Am Seestern soll mehr gewohnt werden

Umplanung soll den Bürostandort mehr beleben. Wie kann das funktionieren?

Am Seestern soll mehr gewohnt werden
Foto: Bernd Nanninga

Düsseldorf. Der Seestern, ein Areal zwischen Lütticher Straße, Brüsseler Straße und dem Gebiet nördlich der Hansaallee, wurde unter Stadtplaner Friedrich Tamms Ende der 1950er Jahre als Bürostandort geplant. In den 1990er Jahren kamen der Prinzenpark, Büros am Heerdter Lohweg und am Albertussee hinzu. Es gibt fünf moderne Hotels und mit dem DHC eines der größten Sportzentren. Es entstanden aber auch die ersten Wohnhäuser. Soll man vermehrt zwischen Büros Wohntürme setzen? In einem Werkstattverfahren will Planungsdezernentin Cornelia Zuschke alle an einen Tisch bringen, die Stadtplaner, Architekten, Projektentwickler, Hoteliers, Sportvereine, Politiker und Anlieger. Sie alle sollen die Zukunft des Quartiers gemeinsam entwickeln. Der Workshop findet zeitnahe nach den Osterferien statt.

Den Anstoß zu dieser Veranstaltungsreihe gab der ursprüngliche Plan des Investors Peter Thunnissen, an der Emanuel-Leutze-Straße ein Wohnhochhaus mit relativ kleinen Wohnflächen, aber einer großen Höhe hinzusetzen. Nach dem Protest einer Bürgerinitiative hat Thunnissen, wie berichtet, die Pläne abgemildert.

„Der Seestern hat eine exzellente Entwicklung durchgemacht und macht sie noch“, sagt Dirk Lindner als Sprecher der Standortinitiative Seestern. „Eine Durchmischung von Wohnen und Arbeiten sehe ich als uneingeschränkt positiv. Der Seestern ist längst kein seelenloser Standort mehr“.

Zu den Fakten: Heute umfasst der Seestern etwa 520 000 Quadratmeter Bruttogrundfläche und ist nach dem Kennedydamm der zweitgrößte Büroschwerpunkt in Düsseldorf. Mehr als 10 000 Beschäftigte arbeiten dort. Erschlossen wird er über die B 7 (Brüsseler Straße) sowie Stadtbahn- und Bushaltestellen. Ein Anschluss an das zukünftige Radhauptnetz und das Metrobusnetz ist beabsichtigt.

Seit 2010 gibt es die Standortinitiative, mit dem Ziel, das Areal voranzutreiben. So wurde mit dem Projekt White Max ein Bürohaus zu einem Wohngebäude umgewandelt. Weitere Wohnprojekte an früheren Bürostandorten sind geplant.

Die Bürgervereine sehen allerdings Probleme, wenn sich ein Bürostandort in ein Wohnviertel mausern soll. Georg Eiker, Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungs-Vereins und von Haus aus Stadtplaner, äußert sich skeptisch. Grundsätzlich sei Wohnen möglich, aber schon der „Maiskolben“ von Thunnissen zeige, dass hier nicht an die dringend notwendigen Wohnungen für Familien gedacht sei.

Er sagt: „Wir brauchen keine Apartments, in denen die Mitarbeiter ausländischer Firmen wie in Käfigen sitzen und nach drei Jahren sowieso wieder verschwinden. Wir brauchen Wohnungen für Polizisten und andere Berufsgruppen mit kleinem Einkommen, die bislang zum Pendeln verurteilt sind, weil sie sich die hiesigen Mietpreise nicht leisten können.“ Bei einer partiellen Umwandlung von Büroflächen in Wohnungen müsse man auch an eine Infrastruktur mit kleinen Läden und an Freiflächen zum Atmen denken.

Horst Seidenberg, Baas des Bürgervereins Lörick, will auf keinen Fall den Seestern in eine Schlafstadt verwandelt haben, mit viel zu kleinen Wohnungen. „Lörick muss lebenswert bleiben. Wir brauchen keine hohen Häuser, die unser Viertel verschatten.“

Man darf also gespannt sein, wie letztlich das Leitbild für die Zukunft am Seestern aussehen wird.

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