Umweltproblem Smartphone Im Kongo riskieren Menschen ihr Leben für immer bessere Smartphones

Barcelona. Einen nachhaltigen Ansatz verfolgen Unternehmen wie Puzzlephone oder Fairphone: „Im Kongo riskieren Menschen ihr Leben in Minen, um Mineralien zu gewinnen, damit die Nutzer immer neuere und dünnere Smartphones bekommen“, sagte Fairphone-Gründer Bas van Abel.

Umweltproblem Smartphone: Im Kongo riskieren Menschen ihr Leben für immer bessere Smartphones
Foto: dpa

„Wir haben uns gefragt: Wie macht man ein Smartphone, mit dem man etwas verändern kann?“ So produziert das Unternehmen Geräte, deren Module austauschbar sind und die recht einfach repariert werden können.

Bisher wurden mehr als 125 000 Fairphones verkauft. Und für ihren Ansatz, möglichst ohne Ausbeutung von Mensch und Natur zu produzieren und eine Bewegung für fairere Elektronik voranzutreiben, wurden die Niederländer mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.

Auch andere Experten begrüßen modulare und langlebige Geräte: „Der größte Umwelteinfluss kommt von der Produktionsphase des Telefons, vor allem der Produktion von bedruckten Leiterplatten und Halbleitern. Die Batterie, das Display und das Back-Cover haben hingegen einen kleineren Einfluss“, erklärt Karsten Schischke von der Fraunhofer-Gesellschaft. Würde die Nutzungsdauer auf fünf Jahre erhöht, könnte der Einfluss auf die globale Erwärmung dank des eingesparten Kohlendioxids um 30 Prozent reduziert werden.

Fast alle Geräte sind jedoch deutlich kürzer im Einsatz. Was an den Konzernen liegt, aber auch an den Kunden, die den neusten Trends hinterherjagen. Laut einer aktuellen Umfrage des Branchenverbands Bitkom haben nur zwölf Prozent der Deutschen ein Smartphone, das älter ist als zwei Jahre. Bei knapp einem Viertel ist es ein bis zwei Jahre alt. 63 Prozent besitzen ein Modell, das nicht älter als ein Jahr ist.

Ein weiteres Problem ist das Recycling. „Unternehmen müssen verpflichtet werden, kaputte Smartphones bedingungslos zurückzunehmen und wiederzuverwerten“, meint Greenpeace-Mann Santen. Denn die Last elektronischer Abfälle ist enorm. Laut der Universität der Vereinten Nationen fielen in Deutschland bereits 2014 pro Kopf 21,6 Kilo Elektroschrott an, in den USA waren es 22,1 Kilo. Falsch entsorgt, entsteht ein enormer Schaden für die Natur. Und selbst in Recyclingbetrieben bereiten Smartphones Probleme. Denn die Demontage ist aufgrund des schlichten Designs - insbesondere der Verwendung patentierter Schrauben und eingeklebter Akkus - schwierig.

Santen findet aber auch versöhnliche Worte für die Branche. So habe Apple, deren Chef Tim Cook massiv auf Erneuerbare Energien setzt, in den letzten Jahren in Sachen Umweltschutz deutliche Fortschritte gemacht. Ein Sorgenkind sei dagegen Samsung. Kein Wunder, dass es bei der Show der Südkoreaner am Sonntag in Barcelona zu einem kleinen Zwischenfall kam: Ein Greenpeace-Aktivist gelang auf die Bühne und zückte einen Banner mit der Aufschrift „Reuse, Recycle, Rethink“ - einen Appell zum Wiederverwenden, Recyceln und Überdenken.

Denn nach dem Fiasko um das Samsung Galaxy Note 7, bei dem einige Geräte in Brand geraten waren, hatte der Konzern Millionen Smartphones zurückgerufen. Aber, so die Kritik von Santen: „Ein überzeugender Plan für deren Entsorgung oder Wiederverwertung wurde immer noch nicht vorgelegt“. (dpa)

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