Düsseldorf Gorillaz liefern fulminantes Live-Spektakel

Düsseldorf · Düsseldorf. Wer sich bislang gefragt hat, ob man eine fiktive Comichelden-Band auf die Bühnen dieser Welt schicken kann, der weiß spätestens seit Samstagabend: Das geht. Und wie! Die Gorillaz lieferten in der ausverkauften Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf eine Show der Extraklasse.

 Die Band zeigt auf ihrem Konzert, wie groß ihre musikalische Bandbreite ist.

Die Band zeigt auf ihrem Konzert, wie groß ihre musikalische Bandbreite ist.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Angetrieben von Blur-Frontmann und Gorillaz-Mitbegründer Damon Albarn, der die Comichelden 1998 mit Zeichner Jamie Hewlett („Tank Girl“) ins Leben rief, verwandeln sich die 7500 Fans in eine tanzende und feiernde Menge. Die grellen Lichter und wummernden Bässe leiten sie an. Lassen sie kaum Atem holen. Die Live-Musiker vor den mangaähnlichen Figuren Noodle (Gitarre), Murdoc (Bass), Russel Hobbs (Drums) und 2D (Gesang) machen alles dafür, um eine perfekte Show abzuliefern. Sie leisten sich einen sechsköpfigen Hintergrundchor und Gastauftritte zahlreicher namhafter Größen aus der Hip-Hop-Szene: De La Soul, Peven Everett, Zebra Katz und Little Simz teilen sich die Bühne mit der Affenbande. Nehmen sie für sich ein. Fügen sich ins fulminante Gesamtbild — bunt, schrill und laut.

Sie zeigen aber auch, wie groß die musikalische Bandbreite der Gorillaz ist. Das Konzert mutet an wie ein düsteres Pop-Rock-Oratorium mit Ausflügen in Rap, R’n’B und Hip-Hop. Zu finden ist das alles auf „Humanz“. Das fünfte Studioalbum ist gleichzeitig der Anlass für das einzige NRW-Konzert. Doch das Repertoire der Gorillaz umfasst viel mehr. Und die Band zeigt das auch.

Endzeitstimmung auf Gorillaz-Konzert in Düsseldorf
22 Bilder

Endzeitstimmung auf Gorillaz-Konzert in Düsseldorf

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Im ersten Konzertteil kreiert Damon Albarn mit Liedern wie „Last Living Souls“, „Every Planet We Reach is Dead“ oder natürlich „Saturnz Barz“ mit seinem melancholisch anmutenden Unterton Endzeitstimmung. Passend dazu durchleben die vier Comichelden auf der überdimensionalen Leinwand ein spannendes Abenteuer nach dem nächsten. Zum Beispiel, wenn sie vor Bruce Willis und dessen Pistole flüchten („Stylo“). Fast lenken die Videos von der eigentlichen Musik ab, zumal sie nicht immer einen roten Faden erkennen lassen. Die Fans scheint das nicht zu stören. Sie tanzen und feiern in einem durch. Erst recht als Hip-Hop-Legende De La Soul mit „Superfast Jelly Fish“ endgültig den Partyteil eröffnet. Peven Everett mit „Strobelite“ und Jamie Principle sowie Zebra Katz mit „Murder Sex Party“ heizen dem Publikum weiter ein.

Eine Gastkünstlerin sticht an diesem Abend besonders heraus: Little Simz. Die 23-jährige Rapperin aus Großbritannien darf schon im Vorprogramm eine halbe Stunde lang zeigen, was sie drauf hat. Kurzum: In der kleingewachsenen jungen Rapperin steckt eine Menge Potenzial. Sie rappt ihre Passagen mit so viel Flow, dass es schon beim Hören schwer fällt, ihrer Geschwindigkeit zu folgen. Die Menge jubelt ihr zu. Selten hat ein Künstler im Vorprogramm so viel Anerkennung erhalten.

Während des eigentlichen Gorillaz-Konzertes kommt sie noch ein paar Mal auf die Bühne, um Damon Albarn zu unterstützen. Etwa bei „Garage Palace“, das auch auf dem aktuellen Album „Humanz“ zu hören ist. Die Gorillaz leben an diesem Abend von solchen Features, doch sie beeindrucken auch mit den wenigen ruhigen und leisen Tönen, die Damon Albarn gedankenversunken anstimmt. In solchen Fällen leuchten die Handydisplays in der Halle auf, früher wären es Feuerzeuge gewesen.

Nach rund anderthalb Stunden verlassen die Musiker vorerst die Bühne, einen ihrer größten Hits — „Feel Good Inc“ — haben sie zu diesem Zeitpunkt schon gespielt und die Fans beinahe zum Ausrasten gebracht, ebenso wie bei „We Got The Power“.

Fünf Zugaben, darunter „Hong Kong“ und „Clint Eastwood“, sollten in Düsseldorf noch folgen. Doch der ganz große Kniff von Choreograph Damon Albarn kommt ganz am Ende. Die Leinwand zeigt bunte Kathedralenfenster und der sechsköpfige Hintergrundchor singt sich mit Gospel fast in Ekstase. Es ist das imposante Schlussbild einer Show, die durch ihre Bildgewalt und Klangstärke in Erinnerung bleibt.

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