Wuppertaler welltweit: Ein Uellendahler in Kanada

Georg Westerholz erzählt von Gatineau, seiner neuen Heimat in Quebec. Hier lebt er mittlerweile seit fünf Jahren.

Wuppertaler welltweit: Ein Uellendahler in Kanada
Foto: Georg Westerholz

Wuppertal. 62 Jahre und sechs Monate lebte Georg Westerholz an der Uellendahler Straße. Dann kam der Vorruhestand und die Frage: Was nun und wohin? Reisen führten ihn schon seit Jahrzehnten in viele Länder — und raus aus Wuppertal, das war seit langem klar. Zwischen verschiedenen Optionen fiel seine Wahl auf Kanada. Nicht zeitweilig, sondern für immer.

„Sicher war das kein wirkliches Abenteuer mehr. Lange Jahre schon gab es auch in dieses Land gute Beziehungen. Am Ende war es die eine besondere Beziehung. Und ganz bewusst auch die große Ferne, die den Ausschlag gab. Dennoch war es ein Wagnis“, sagt Georg Westerholz.

Seit Dezember 2009 lebt er in Gatineau, einer Stadt in der Provinz Quebec, die nur durch den Ottawa-River von der Hauptstadt getrennt ist. Man spricht Französisch, ausgerechnet die Sprache, die er bis dahin nicht beherrschte. „Irgendwann werde ich auch die noch lernen“, sagt das Sprachtalent, das englisch, griechisch, italienisch und spanisch spricht.

Auch die Verwandtschaft lebt nicht allzu fern: Eine Kusine, die wie ihr Mann in Kindertagen im selben Haus am Elberfelder Westerbusch lebte, wohnt seit Jahrzehnten in der Nähe von Toronto. Längst gibt es einen Freundeskreis, und Georg Westerholz betreibt wieder seinen alten Sport: Tischtennis — im ältesten Tischtennis-Club Kanadas.

Am Frühstückstisch liest er die WZ auf dem iPad. Am Nachmittag sieht er die Lokalzeit aus dem Wuppertaler Studio. Mit vielen Freunden weltweit und der Familie in Deutschland ist er verbunden — auch über das Internet. Er weiß, was in der alten Heimat läuft. Und doch ist es eben die alte Heimat. Seine neue ist Kanada.

„Wenn mir etwas fehlt, dann sind es neben den Freunden und der Familie insbesondere meine Zwillingsschwester, die aufgrund einer Krankheit nicht mehr reisen kann. Und die enge Verbindung mit dem Stadtleben, insbesondere der Kultur. Kultur ist anders in Kanada, nicht vergleichbar mit Wuppertal. Und dann lese ich manchmal verwundert, wie Wuppertaler ihre Kultur abschaffen wollen. Da kann ich aus meiner Sicht nur mit dem Kopf schütteln.”

Zweimal kam das Tanztheater Pina Bausch nach Ottawa. Zuletzt im November 2014. Immer mit Vorstellungen vor ausverkauftem Haus und mit euphorischen Vor- und Nachbesprechungen in der Presse. „Das ist jedes Mal eine Begegnung mit internationaler Kultur und zugleich mit alten Wuppertaler Freunden“, sagt Westerholz mit einem Lächeln.

Fünf Jahre sind nun um. „Ich habe alle Wetter- und Naturereignisse erlebt, die man sich denken kann: Ein Erdbeben. Einen schweren Sturm. Überschwemmungen. Ein Tornado direkt über dem Garten. Unglaublichen Schnee und eine Dürreperiode. Temperaturen zwischen minus 40 und plus 40 Grad. Tolle Sommer. Echte Winter. Und den unglaublichen Indian Summer. Und ja, das kann ich wohl sagen, ich bin vom ersten Tag an zu Hause gewesen. Ich bin rundum glücklich. Es gibt und gab nicht einen Tag Heimweh.”

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