Wuppertal Wupperputz: Aus Liebe zur Heimatstadt

Mehr als 1800 Helfer säubern Spielplätze, Grünanlagen und das Wupperufer.

Ein waschechter Wuppertaler lässt auf seine Heimatstadt nichts kommen. Schon gar nicht den Vorwurf, die Stadt sei schmuddelig. Für mehr als 1800 Helfer ist es eine Frage der Ehre, einmal im Jahr ordentlich aufzuräumen.

Ein waschechter Wuppertaler lässt auf seine Heimatstadt nichts kommen. Schon gar nicht den Vorwurf, die Stadt sei schmuddelig. Für mehr als 1800 Helfer ist es eine Frage der Ehre, einmal im Jahr ordentlich aufzuräumen.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Wuppertal. „Ich habe eine Zitrone gefunden“. Christiane Wehn ist verblüfft. „Ich bin zum ersten Mal dabei“, verrät sie und durchkämmt die Grünanlagen an der Hünefeldstraße. Papier, Plastik und Scherben sammeln sich in ihrem Müllsack. „Aber die Stimmung ist gut, mehr als 20 Arbeitskollegen sind mit dabei. Auch der Chef persönlich.“ Der klettert gerade vom Ufer der Wupper herauf. „Da wir Wupperpate sind, reinigen wir eigentlich das ganze Jahr über und hängen Nistkästen für die Vögel auf“, verrät Christoph Nieder, Geschäftsführer der Proviel GmbH. Jetzt hat sich besonders viel Müll am Wupperufer angesammelt. „Vor wenigen Tagen hatte die Wupper noch Hochwasser und eine ordentliche Strömung. Die bringt viel Unrat, vor allem Plastik, mit.“

Wenige Meter weiter ärgert sich Jennifer Cox, die mit der ganzen Familie angereist ist. „Obwohl hier überall Mülleimer stehen, holen wir gefüllte Kotbeutel aus dem Grün. Das ist doch absurd. Ohne Beutel würden die Hinterlassenschaften der Hunde verrotten. Mit Beutel liegen sie hier ewig.“ Noch während sie ihrem Ärger Luft macht, wandert ein ganzer Stapel Flaschen, Papier und Kunststoff über den Zaun. In nur wenigen Minuten haben die Helfer der Firma Cox-Baumpflege und des Alpenvereins mehrere Säcke gefüllt.

Neben einer Menge Kleinkram befördern die Aufräumer auch Decken, Gardinen, Taschen oder Bretter zutage. Einige Meter tiefer stapfen Männer in Angleranzügen durch den Fluss und versuchen mit vereinter Kraft, ein Straßenschild und einen verrosteten Auspuff aus dem Schlamm zu ziehen.

Derweil rüttelt Katrin Vach an einer Laterne. „Das sollte halten“, befindet sie. Die Mitglieder des Alpenvereins nehmen sich die unzugänglichen Stellen am Wupperufer vor. Dafür ist eine zuverlässige Ausrüstung vonnöten. Mit Klettergeschirr, Sicherungsgurten und dicken Karabinern bereiten sie sich auf den Abstieg vor. „Das Seil darf sich auf keinen Fall lösen“, sagt Katrin Vach. Am gleichen Seil hängt nämlich auch noch Anke Herzog.

„Der Hang ist sehr steil und rutschig“, erklärt die Hobbykletterin. „Ein Helm ist zwingend erforderlich, denn manchmal lösen sich abgeschnittene Äste oder Stämme und stürzen talwärts. Um die Hände zum Sammeln frei zu haben, wird der Müllsack per Karabiner am Gürtel befestigt. Noch ein kurzer Check, ob die Sicherung wirklich hält und Katrin Vach und Anke Herzog verschwinden in der Tiefe.

Das erregt auch die Aufmerksamkeit von Oberbürgermeister Andreas Mucke, der - ebenfalls mit Müllsack und Handschuhen ausgestattet - des Weges kommt. „Das sieht spannend aus.“ Markus Cox fackelt nicht lange. Der Baumpfleger ist es gewohnt, in steilen Hängen zu arbeiten, muss dort sogar Bäume fällen. Er verpasst Andreas Mucke das erforderliche Equipment und gibt ihm eine kurze Einweisung. „Ich mache das zum ersten Mal“, gibt Andreas Mucke zu. „Angst? Habe ich nicht.“ Die Abenteuerlust ist geweckt, der Oberbürgermeister seilt sich ab und erklärt: „Das macht Spaß.“

Gaby Forthmann nimmt unterdessen die Grünanalgen unter die Lupe. „Letztes Jahr haben wir hier einen Tresor gefunden“, erinnert sie sich. Und wundert sich: „Auch Versichertenkarten und EC-Karten sind immer mal wieder dabei. Die geben wir dann an die entsprechenden Stellen weiter. Kann ja sein, dass sie gestohlen sind.“ Gaby Forthmann lebt eigentlich in Hochdahl. Trotzdem ist sie, wie all die anderen Helfer, mit Feuereifer dabei: „Mein Herz schlägt einfach für Wuppertal.“

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