückenteilzeit beantragen, dies mindestens drei Monate vor dem gewünschten Termin tun und mindestens sechs Monate im Betrieb sein müssen. Es gilt stets der geschriebene Antrag und der ist dann auch verbindlich. Unternehmen ab 45 Mitarbeitern müssen laut neuer Gesetzeslage, je nach Größe, einer bestimmten Anzahl von Teilzeit-Wünschen stattgeben. Übrigens, meint Fechler: „Auch für Führungskräfte ist Teilzeit eine interessante Variante. Alles geht, wenn ein Unternehmen nur kreativ mit Zeitmodellen umgeht.“

Netzwerk-Organisatorin Kristina Freiwald von der Wirtschaftsförderung Krefeld ist sehr zufrieden mit dieser ersten Veranstaltung: „Wir als Netzwerk möchten die lokalen Betriebe dahingehend unterstützen, die eigene Arbeitgeberattraktivität zu stärken und sich somit gegenüber dem umliegenden Wettbewerb erfolgreich auf dem heutigen Arbeitnehmermarkt durchzusetzen. Dies gelingt nur durch Wissenstransfer, Best Practice-Beispiele und persönliche Beratung.“

Das Netzwerk Wirtschaft & Familie setzt sich zusammen aus der Wirtschaftsförderung Krefeld, der Unternehmerschaft Niederrhein, dem Jobcenter, der Agentur für Arbeit, der Sparkasse Krefeld, der SWK Stadtwerke Krefeld AG und der Gleichstellungsstelle der Stadt.

Die nächste „Wirtschaft um Vier“ ist am 1. Oktober unter dem Titel „Mit Familienfreundlichkeit zu neuer Energie“ in den Räumlichkeiten der SWK Stadtwerke Krefeld AG. Eine Anmeldung ist online möglich. Dort gibt es auch den aktuellen Vortrag zum Download.

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