Ampelmännchen Ampelmännchen fürs Neanderland?

Kreis Mettmann. · Ein Neandertaler könnte Fußgängern im Kreis Mettmann künftig rotes oder grünes Licht anzeigen. Der Kreis prüft die Idee.

 So stellt sich unser Grafiker Martin Ferl das steinzeitliche Ampelmännchen vor, inspiriert von einer Figur, die im Neanderthal Museum steht.

So stellt sich unser Grafiker Martin Ferl das steinzeitliche Ampelmännchen vor, inspiriert von einer Figur, die im Neanderthal Museum steht.

Foto: grafik

Mainz hat eins. Augsburg hat auch eins. Berlin sowieso. Warum also nicht auch das Neanderland? Das dachte sich Brigitte Hagling von der UWG-ME, dem Zusammenschluss unabhängiger Wählergemeinschaften, die im Kreistag eine Fraktion bilden, und stellte jetzt einen Antrag. „Die Verwaltung möge prüfen, ob die Möglichkeit besteht, im ganzen Neanderland – insbesondere im Bereich des Neanderthal Museums – die Fußgängerampeln mit Neandertalern auszustatten“, heißt es darin. Und bis auf die Fraktionen der Linken und der FDP, die darin gar einen verfrühten Aprilscherz wähnte, stimmten alle Politiker dafür.

Nun also, das bestätigt die Sprecherin des Kreises Mettmann, Daniela Hitzemann, recherchiert die Kreisverwaltung, ob der Neandertaler zum Ampelmännchen taugt. Alle zehn kreisangehörigen Städte müssen dazu befragt werden. „Wir sind nicht die Entscheider. Die verkehrsordnende Behörde ist die Stadt“, erläutert Hitzemann. Und damit sind es die Kommunen, die das letzte Wort sprechen. „Wir werden das auf jeden Fall von hier aus offen an alle Beteiligten herantragen“, sagt Hitzemann.

Brigitte Hagling ist erfreut, sieht sie doch in Fußgängerampeln, deren rote und grüne Lichtsignale vom Piktogramm des Neandertalers geziert würden, ein „Alleinstellungsmerkmal für das Neanderland“. Wobei sie auch gegen ein stilisiertes Mammut oder das geschwungene „N“ des Neanderlandlogos grundsätzlich nichts hätte, sagt die 64-jährige Industriekauffrau. Schließlich gebe es auch im hessischen Friedberg einen Elvis Presley als Ampelmännchen. Der „King of Rock’n’Roll“ war in dieser Stadt einst als Soldat stationiert. Das rote Licht zeigt ihn stehend am Mikrofon, während er auf dem grün leuchtenden Signal seinen berühmten Hüftschwung in Szene setzt. Mainzelmännchen, Augsburger Kasperle oder Elvis Presley – kann da der Neandertaler überhaupt mithalten?

Diese Sorge treibt die kreisangehörigen Städte indes nicht unbedingt um. „Lassen Sie das den Landrat lieber nicht hören“, raunt einer von mehreren befragten Pressesprechern, „aber die Identifikation mit dem Neandertaler ist ja jenseits der Stadt Mettmann nicht besonders groß.“ Und tatsächlich verweist der Sprecher der Stadt Monheim auf die Monheimer Gänseliesel, die schließlich auch ein Anrecht hat, als Ampel...frauchen in Erscheinung zu treten. So sehen es jedenfalls die Monheimer Bürger, die diesen Wunsch vielfach an die Stadtverwaltung herangetragen haben, erzählt Thomas Spekowius. Und deshalb prüft die Stadt zurzeit parallel, ob nicht viel eher die Gänseliesel auf Monheimer Ampeln zum Zuge kommen sollte.

In Hilden sind die für alle Ampeln der Itterstadt Verantwortlichen zurzeit noch in Urlaub. Wie viele davon umgerüstet werden müssen, vermag die Sprecherin Henrike Ludes-Loer daher nicht zu sagen. Doch viel wichtiger: „Wer trägt dafür eigentlich die Kosten?“, fragt sie. Und da die Sprecherin des Kreises bereits auf die Entscheidungshoheit der Kommunen verwies, liegt die Antwort auf der Hand: Der Kreis zahlt für die Umrüstung der Kreisstraßen, die Kommunen für die Umrüstung der städtischen Straßen.

Doch auch in der Kreisstadt Mettmann scheint die Loyalität zum Neandertaler nicht übermäßig groß zu sein. Denn auch im dortigen Wirtschaftsförderungsausschuss waren Neandertaler als Ampelmännchen kürzlich ein Thema. Die CDU-Fraktion sah darin eine Chance, die „Neanderthal-Stadt Mettmann werbewirksam bekannt zu machen“. Das sah die Mehrheit dieses Ausschusses ganz anders, so dass der Antrag schlussendlich abgelehnt wurde.

Bleiben also jene Straßen, die in Verantwortung des Kreises liegen. Womöglich hat der Neandertaler als Ampelmännchen dort noch eine Chance. Er wird dann einen Speer in den Händen halten, und nicht eine Keule. Denn eine Keule, die den Steinzeitmenschen als tumbe Witzgestalt ausweist, ist dem Leiter des Neanderthal Museums, Professor Gerd-Christian Weniger, verhasst. Und der wird gewiss ein Wörtchen mitreden.

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