Politischer Aschermittwoch: Neue Grünen-Chefin hat keine Angst vor Debatten mit AfD

Köln. Eigentlich kann man ja nicht viel falsch machen beim politischen Aschermittwoch der NRW-Grünen. Veranstaltungsstadt: Köln. Veranstaltungsviertel: Südstadt. Veranstaltungsort: Theater Comedia.

 Annalena Baerbock (Archivbild).

Annalena Baerbock (Archivbild).

Foto: dpa

Da sind alle freundlich gestimmt und schunkelbereit — und haben ein offenes Herz für Anfänger.

Das nimmt der neue Landesvorsitzende Felix Banaszak auch gleich in Anspruch, als er Henriette Reker als Oberbürgermeisterin von Duisburg begrüßt. „Ich bin die Neue“, stellt sich im Anschluss Annalena Baerbock vor, frisch gewählte Bundesvorsitzende, Brandenburgerin mit niedersächsischem Migrationshintergrund und als solche genetischer Prägungen durch den rheinischen Frohsinn unverdächtig. „Aber ich habe versprochen, ich gehe dahin, wo’s wehtut“, sagt die einstige Trampolinspringerin vor ihrer Aschermittwochs-Premiere.

Um es vorwegzunehmen: Bierzelte bringen vielleicht andere zum Beben, aber Baerbock schlägt sich wacker. Ein Absturz auf den harten Boden politischer Dampfplauderei bleibt ihr erspart. Dafür schlägt sie ein solches Redetempo an, als müsste sie in der guten Dreiviertelstunde das gesamte Parteiprogramm durchpflügen. Den Grünen-Spöttern von Ulf Poschardt bis Sahra Wagenknecht hält sie entgegen: „Haltung und Radikalität ist etwas, das zusammengehört.“ Wem Heimat am Herzen liege, „der spaltet sie nicht, sondern lädt Menschen ein, hier zu Hause zu sein“, reagiert die Völkerrechtlerin auf das Modewort der Stunde. Und der Gesellschaft gibt sie mit auf den Weg: „Wo die Daseinsvorsorge bröckelt, da bröckelt auch das Vertrauen in den Staat.“

„Arbeitsauftrag“ ist das Lieblingswort der grünen Spitzenfrau. Den sieht sie auch in der Auseinandersetzung mit Rassismus und der AfD. Man dürfe die Debatten nicht scheuen. „Wenn wir als Demokratie stark sind, dann sind die anderen schwach.“ Und natürlich sind ihr die Klimaziele der neuen Groko viel zu unverbindlich. „Die Arktis schmilzt sehr verbindlich.“ Die Klimafrage sei zugleich eine Gerechtigkeitsfrage. Folglich seien Ökologie und Soziales zwei Seiten derselben Medaille. Für CSU-Minister Christian Schmidt gibt es zum Schluss doch noch ein bisschen Bierzelt. Wegen ihm müsse eine neue Fernsehshow her: „Hilfe, ich bin Minister. Holt mich hier raus!“

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