Wuppertalerin hilft in Eritrea

Dr. Margit Ernenputsch fliegt zweimal im Jahr in das Entwicklungsland und engagiert sich dort in der Geburtshilfe.

Wuppertalerin hilft in Eritrea
Foto: Julius Göschel

Bis zu zehn Kinder bekommt eine Frau typischerweise in Eritrea. Doch im ganzen Land mit rund fünf Millionen Einwohnern gibt es nur 300 Ärzte. Die Hilfsorganisation „Hammer Forum“ hat deshalb in Eritreas Hauptstadt Asmara eine Geburtsklinik eröffnet. Zweimal im Jahr fliegt ein deutsches Team in das Entwicklungsland, um dort zu helfen und Fachpersonal auszubilden. Die Wuppertalerin Margit Ernenputsch kommt gerade von ihrem Hilfseinsatz zurück.

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„Asmara ist eine sehr schöne Stadt, die Leute sind sehr herzlich“, schwärmt sie. Anders als in anderen afrikanischen Ländern habe sie sich nie unsicher gefühlt, auch nicht nachts. Doch die Versorgungslage sei weiterhin problematisch in Eritrea, das viele Jahre lang von einem Bürgerkrieg gebeutelt wurde: „Die Stromausfälle behindern unsere Arbeit dort sehr. Und auch die Versorgung mit Diesel ist schwierig“, erzählt sie. Doch gerade für Operationen sei gesicherter Strom durch einen Generator entscheidend.

Die Professorin der Hochschule Bonn-Rhein Sieg reiste diesmal jedoch auch mit einem Forschungsauftrag: Sie widmet sich der Nachhaltigkeit in der Arbeit von Hilfsorganisationen und wollte das auch beim Hammer Forum überprüfen. „Es gibt in Afrika viel Kritik an der Arbeit von Hilfsorganisationen“, erzählt sie. Manche kämen nur zur kurzfristigen Hilfe bei Katastrophen und seien anschließend schnell wieder verschwunden. Sinnvoll sei aber nur langfristige Hilfe in partnerschaftlichem Austausch mit einheimischen Ansprechpartnern.

Deshalb entwickelte Margit Ernenputsch einheitliche Indikatoren, die sie auch in Eritrea abfragte. „Manche Faktoren kann eine Hilfsorganisation nicht beeinflussen, wie den Stromausfall oder die Aufgeschlossenheit staatlicher Stellen“, erklärt sie. Andere sind etwa der Umgang mit kulturellen und religiösen Barrieren, die gerade in der Geburtshilfe eine große Rolle spielen. Wobei die Deutsche aufgrund der sozialen und politischen Situation kaum mit den Frauen direkt sprechen konnte. „Der Unzufriedenheitsindex war befriedigend“, lautet ihr Resümee. Seit 2010 fährt die Wuppertalerin jedes Frühjahr nach Eritrea und möchte ihre Untersuchung auch in den kommenden Jahren wiederholen.

Die Hilfe des zwölfköpfigen Teams aus Gynäkologen, OP-Schwestern und Hebammen war sehr wichtig für die Klinik, in der jährlich 10 000 Kinder auf die Welt kommen - meist Problemfälle, weil die Frauen für normale Geburten kein Krankenhaus aufsuchen. „Dort fehlt auch die ganze Geburtsdiagnostik; da ist dann plötzlich ein Zwilling da“, erzählt Margit Ernenputsch. Im Akkord kommen im Kreißsaal die Babys zur Welt. Doch die Betreuung von Müttern und Babys ist nach wie vor unbefriedigend, finden die Experten des Hammer Forums. Neugeborene werden teilweise nach der Geburt nicht ausreichend angezogen und drohen auszukühlen. Das Leben der Mutter gilt erst einmal als wichtiger als das Leben des Säuglings. Um darauf hinzuweisen, dass die Babys warm eingepackt werden müssen, verschenkten die Deutschen bei ihrem Besuch Decken und Mützen, die ehrenamtliche Helfer gestrickt hatten.

Das Hammer Forum arbeitet inzwischen seit 22 Jahren in Eritrea. In dieser Zeit hat es viel Wissen an Facharzt-Anwärter und Schwestern vermittelt. Alle halbe Jahre halten deutsche Experten vor Ort Vorträge und geben Fortbildungen. „Die jungen Ärzte dort engagieren sich sehr stark“, lobt Margit Ernenputsch. Auch in Deutschland sei die Hilfsbereitschaft groß. Es gebe eine lange Warteliste von Ärzten, Hebammen und Krankenpflegerinnen, die gerne mitfahren wollen. Nötig sind weitere Spenden, um die Arbeit in Eritrea, aber auch in Burkina Faso oder Guinea zu ermöglichen.

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