Der Traum vom Haus am Meer: Aus Wuppertal in die Philippinen

Das Ehepaar Behne wandert auf die Philippinen aus — und wohnt bald direkt am Ozean.

Wuppertal. Der Blick nach draußen fällt auf das verregnete Cronenberg. „Nein, das Wetter hier werden wir bestimmt nicht vermissen“, sind sich Heike (55) und Ricardo Behne (57) einig, und schauen schnell wieder auf ihr iPad. „Ja, das ist unseres“, sagt das Ehepaar stolz und zeigt auf die Fotos mit Postkartenmotiven: Ein Haus, Palmen, dazu ein Pool, irgendwo am Strand. Irgendwo, das ist Cebu, eine der rund 7000 Inseln, die die Philippinen bilden — und bald die neue Heimat der beiden Cronenberger.

Das, was sich viele Ruheständler vor allem gerne im deutschen Winter denken, haben die beiden in die Tat umgesetzt. Am 28. Januar heißt es: „Adieu Deutschland, wir wandern aus.“ Die beiden strahlen bei dem Gedanken. „Wir erfüllen uns einen Traum.“

Ricardo Behne nennt das auch gerne „unser Projekt“. „Top secret“ war das im Übrigen. „Natürlich haben wir immer mal darüber geredet, dass wir das gerne später mal machen würden.“ Aber selbst ihr Sohn (31) und ihre Tochter (28) erfuhren erst Ende Oktober, dass ihre Eltern jetzt ernst machen. „Da hing einfach auch zuviel dran“, sagt das Ehepaar. Zu bekannt sind die beiden im „Dorp“. Ricardo ist seit Jahren ehrenamtlich tätig, hob unter anderem den Bürgerbus mit aus der Taufe. Seine Frau betreibt seit über 20 Jahren einen Pflegedienst. „Es war schwierig, sich nicht zu verplappern“, erzählt Heike, seitdem der Plan Anfang 2012 konkret wurde. Und Ricardo Behne ergänzt schmunzelnd: „Um uns richtig in Ruhe darüber zu unterhalten, sind wir immer zum Gassigehen in den Wald gegangen.“ Pinto, ihr Podenco-Husky-Mischling, wandert natürlich mit aus. „Der brauchte mehr Papiere als wir“, erklärt sein Frauchen.

Heike und Ricardo Behne

Seit die Neuigkeit im „Dorp“ rum ist, werden die beiden dauernd angesprochen. „Viele beneiden uns, einige sagen aber auch: Wie könnt ihr denn sowas machen?“ Das seien aber vor allem die, so Ricardo, die selbst nie im Ausland waren. Das ist bei Behnes anders. Bis am vergangenen Freitag der Container für die Habseligkeiten angeliefert wurde, hing im Keller ihres Hauses eine große Weltkarte, übersät mit vielen Stecknadeln. Eine für jedes bereiste Land. „30 haben wir geschafft“, erzählen die beiden begeisterten Taucher.

Warum aber ausgerechnet die Philippinen? Es liege nicht nur am Wetter, sagen die beiden lächelnd. Obwohl eine Temperatur von 27 Grad praktisch das ganze Jahr über schon verlockend sei. Das Land in Ostasien habe einfach seine Reize. Vor der Haustür liegt dann demnächst zum Beispiel ein traumhaftes Tauchrevier. Und die Philippinen, früher unter spanischer und US-amerikanischer Kolonialherrschaft — seien ein sehr fortschrittliches Land in allen Bereichen. Angst davor, krank zu werden — die große Furcht vieler Auswanderer in exotischen Ländern — haben die Behnes kaum. „Die medizinische Versorgung ist sehr gut“, erklärt Heike Behne, die sich gemeinsam mit ihrem Mann intensiv über ihre neue Heimat informiert hatte.

Über ein Auswanderer-Forum im Internet kamen die beiden schließlich in Kontakt mit einem anderen Deutschen, der auf einem Grundstück am Meer vier Häuser bauen wollte und potenzielle Nachbarn suchte. Man traf sich, die Chemie stimmte, erzählen die Behnes. Dann ging es recht schnell, über Fotos wurden die Cronenberger über den Fortgang der Arbeiten auf dem Laufenden gehalten und schauten natürlich auch selbst vorbei. „Wir werden mit zwei anderen deutschen Paaren und einem deutsch-philippinischen Paar nebeneinander wohnen.“ Eine kleine deutsche Kolonie, sagt Ricardo Behne, betont aber: „Wir wollen und werden uns nicht abschotten, werden uns integrieren.“

Vor Ort sollen schnell Kontakte geknüpft werden, Behnes haben einige Pläne. Ein Restaurant aufzubauen, ist einer davon. Ricardo Behne will sich um seine eigene kleine Tauchbasis vor Ort kümmern, seine Frau ihrem Hobby Zeichnen nachgehen. Und natürlich wird gereist. Australien wäre ein mögliches Ziel, andere Länder in Asien, die dann ja fast vor der Haustür liegen. Stress machen sich die beiden Ruheständler nicht. „Hier in Wuppertal wären wir nie zur Ruhe gekommen. Aber dort wollen wir unser Leben genießen.“ Im Traum vom Haus am Meer.

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