Wuppertal mit italienischem Blick gesehen

Fast ein Jahr lebt die Austauschschülerin Claudia Marengo schon bei ihrer Gastfamilie im Tal.

Wuppertal mit italienischem Blick gesehen
Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Vom sonnigen Italien ins regnerische Wuppertal: Claudia Marengo (17) lebt seit vergangenem August bei ihrer Gastfamilie in Wuppertal. Organisiert wurde der Austausch vom Verein Youth for Understanding. Hier berichtet Claudia von ihren Erfahrungen.

„Ich wohne in Arenzano, einem kleinen Dorf in Italien. Genua liegt rund 20 Minuten entfernt. Die Mentalität dort ist sehr dörflich. Die Leute haben meiner Mama gesagt, dass sie ein bisschen verrückt sind, weil ihre Kinder gerade alle im Ausland sind. Mein Bruder arbeitet derzeit in Brüssel.“ Da Arenzano nur 10 000 Einwohner habe, finde sie es aufregend in einer Großstadt wie Wuppertal. Besonders interessant sei die Schwebebahn. „Ich bin an meinem zweiten Tag in Wuppertal damit gefahren und mir fiel auf, dass ich die Einzige bin, die Fotos macht.“

Derzeit besucht Claudia das St. Anna-Gymnasium. In Italien geht sie auf ein spezielles Sprach-Gymnasium. Ihre Schwerpunkte: Deutsch und Französisch. Unterschiede? „Wir haben zum Beispiel keine Herbstferien, aber drei Monate Sommerferien. Wenn ich davon erzähle, sind alle immer neidisch.“ In Italien sei es im Sommer aber auch so heiß, dass Konzentration in der Schule nicht möglich ist. „Meine Mitschüler hier sind auch immer ganz aus dem Häuschen, wenn ich sage, dass ich direkt am Meer wohne.“

Probleme oder Schwierigkeiten hatte Claudia nicht. Nur die Verständigung ohne Worte bedurfte der einen oder anderen Erklärung. „Wir haben viele Gesten, die meine Gastfamilie aber nicht verstand. Wir haben dann darüber gesprochen, jetzt gibt es keine Missverständnisse mehr.“

Weiter wunderte sich Claudia über deutsche Essgewohnheiten. „Bevor ich zu meiner Gastfamilie kam, habe ich ein Seminar besucht, bei dem es immer ,Abendbrot’, also Brot und Wurst oder Käse, gab. Das kannte ich so nicht.“

Mehr über deutsche Traditionen zu erfahren, sei bereichernd. „Sehr schön ist der Brauch, an Ostern Eier zu bemalen. Mein Gastgroßvater hat sogar Schokoladeneier im Garten versteckt. In Italien machen wir das nicht.“ Auch Weihnachten, ein mitunter kritischer Zeitpunkt im Austauschjahr, ist in guter Erinnerung geblieben. „Wir haben Hackbraten mit Knödeln gegessen. Ein bisschen traurig war ich, als ich eine Karte und ein Geschenk von meinen Eltern bekommen habe.“

Wuppertal sei ihr ans Herz gewachsen. „Wenn ich zurückgehe, werde ich meine Freunde und meine Gastfamilie vermissen. Auch das Brot ist in Wuppertal besser.“

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