Wuppertal fehlen die Gäste

Nirgends in NRW ist die Zahl der Gäste im ersten Quartal so stark eingebrochen wie im Städtedreieck.

Wuppertal. Richarda Trissl-Barth bangt um ihre Existenz - und sie ist nicht die Einzige. Seit 15 Jahren betreibt die 46-Jährige ein kleines Hotel in Wuppertals Innenstadt, 17 Zimmer hat das Haus am Gemarker Ufer. Doch die kann Trissl-Barth nicht alle vermieten. Die Gäste bleiben aus - trotzdem muss sie Schulden abbezahlen: "Lange kann ich das nicht durchhalten."

So oder ähnlich beschreiben zur Zeit viele Hoteliers in Wuppertal ihre Situation. Rund 14 Prozent weniger Gäste im Vergleich zum Vorjahr besuchten allein im ersten Quartal 2009 das Bergische Städtedreieck. Zudem lagen Wuppertal, Solingen und Remscheid etwa 7 Prozent unter dem Gäste-Durchschnitt des gesamten Bergischen Landes. Keine Region in Nordrhein-Westfalen ist so schlecht aufgestellt.

Zum Vergleich: Die Hotels in Düsseldorf und im Kreis Mettmann meldeten im ersten Quartal Rückgänge von knapp drei Prozent. Das Problem: Der Anteil echter Touristen, also solcher, die Wuppertal besuchen, um die Region näher kennenzulernen, ist sehr gering - er liegt bei 30 Prozent. Wuppertaler Hotels verdienten bisher an Geschäftsreisenden, doch die bleiben krisenbedingt aus.

Das spürt auch Hans-Joachim Oettmeier, Direktor des Intercity-Hotels. Nur 36 Prozent der Betten in der Stadt sind ausgelastet. Um 25 Prozent ist der Umsatz seines Hauses eingebrochen. "Und die Hotels haben keine Möglichkeit den Rückgang durch Freizeitreisende abzufedern." Hinzu kommt, dass die Hoteliers in diesem Jahr nicht von Messen in Düsseldorf profitieren. Publikumsträchtige Veranstaltungen fehlen - auch in der Nachbarstadt bleiben Betten leer. Durch neue Projekte wachsen dort zudem die Kapazitäten. Alles in Allem keine rosige Zukunft für Wuppertals Hoteliers.

Die größten Verlierer im Kampf um die Gäste die kleineren Hotel-Anbieter wie Richarda Trissl-Barth - das wissen auch Hans-Joachim Oettmeier und Dehoga-Nordrhein-Geschäftsführer Christian Jäger. Wer eine Kette hinter sich habe, könne Verluste auffangen - weil andere Häuser fehlende Umsätze ausgleichen. Oettmeier fürchtet daher, dass sich Wuppertals Hoteliers bald gegenseitig unterbieten: "Das läuft alles nur über den Preis."

Trissl-Barth hat der Preiskampf längst erreicht. Mit den Angeboten großer Ketten kann sie nicht mithalten, sie will es auch nicht: "Ich könnte nur am Service sparen, das werde ich nicht."

Bleibt nur die Chance, mehr Freizeit-Reisende in die Stadt zu locken, so Oettmeier. Für ihn steht fest: "Wuppertal hat seine Reize." Mehr Selbstbewusstsein und eine frechere Vermarktung seien gefragt. Die Stadt könne sich nicht allein auf die Schwebebahn verlassen: "Es sind die kleinen Highlights, die interessieren." Ein Anfang sei gemacht, Wuppertal Marketing und Dehoga arbeiteten gemeinsam an Konzepten. Schließlich besuchten bereits Niederländer und Belgier gern die Stadt - eine Zielgruppe mit Potenzial.

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