Serie: Welches Süppchen kochen Sie? Zwischen Mutterrolle und Wahlkampf-Einsatz

Claudia Schmidt (Grüne) ist Direktkandidatin bei der Landtagswahl. Der Mutterschutz hält sie nicht von ihren politischen Zielen ab.

Serie: Welches Süppchen kochen Sie?: Zwischen Mutterrolle und Wahlkampf-Einsatz
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Gleich drei Namen prangen auf dem Klingelschild zu Claudia Schmidts Wohnung. Die Landtagskandidatin der Grünen wohnt dort mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Die ältere Tochter hat einen anderen Vater als der gemeinsame eineinhalbjährige Sohn. „Vielfalt fängt bei mir in der Familie an. Wir sind eben eine waschechte Patchwork-Familie“, sagt Schmidt lachend. Und da stehen dann auch mal mehr Namen an der Tür.

Die studierte Sozialarbeiterin und -pädagogin ist derzeit in Elternzeit. Und steckt mittendrin im Wahlkampf.

Das Süppchen, das Claudia Schmidt kocht, ist auf den ersten Blick eine klassische Möhrensuppe. Allerdings mit einer so besonderen Würze, dass von klassisch gar nicht mehr die Rede sein kann. „Meine Familie isst die Suppe sehr gerne, auch der Kleine“, sagt sie.

Zwar sei keiner der vier Vegetarier, trotzdem achte Schmidt darauf, dass der Fleischkonsum der Familie sich in Grenzen hält. Ihre Tochter ist während der Ferien bei ihrem Vater in Bielefeld, der Kleine geht zwei Mal pro Woche für insgesamt 10 Stunden in eine private Betreuungseinrichtung. „Ich habe nämlich wie viele andere Mütter auch kein Glück mit einem Kita-Platz gehabt“, sagt die zweifache Mutter.

Genau das ist ein Thema, das sie ganz oben auf ihre Prioritätenliste gesetzt hat. „Nicht, weil es mir noch zugute kommen würde“, sagt sie. „Aber wenn es Wuppertal an einer Sache fehlt, dann sind es Kita-Plätze.“

Claudia Schmidt, Sprecherin des Kreisverbands und damit im Vorstand der Grünen, ist Direktkandidatin, sie kann also mit der Erststimme gewählt werden. Sie tritt für den Wahlkreis Wuppertal I an, ihre Schwerpunkte sind Familie, Soziales und Bildung. Diese Themen waren überdies auch der Grund für Schmidt, in eine Partei einzutreten.

Für die Suppe schält sie Kartoffeln und Möhren. Die Schalen landen in ihrem Kompost-Eimer aus Emaille. Einen richtigen Komposthaufen gebe es nicht in dem Gemeinschaftsgarten des Mietshauses, dafür eine braune Tonne. Der Blick aus ihrem Küchenfenster geht ins Ronsdorfer Grüne.

„2012 bin ich den Grünen beigetreten“, erzählt Schmidt. Da lebte sie noch in Bielefeld und leitete eine Einrichtung für offene Kinder- und Jugendarbeit. „Und ich habe mich so oft gefragt: Wissen die Politiker eigentlich, über was sie da entscheiden?“ Diese Frage wollte sie sich nicht länger stellen, sondern selber etwas bewegen. Die Grünen wählte sie seit ihrem 18. Lebensjahr, eine andere Partei kam deshalb auch gar nicht für sie in Frage. In Bielefeld saß sie schließlich im Stadtrat, bis sie mit der Familie umzog. Der Ortswechsel nach Wuppertal kam durch den neuen Job ihres Mannes. Auch im Tal integrierte sie sich schnell in der Partei und gehörte nach kurzer Zeit schon zum Vorstand.

Den Wahlkampf führt sie am liebsten persönlich, an den Haustüren oder an Wahlkampf-Ständen. „Eine Materialschlacht mit tausenden Plakaten lehnen wir schon aus Umweltgründen ab“, sagt Schmidt. So sei es ihr viel lieber, mitten im Supermarkt Wahlkampf zu machen, wenn sie von potenziellen Wählern angesprochen wird.

In den Gesprächen höre sie öfter, dass die Grünen gar kein eigenes Profil mehr hätten. „Das stimmt aber nicht, nur haben alle anderen Parteien unterdessen einen grünen Anstrich“, findet Schmidt. „Grüne“ Themen seien nach wie vor das Hauptmerkmal ihrer Partei. „Mich persönlich freut es aber, dass die sozialen Themen auch immer mehr Gewicht bei den Grünen haben.“

Einen Teil der gekochten Möhrenstücke nimmt Claudia Schmidt vor dem Pürieren wieder raus, damit die Suppe am Ende noch etwas Biss hat. Angebratene Zwiebeln verstärken den Effekt. Dann klingelt das Telefon — ihre Tochter ist dran. „Da muss ich dran gehen“, sagt Schmidt lächelnd. Die zwei unterhalten sich ein paar Minuten wie zwei gute Freundinnen. Dann muss die Kleine weiter. „Mutter sein und Politikerin sein kann ich gut miteinander vereinbaren“, sagt die Landtagskandidatin. Man glaubt es ihr.

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