Kloster Franziskus-Schwestern wollen lebendiges Kloster

Krefeld · Auch 100 Jahre nach der Gründung haben die Ordensfrauen und ihre Unterstützer im Mutterhaus am Jungfernweg viele Pläne. Derzeit wird umgebaut.

 Schwestern des Ordens bei den Jubiläumsfeierlichkeiten im Krefelder Kloster anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Ordens.

Schwestern des Ordens bei den Jubiläumsfeierlichkeiten im Krefelder Kloster anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Ordens.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Kabel hängen in Fluren von der Decke. Hinter einer Staubwand wird gehämmert. Ein paar Arbeiter schauen Schwester Alfonsa freundlich und neugierig entgegen, als die Generaloberin zielstrebig durch einen der Gänge eilt. Mit flottem Schritt und einem Lächeln auf den Lippen.

Auf dem Weg grüßt die 81-Jährige einen Besucher, der gerade eines der Zimmer im Gästehausbereich des Klosters verlässt. Zahlreiche Einzel- und Doppelzimmer auf dem gleichen Flur und einer weiteren Etagen des Haus Mariae Heimsuchung sind nach und nach umgebaut worden. Einige davon mit komfortablen und großzügigen Badezimmern. Platz für 40 Gäste haben die Franziskus-Schwestern jetzt. Finanziell half bei der Renovierung der Verkauf des Bocholter Hauses des Ordens.

Damit sind Schwester Alfonsa und ihre derzeit noch vier Mitschwestern sowie ihre Mitstreiter, zu denen 16 festangestellte Mitarbeiter und viele ehrenamtliche Helfer gehören, ihrem Ziel ein Stück näher gekommen. „Wir wollen als Oase für Begegnung, Besinnung und Bildung wachsen“, sagt die Generaloberin über das Gästehaus, das seit 1996 fest zum Kloster gehört.

Gruppen aller Art, pastorale Mitarbeiter oder Priester kommen schon lange zu Tagungen oder Exerzitien und nutzen nicht nur die Seminarräume, sondern auch den idyllischen Garten mit einer lebensgroßen Franziskusstatue. Unter den einzelnen Gästen haben auch schon Schauspieler, Sänger oder andere Künstler, die in Krefeld gastieren, Unterkunft gefunden. „Es ist sehr abwechslungsreich. Gerade erst hatten wir einen Opernsänger aus Frankreich da“, schwärmt die Generaloberin, „er hat für uns an einem Abend das Marienlied auf Französisch gesungen.“

Die Schwestern wollen Raum geben für Menschen aller Kulturen und Religionen. Und sie wollen sich dabei weiter auch um Menschen kümmern, denen es nicht so gut geht. So bieten sie zum Beispiel täglich ein Frühstück für Bedürftige an.

Damit stehen sie in der Tradition des Namensgebers ihres Ordens, Franziskus. Und sie engagieren sich weiter im Sinne von Pater Markus Müßig, der ihren Orden vor 100 Jahren in Krefeld gründete. Wegen der Bauarbeiten wird erst im Juli statt im April das 100. Jubiläum der Gründung der Franziskus-Schwesternschaft gefeiert — am Samstag, 6. Juli, 10 Uhr, wird der Aachener Bischof Helmut Dieser die Festmesse in St. Dionysius zelebrieren.

Die Oberin hat den Gründer Pater Markus, der 1952 starb, nicht mehr kennengelernt. Als sie vor 59 Jahren ins Mutterhaus kam, lebten noch sechs der Schwestern der ersten Stunde am Jungfernweg, insgesamt waren es damals etwa 25 Frauen. Schwester Alfonsa war die letzte „neue“ Schwester, die ins Haus zog, und ist heute die Jüngste. Schwester Imelda, die mit damals 18 Jahren noch von Pater Markus eingekleidet wurde, lebt unter den fünf verbliebenen Ordensfrauen.

Weil sie immer weniger Ordensfrauen wurden, also weil Schwestern starben, aber auch weil bauliche Vorgaben in den gesetzlichen Bestimmungen nicht zu erfüllen waren, war das nach dem Krieg aufgebaute Altenheim Mariae Heimsuchung im Gebäude 1996 geschlossen worden. „Wir hatten zum Beispiel keine Möglichkeiten für einen Bettenaufzug“ erinnert sich Schwester Alfonsa. Und was mögliche neue Mitschwestern anging: „Es sind immer wieder welche gekommen, aber sie haben nicht durchgehalten“, sagt Alfonsa, die sich wie die anderen als Franziskanerschwester Armut, Gehorsam und Keuschheit verpflichtet hat.

Die Kurzzeitpflege wurde noch bis 2017 weiter betrieben. Geblieben ist nun noch eine „Minipflegestation“, wie Schwester Alfonsa sie nennt, mit zehn Betten. Hier werden Mitschwestern gepflegt oder Mitglieder des TAU-Apostolats, einer franziskanische Laiengemeinschaft mit Sitz am Jungfernweg.

Neben den Oase-Plänen, dem Frühstück für Bedürftige und einem Mittagstischangebot, das beispielsweise Berufstätige aus dem Umfeld wahrnehmen, hat Schwester Alfonsa auch noch andere Ideen. Bei der Verwirklichung des Leitsatzes der Gemeinschaft „Miteinander – in Freude dienend, Gottes Liebe zu uns Menschen bezeugen“ könnte sie sich unter anderem auch ein geistliches Angebot für Kinder und Jugendliche vorstellen, bei dem ihr eine junge Frau helfen könnte, die jetzt ins Haus gezogen ist.

Zwischen dem Morgenlob um 7.25 Uhr, der Heiligen Messe um 7.45, dem ersten Rosenkranz um 11.30, dem Abendlob um 17.30 und dem zweiten Rosenkranz um 19.30 Uhr sei „immer noch genug Zeit zum Arbeiten“, sagt die 81-Jährige mit einem energischen, aber begeisterten Unterton in der Stimme. Sagt es und ist schon wieder flotten Schrittes die Treppen hinunter unterwegs in eine andere Etage.

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