Wuppertals Juweliere verunsichert: Die Brutalität macht schutzlos

Hans-Jürgen Rehermann aus Vohwinkel und andere Juwelier-Kollegen sind von der Gewalt am Werth schockiert.

Wuppertal. „Normale Täter“: Eigentlich ein völlig unmöglicher Ausdruck für Räuber in einem Juweliergeschäft. Doch nach dem brutalen Überfall in Barmen gebraucht ihn nicht nur Hans-Jürgen Rehermann, um Abstufungen von Gewalt begreifbar zu machen.

Denn genau das waren die Männer vom Werth nicht: „Normale Täter’ geben einem die Möglichkeit zu sagen ’bedient Euch, aber lasst mich am Leben“, sagt der Vohwinkeler Juwelier. „Doch bei Räubern, die in den Laden kommen und direkt losballern, da hat man keine Chance. Solche Brutalität macht einen schutzlos.“

Auch Rehermann führt sein Geschäft an der Kaiserstraße in einem eher kleinen Ladenlokal, wie es die Täter in Barmen offenbar bevorzugt haben. Bedroht fühlt er sich nicht, wie er sagt: „Aber Sorgen mache ich mir schon.“ Die tödlichen Schüsse, die Skrupellosigkeit der Täter — „da sind Grenzen überschritten worden“, sagt der Geschäftsmann. „Es gibt eine deutliche Eskalation von Gewalt, gegen die man sich im Grunde mit nichts schützen kann — mit keiner noch so guten Alarmanlage oder modernster Sicherheitstechnik.“

Auch bei ihm sei vor einigen Jahren schon einmal versucht worden einzubrechen, berichtet der Vohwinkeler. „Die Täter sind seinerzeit durch die mechanischen Sicherheitsvorkehrungen daran gehindert worden — und aufmerksame Mieter im Haus haben die Polizei verständigt.“

Wie andere seiner Kollegen überlegt auch Hans-Jürgen Rehermann, sich noch besser zu schützen. „Ich habe schon darüber nachgedacht, das Geschäft abzuschließen, so dass die Kunden klingeln müssen. Das machen ja mittlerweile schon viele Kollegen. Einige arbeiten auch mit Schleusen, in denen sich eine Tür erst dann öffnet, wenn die andere geschlossen ist.“ Auf diese Weise könne niemand in den Laden stürmen oder flüchten, sondern wäre sozusagen in einer Art Sicherheitsbereich gefangen.

Der Vohwinkeler ist sich noch unschlüssig, ob und welche Schritte er unternehmen will. „Hier in Vohwinkel habe ich eigentlich ein sicheres Gefühl“, sagt Rehermann und muss dann doch schmunzeln: „Außerdem ist unsere Polizeiwache ja gleich um die Ecke.“

Ein mulmiges Gefühl hat auch eine Goldschmiedin aus Elberfeld. Sie möchte ihren Namen nicht nennen. Die Furcht, ebenfalls überfallen zu werden, ist derzeit groß. Geschockt ist sie vor allem von der Brutalität der Täter. „Die Frauen waren in meinem Alter und hatten keine Chance.“ Mit ihrer Angst ist sie nicht alleine. „Ich habe mit einer Ratinger Kollegin gesprochen. Auch die ist entsetzt.“ Als sie gestern in Barmen war, ist sie zum überfallenen Laden gegangen. „Das ist einfach nur furchtbar.“

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