WSV: Das Protokoll der Razzia

Staatsanwalt ermittelt gegen Ex-WSV-Präsident Friedhelm Runge und den Ex-Trainer Bruns.

Wuppertal. Steuerfahnder und der Zoll haben Freitagmorgen sowohl die Geschäftsstelle des WSV im Stadion am Zoo als auch das Privathaus von Ex-WSV-Präsident Friedhelm Runge und dessen Firma Emka in Velbert durchsucht. Nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert gab es einen anonymen Hinweis, dass ein ehemaliger Verantwortlicher des WSV einen Mitarbeiter mit Schwarzgeld bezahlt habe. Daher sei die Durchsuchung angeordnet worden.

Nach Recherchen der WZ ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Ex-WSV-Präsidenten Runge und gegen den ehemaligen Trainer Hans Günter Bruns. Die Vorwürfe lauten auf Steuerhinterziehung sowie Vorenthalten und Veruntreuung von Arbeitsentgelt. Es waren Freitag am frühen Morgen mindestens 20 Fahnder an mehreren Standorten im Einsatz.

8.15 Uhr: Sieben Fahnder treffen sich etwa 200 Meter von Runges Villa entfernt und sprechen sich ab. Dann fahren die drei Autos vor das Anwesen, ein Auto blockiert die Zufahrt.

8.30 Uhr: Vier Fahnder klingeln, verschaffen sich Zutritt zum Haus. Ein Nachbar fotografiert den Auflauf auf dem Hof und erklärt, dass sich Runge im Urlaub befinde, also gar nicht zu Hause sei. Die drei Fahnder, die vor dem Haus geblieben sind, verweigern jede Auskunft und verweisen auf die Staatsanwaltschaft.

8.45 Uhr: In verschiedenen Zimmern gehen Lichter an, die Vorhänge im Erdgeschoss werden zugezogen. Die Fahnder durchsuchen das Haus.

9 Uhr: Die Stimmung im Haus ist offenbar gut. In der Garage überprüfen sie einen Mercedes, sprechen dabei mit einer Person, die nicht genau bestimmbar ist, vermutlich ist es Friedhelm Runge. Es geht um den Wellnessbereich im Haus, der „Neid erwecken“ könne, wie ein Fahnder sagt. Es wird gelacht und gescherzt.

9.30 Uhr: Noch immer sind die Fahnder im Einsatz, befinden sich jetzt in einem oberen Stockwerk. Drei sind gefahren, die Zufahrt wird nicht mehr blockiert.

10 Uhr: Seit mittlerweile anderthalb Stunden sind die Fahnder in Runges Privathaus. Vor dem Haus stehen noch zwei ihrer Autos: In einem liegen im Kofferraum Kartons, mit denen Akten abtransportiert werden können. Die Durchsuchung dauert an.

8.25 Uhr: Drei Fahrzeuge fahren auf dem Parkplatz vor der Haupttribüne des Stadions am Zoo vor — zwei vom Zoll mit Düsseldorfer Kennzeichen, ein Wagen der Bundesfinanzverwaltung. Die sieben Steuer- und Zollfahnder stehen an der WSV-Geschäftsstelle vor einer verschlossenen Tür. Am Spielereingang treffen sie auf Stadionverwalter Guido Löhr, der ihnen den Weg ins Tribünengebäude zeigt.

8.32 Uhr: Der herbeigerufene Frank Herfeld vom Sport- und Bäderamt der Stadt Wuppertal trifft ein. Nachdem ihm die Fahnder den Durchsuchungsbeschluss gezeigt haben, öffnet er die Türen zur Geschäftsstelle.

8.35 Uhr: WSV-Trainer Peter Radojewski und Leichtathletiktrainer Thomas Ediger fallen aus allen Wolken, als sie von der Durchsuchung erfahren. An dem Plan zur Vorbereitung auf das Testspiel des WSV in Köln werde sich nichts ändern, kündigt Peter Radojewski an.

8.40 Uhr: Aktenordner werden von den Fahndern in der WSV-Geschäftsstelle aus den Regalen gezogen.

9.10 Uhr: In kurzen Zeitabständen treffen WSV-Pressesprecher Dirk Zilles, Geschäftsstellenleiter Helmut Lepiorz und Manager Tobias Gebert am Stadion ein.

11 Uhr: Mannschaftssitzung in den Stadionkatakomben.

12 Uhr: Das WSV-Team bricht nach Köln auf. An den Aufbruch denken die Fahnder da noch lange nicht.

8.30 Uhr: Die Fahnder verschaffen sich Zutritt und transportieren später eine Kisten mit Akten ab.

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