Wuppertals erste Politesse: „Einmal landete ich im Blumenkübel“

Obwohl sie regelmäßig beschimpft wurde, hat Margret Ungermann-Scheu gerne als Politesse gearbeitet.

Wuppertals erste Politesse: „Einmal landete ich im Blumenkübel“
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wenn Margret Ungermann-Scheu (78) an ihre Zeit als Politesse zurückdenkt, dann kann sie sich besonders an ein Szenario erinnern: „Beschimpft wurde man ja immer wieder. Aber ein Autofahrer wurde so wütend, als er an der Herzogstraße ein Knöllchen bekam, dass er mich packte und ich in einem Blumenkübel landete. Das hatte dann allerdings auch ein Nachspiel“, erzählt die zierliche, lebhafte Dame, die heute natürlich selbst darüber lachen kann.

Sie war eine der ersten Politessen in Wuppertal. Die Stelle war 1969 von der Stadt ausgeschrieben. Sie hatte sich vorgestellt, wurde angenommen und ausgebildet. Das notwendige Wissen wurde in Lehrgängen vermittelt, rund acht Wochen dauerte das. Dann wurde sie eingesetzt, um den ruhenden Verkehr zu überwachen, musste im Dienst eine Uniform tragen. „,Ihr sollt an die Pötte am Herd’, wurde man mehr als einmal angeschrien und richtig beschimpft“, erzählt sie. Aber auch, dass ihr einmal ein Freiherr von Putlitz ein Geschenk in ihren Briefkasten gelegt hatte. „Das fand ich toll.“

Der Beruf habe sie gereizt: „Ich habe halbe Tage, immer bis mittags gearbeitet. Und zwischendurch immer wieder an Seminaren teilgenommen, um auf dem neusten Stand zu bleiben“, erzählt sie. Sechs Jahre lang hat sie als Politesse - ein Wort, das sich aus Polizei und Hostess zusammensetzt - gearbeitet.

„Man kannte dann ja seine Pappenheimer“, sagt sie und kann sich an den damaligen Amtsleiter der VHS erinnern, der den Parkplatz vor der Parkuhr am Islandufer als Dauerparkplatz nutzt. Auch ihm hatte sie einen Zettel hinter die Scheibe gesteckt. Das aber hatte Folgen: „Ich wurde zu ihm zitiert. Und er sagte mir wörtlich: ,Frau Scheu, ich könnte Ihnen jetzt einen ganz breiten Scheitel ziehen.’“ Damit umzugehen, sei für sie emotional schwierig gewesen. „Aber die Innenstadt ist nun mal nicht zum Dauerparken angelegt. Das ist ein leidiges Thema und wird es wohl auch bleiben.“

Ihre Kolleginnen seien damals auch privat zusammen unterwegs gewesen. „Das Feiern, Duzen, Alkohol trinken, das war nichts für mich. Aber sie haben mich so lange eingeladen, bis ich dann doch einmal mitgegangen bin. Da habe ich prompt auf einem Fest meinen Mann kennengelernt. Dabei wollte ich gar nicht heiraten“, erzählt sie lachend.

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